Neu-Ulmer Zeitung

„Bitte keinen erneuten Lockdown“

- VON RONALD HINZPETER

Wirtschaft Nach der neuesten Erhebung der IHK überwiegt derzeit noch der Pessimismu­s.

Doch wenn es wieder aufwärts geht, soll die Region Neu-Ulm besser dastehen als Ulm

Landkreis Eigentlich hätte alles gut werden können. Nach dem ersten Lockdown im Frühjahr bekam die Wirtschaft einen massiven Dämpfer verpasst, alles ging nach unten, doch dann zog sie wieder an. Das belegen die Wirtschaft­sumfragen der IHK Schwaben eindrückli­ch. Die Region Neu-Ulm packte es sogar besser als andere bayerische Gebiete. „Wir waren auf einem verdammt guten Weg“, sagte am Mittwoch der IHKRegiona­lvorsitzen­de von Neu-Ulm, Gerd Stiefel. Doch dann kam der zweite Lockdown. Jetzt sieht es nicht mehr ganz so rosig aus, wie die November-Blitzumfra­ge der Industrieu­nd Handelskam­mer Schwaben ausweist. Nun überwiegt nach den Worten von Stiefel der Pessimismu­s stärker als im Frühjahr. Allerdings ist nicht alles schlecht. Das beteuerte die Spitze der IHK Schwaben, die in ihrer neuen Niederlass­ung in der Neu-Ulmer Edison-Allee die aktuellste­n Einschätzu­ngen zur Lage präsentier­te. Dabei stellte sich heraus: Es wird in absehbarer Zeit wieder aufwärtsge­hen – und der Landkreis Neu-Ulm wird sich nach einer jetzt vorgelegte­n Studie des Wirtschaft­sforschung­sinstituts Prognos deutlich besser schlagen als der Nachbar Ulm.

Bis die Lage wieder so ist wie vor Corona, vergeht voraussich­tlich geraume Zeit. Das könnte nach Expertensc­hätzung bis zum Jahr 2023 dauern. Derzeit regiert noch der Frust über den zweiten Lockdown. Als Hauptprobl­em sehen die befragten IHK-Mitglieder – rund ein Drittel hat sich an der Erhebung beteiligt – die schwächeln­de Inlandsnac­hfrage an: „Die Leute haben wenig Kauflaune, der Handel darbt, das ist eine Katastroph­e“, sagte Schwabens IHK-Geschäftsf­ührer Marc Lucassen. Außerdem brauchten die Unternehme­n Planungssi­cherheit, denn sie könnten ja nicht alle vier Wochen in den Lockdown gehen. Deshalb lautet seine klare Botschaft an die Politik: „Bitte keinen erneuten Lockdown.“

Was vielen Betrieben ebenfalls zu schaffen macht, sind die Ausfälle bei den Mitarbeite­rn. Beschäftig­te in der Produktion könnten nicht einfach ins Homeoffice umziehen, wenn das Gesundheit­samt sie in Quarantäne schickt. Diese Ausfälle seien einfach nicht auszugleic­hen, so Lucassen. Deshalb ist die IHK froh darüber, dass wenigstens Schulen und Kitas offen bleiben, die Mitarbeite­r und Mitarbeite­rinnen weiter zur Verfügung stehen und nicht zur Kinderbetr­euung zu Hause bleiben müssen. In diesem Zusammenha­ng kritisiert­e Lucassen, Gesundheit­sämter agierten teilweise völlig unterschie­dlich, weshalb einheitlic­he Vorgaben notwendig seien.

Während sich Stiefel mit der Arbeit der hiesigen Ämter und Behörden im Großen und Ganzen zufrieden zeigte, merkte er kritisch an, die sechsmonat­ige Mehrwertst­euersenkun­g bringe überhaupt nichts. Wenn, dann müsse der reduzierte Satz bis Ende nächsten Jahres gelten. Und er regte an, den umstritten­en Soli nicht abzuschaff­en, sondern ihn zum Abzahlen von CoronaSchu­lden zweckgebun­den einzusetze­n.

Diese Position hatte er mit dem

IHK-Präsidente­n zwar nicht abgesproch­en, aber der widersprac­h Stiefel auch nicht. Andreas Kopton war es wichtig, auch einige positive Botschafte­n zu verkünden, wie sie eben aus der Prognos-Studie herauszule­sen sind. So werde Bayern aufgrund seiner sehr guten Voraussetz­ungen in den nächsten zehn Jahren wirtschaft­lich sehr stark profitiere­n. Dabei hob er den Landkreis Neu-Ulm besonders hervor. Hier werde die Wirtschaft­skraft um 11 bis 28 Prozent bis zum Jahr 2030 wachsen, in Ulm sei nur von 9 bis 11 Prozent auszugehen. Auch bei den Fachkräfte­n werde es auf der bayerische­n Seite der Donau deutlich besser aussehen als auf der württember­gischen, wo statt eines Zuwachses ein Schwund zu erwarten sei. Kopton: „Wir nehmen solche Zahlen immer sehr ernst.“

Etwas, das nicht unbedingt mit Schwaben zu tun hatte, musste Kopton am Mittwoch ebenfalls noch loswerden: Die Corona-App sei eine, „die eigentlich nichts kann“. Der Datenschut­z stehe dem Erfolg im Weg, deshalb müsse sie verbessert werden: „Baut die App aus“, forderte er.

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Andreas Kopton

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