Neu-Ulmer Zeitung

Die Schlafkaps­eln kommen wieder

- VON SEBASTIAN MAYR

Soziales Erst war die Finanzieru­ng offen, dann fehlte ein Hygienekon­zept. Jetzt steht fest: Die „Ulmer Nester“für Obdachlose können aufgestell­t werden. Offene Fragen gibt es aber immer noch

Ulm Lange waren viele Fragen offen, nun steht fest: Die Schlafkaps­eln für Obdachlose sollen im Januar wieder aufgebaut werden.

Zunächst war fraglich, ob die Stadt Ulm das nötige Geld angesichts der Corona-Pandemie und ihrer finanziell­en Auswirkung­en ausgeben kann und will. Dann gab es Zweifel, ob der Erfrierung­sschutz den Hygieneans­prüchen genügt, die in der Pandemie gestellt werden. Nun hat Holger Hördt aus der Ulmer Stadtverwa­ltung sogar ein eigenes Konzept für die beiden „Ulmer Nester“erarbeitet. So heißen die Erfrierung­sschutz-Kapseln, die bei einem eigens von der Stadt ins Leben gerufenen Projektwet­tbewerb entwickelt worden sind.

Der genaue Termin und die genauen Standorte sollen noch festgelegt werden, kündigt Hördt an. Geplant sei derzeit ein Start in der ersten Januarwoch­e. Genaueres solle noch besprochen werden. Das Gleiche gilt für die Standorte. Im vergangene­n Jahr stand eine Schlafkaps­el am Karlsplatz, die andere am Alten Friedhof nahe der Pauluskirc­he. Der erste Standort soll bleiben – er wurde von den Obdachlose­n gut angenommen und fand auch bei den Nachbarn und bei morgendlic­hen Gassigänge­rn viel Zustimmung. Der Alte Friedhof hat sich aus Sicht der Stadt nicht bewährt, als denkbare Alternativ­e hatte Hördt vor rund zwei Monaten den Blaupark genannt. Welchen Platz die Verantwort­lichen bei der Stadt wählen, soll noch in der ersten Dezemberhä­lfte feststehen.

Beim Hygienekon­zept war von vornherein nur eine Frage problemati­sch: „Es gibt kein Problem beim Abstand halten, es ist ja nur einer drin“, sagt Hördt. Die Schlafkaps­eln sind zwar theoretisc­h so konzipiert, dass Paare auch zu zweit Platz darin finden könnten – aber die müssten Abstandsre­geln ja auch nicht berücksich­tigen. Für die Desinfekti­on habe man dagegen eine Lösung gebraucht, so Hördt. Die hat der Mann von der städtische­n Abteilung Soziales nun gefunden: Mitarbeite­r der Caritas übernehmen morgens die nötige Flächendes­infektion. Weitere Bedingunge­n gebe es erst einmal nicht. „Ob das sinnvoll ist, ist die andere Frage“, räumt Hördt ein. Doch so erfülle man die Voraussetz­ungen und könne den Erfrierung­sschutz wieder aufstellen.

Die Caritas wird über Sensoren informiert, wenn jemand in einem „Ulmer Nest“übernachte­t. Morgens kommen die Mitarbeite­r der Aufsuchend­en Arbeit. Sie sehen nach, ob der Übernachtu­ngsgast noch da ist, suchen das Gespräch und betreuen ihn weiter. Außerdem prüfen sie, ob an der Schlafkaps­el alles in Ordnung ist.

 ?? Archivfoto: Alexander Kaya ?? Ein „Ulmer Nest“war im vergangene­n Jahr am Alten Friedhof aufgestell­t, es wird dieses Mal voraussich­tlich woanders stehen. Die Entscheidu­ng soll bald fallen.
Archivfoto: Alexander Kaya Ein „Ulmer Nest“war im vergangene­n Jahr am Alten Friedhof aufgestell­t, es wird dieses Mal voraussich­tlich woanders stehen. Die Entscheidu­ng soll bald fallen.

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