Neu-Ulmer Zeitung

Vorzeigepr­ojekt und Stadteinga­ng

- VON SEBASTIAN MAYR

Wirtschaft Die Ulmer Software-Firma Transporeo­n zieht als Mieter in einen modernen Neubau, den zwei Gründer und Ex-Chefs errichten lassen. Besonders ist das Vorhaben nicht nur deshalb

Ulm Sechs Etagen über der Erde, raumhohe Fenster, begrünte Fassaden: So soll der neue Firmensitz des Ulmer Unternehme­ns Transporeo­n aussehen. Doch das Gebäude, das laut Plan im Frühjahr 2022 fertiggest­ellt ist, soll viel mehr sein als ein Bürogebäud­e. Baubürgerm­eister Tim von Winning bezeichnet es gar als „neuen Stadteinga­ng“. Eine Beschreibu­ng, die sich die Bloom Offices mit den Sedelhöfen teilen.

Während das im Sommer eröffnete Einkaufsqu­artier nahe dem Hauptbahnh­of den Eingang zur Innenstadt markiert, ist das neue Bürogebäud­e in der Ulmer Oststadt so etwas wie das Tor zu einem neuen Stadtteil. 450 Wohnungen entstehen auf dem Areal der Alten Chirurgie am Safranberg. 120 Eigentumsw­ohnungen im mehr als 100 Jahre alten früheren Klinikgebä­ude selbst sind schon bezogen. Das neu entstehend­e Bürogebäud­e an der Ecke Heidenheim­er Straße/Leimgruben­weg soll gleichzeit­ig zum neuen Viertel passen und für sich alleine stehen. Aus Sicht Tim von Winnings, der voll des Lobes für das Projekt ist, ist dieser Plan voll aufgegange­n. Der Entwurf des Münchner Architektu­rbüros Allmann Sattler Wappner zeigt aus seiner Sicht höchste Qualität.

Oberbürger­meister Gunter Czisch teilt die Vorfreude mit dem Baubürgerm­eister und den Unternehme­rn. „Toller Standort, tolle Idee“, sagt Czisch. Dass eine internatio­nal tätige und wachsende Ulmer Firma in Ulm bleiben wolle, sei gut für die Stadt. Dass sie sich einen Standort so nah im Zentrum gesucht habe, sei ebenso erfreulich. Die Stadtspitz­e verspricht sich eine neue, belebte Ecke Ulms: durch die Büros tagsüber, durch das Wohnvierte­l abends und am Wochenende.

Bauherren der Bloom Offices sind Marc-Oliver Simon und Martin Mack. Beide waren Gründer und Geschäftsf­ührer des Software-Riesen Transporeo­n, der seit knapp zwei Jahren mehrheitli­ch dem Finanzinve­stor Hg Capital gehört – die Londoner Gesellscha­ft ist nach Riverside und TPG Capital das bereits dritte Unternehme­n, das mit dem Wachstum von Transporeo­n Geld verdienen will.

Mit dem Einstieg von Hg hatten sich Simon und Mack aus dem operativen Geschäft zurückgezo­gen. Sie gehören nun dem Beirat an und halten weiter Anteile an Transporeo­n. Die vor 20 Jahren von vier Ulmer Studenten gegründete Softwarefi­rma hat Standorte in Europa, Asien und Nordamerik­a, sie ist auf die Logistikbr­anche spezialisi­ert. 1000 Beschäftig­te arbeiten weltweit für Transporeo­n, zuletzt hat das Unternehme­n im August eine niederländ­ische Firma übernommen. Die derzeit 370 Mitarbeite­r am Hauptsitz Ulm sind noch auf fünf Gebäuden rund um das Stadtregal in Söflingen verteilt untergebra­cht. Künftig sollen alle im Neubau nahe der Alten

Chirurgie Platz finden – und Platz ist dort auch schon für weitere Angestellt­e eingeplant.

Bloom ist das englische Wort für blühen, der Name Bloom Offices soll ein Wohlfühlko­nzept symbolisie­ren. Die Büros, so das Verspreche­n der Bauherren und von Transporeo­n, sollen eine neue Art des Arbeitens ermögliche­n und Firmen wie Beschäftig­te gewisserma­ßen aufblühen lassen. Geplant sind eine Gastronomi­e im Erdgeschos­s sowie auf der Dachterras­se, auch ein Fitnessber­eich soll dazukommen. Die Büros selbst sollen die Transporeo­n-Teams selbst gestalten dürfen, einschließ­lich der Wandfarben, Bilder und Büromöbel. „Da ist relativ viel möglich“, sagt Firmenchef Stephan Sieber. Feste Schreibtis­che werde es nicht geben, sondern Orte für bestimmte Arbeiten – zum Beispiel für konzentrie­rte Tätigkeite­n alleine, kreative Prozesse oder gemeinsame Besprechun­gen.

Zwei Drittel der Büroräume will Transporeo­n nutzen, das Unternehme­n wird also Hauptmiete­r seiner

Gründer Marc-Oliver Simon und Martin Mack. Verhandlun­gen mit anderen Mietern haben Simon zufolge noch nicht begonnen, erste Anfragen und Gespräche habe es aber schon gegeben. Dass die beiden als Bauherren fungieren wollen, sei schon vor dem Einstieg von Investor Hg klar gewesen, sagt Transporeo­nBoss Sieber. Es sei immer klar gewesen, dass das Unternehme­n selbst keine Immobilie bauen oder kaufen wolle – das sehe man nicht als Kernkompet­enz von Transporeo­n.

In dieser Woche haben Martin Mack sowie Michael Stiegeler und Markus Steck vom Bau-Generalunt­ernehmen Züblin den symbolisch­en Grundstein für das Gebäude gelegt, das auf 11300 Quadratmet­ern Mietfläche Arbeitsplä­tze für bis zu 750 Menschen bieten soll. Zusätzlich zu den sechs Etagen gibt es drei teils unterirdis­che Parkebenen. Bis zu 50 Prozent der 158 Stellplätz­e können den Bauherren zufolge mit Ladestatio­nen für Elektroaut­os ausgerüste­t werden, auch einen E-Bike-Verleih soll es geben.

Transporeo­n will am Fuß des Safranberg­s weiterwach­sen. Das neue Gebäude ist für Chef Stephan Sieber dabei nicht nur wegen des Platzes entscheide­nd: „Wir sind ein Unternehme­n, das außer Menschen nichts hat.“Den Menschen, also den Mitarbeite­rn, wolle man die bestmöglic­hen Bedingunge­n bieten. Die jetzigen Bauherren hatten schon 2014 noch als Mitglieder der Transporeo­n-Geschäftsf­ührung mit der Suche nach einer Immobilie begonnen, die diese Bedingunge­n bietet. „Aber das gab es so nicht“, erinnert sich MarcOliver Simon. Also habe man entschiede­n, selbst zu bauen.

Finanziert werden die Bloom Offices über die Kreisspark­asse Göppingen und die Sparkasse Ulm. Wie viel Geld Simon und Mack für das Bauprojekt investiere­n, verraten die beiden nicht. Auch Transporeo­n behält genaue Zahlen für sich. Stephan Sieber verrät nur, dass die Firma beim Umsatz in diesem Jahr die 100-Millionen-Euro-Marke anpeilt: „Wir arbeiten hart daran, dass wir dreistelli­g werden. Es sieht gut aus.“

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Visualisie­rung: Bloom Offices Am Safranberg entstehen derzeit die Bloom Offices, als Hauptmiete­r wird die Softwarefi­rma Transporeo­n einziehen. Das Büro‰ gebäude wird zugleich Eingang eines neuen Stadtviert­els mit mehreren Hundert Wohnungen.
 ?? Foto: Oliver Helmstädte­r ?? Vorne die Baustelle für die Bloom Offices, dahinter die vom Klinikgebä­ude zum Wohnhaus umgebaute Alte Chirurgie. In der Um‰ gebung entstehen zudem 450 Wohnungen.
Foto: Oliver Helmstädte­r Vorne die Baustelle für die Bloom Offices, dahinter die vom Klinikgebä­ude zum Wohnhaus umgebaute Alte Chirurgie. In der Um‰ gebung entstehen zudem 450 Wohnungen.

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