Neue Eiszeit in zwei Orten
Geschäfte Paolo Mazzer vom „Tiziano“übernimmt das Dietenheimer Stadtcafé.
Und auch in Illertissen steht eine Neueröffnung bevor – mitten in der Stadt an bekannter Stelle
Illertissen/dietenheim Eine neue Eiszeit soll bald anbrechen – nicht zwischen, sondern für die Nachbarstädte Illertissen und Dietenheim: Wenn es nach Tiziano-inhaber Paolo Mazzer geht.
Er weiß, viele Geschäfte überstehen den Lockdown wegen der Corona-pandemie nicht. Doch er hat nach der Winterpause seinen Straßenverkauf an der Illertisser Hauptstraße wieder aufgemacht und will zudem expandieren.
Die Eröffnungstermine liegen schon in greifbarer Nähe: Ende März gedenkt er, im Stadtcafé in Dietenheim eine Eisdiele mit Frühstücksservice zu eröffnen. Einen Monat später will er die Illertisser Mitte gastronomisch mit La Piazza im Haus am Markt bereichern. Mazzer gibt zu: „Es ist schon ein bisschen mutig, ausgerechnet dort, wo meine Vorgänger gescheitert sind, versuche ich nun mein Glück.“Beide Male sei er dazu ermuntert worden: In Dietenheim wünsche sich der Bürgermeister eine Neubelebung des Stadtcafés. Und in Illertissen habe ihm der Hauseigentümer am Marktplatz angeboten, ein Eiscafé mit Bistro einzurichten, so Mazzer.
Der sympathische 42-Jährige stammt aus Conegliano in Venetien, dort, wo das Handwerk der Eisherstellung zur Kunst hochstilisiert wurde. Er erzählt: „Ursprünglich sollen ja die Araber vor 1200 Jahren das Wissen mit nach Sizilien gebracht haben, indem sie Eis vom Ätna holten und mit Früchten vermengten.“Doch die Geschichte, die man sich in Venetien erzählt, geht weiter: „Angeblich haben die Amerikaner nach Kriegsende in der Region eine Speiseeismaschine zurückgelassen und die Italiener daran bis zur Perfektion herumgetüftelt.“
Durch die modernen Geräte sei die italienische Gelati-produktion dann so richtig in Schwung gekommen. Und nirgendwo sonst wurde sie wohl so verfeinert wie in Italien. Spätestens ab den 1960er-jahren war in Deutschland kaum eine Eisdiele zu finden, die nicht von einem Italiener geführt wurde.
Mazzer ist allerdings ausgebildeter Konditor. Infolge einer Mehlallergie hat er „geringfügig“die Sparte gewechselt und sich in der Eisproduktion fortgebildet. Gut gelaunt erklärt er: „Die Gastronomie ist ein harter Job mit schwierigen Arbeitszeiten, aber ich bin gerne Eishersteller, weil ich stets auf freundliche Kunden stoße.“Seit 16 Jahren ist er das Gesicht der Illertisser Eisdiele schlechthin – mit seinem Team zunächst im Cortina und ab 2012 im neuen Tiziano. Bis zu 26 leckere Sorten in der Eistheke wollen von der Laufkundschaft entdeckt werden, und für einkehrende Besucher hält der einstige Konditor die süßesten Kreationen in Eis und Sahne bereit. Mazzer erzählt, dass er früher in München arbeitete und dann nach Illertissen kam, um von der befreundeten Familie Silvestri das Cortina zu übernehmen. „Ich wohne gerne hier, Illertissen ist fast zur Heimat geworden“, bekennt er.
In den beiden neuen Lokalen wird selbstredend ganz viel Eis verkauft, jedoch sollen sie noch weiteren Ansprüchen genügen. In Dietenheim wird neben kleinen Snacks auch ein Frühstück gereicht. Mazzer gefällt das Stadtcafé mit seinem zentralen Standort. Auch die Lage am Illertisser Marktplatz hält er für ideal, um ein Eiscafé mit Tortenauswahl und Bistro-gerichten zu etablieren – wohlgemerkt kein Restaurant, wie er ausdrücklich betont.
Den besonderen Charme sieht er in den Möglichkeiten der Außenbestuhlung, aber auch der Winterbewirtschaftung mit Kaffee und Kuchen, Wein oder wenigen kleinen Gerichten bei wechselnder Speisekarte.
Diese werde in der Verantwortung des neuen Kochs Amedeo Melas aus Porto Cervo in Sardinien liegen, informiert Mazzer. Melas verfüge über 20-jährige Berufserfahrung in Deutschland mit Arbeitsstellen zwischen Karlsruhe und Pforzheim.
Dass sich das Tiziano und La Piazza in Illertissen gegenseitig die Kundschaft wegnehmen, befürchtet Mazzer nicht. Obgleich am Ende alle drei Eislokale innen die Handschrift des gleichen italienischen Architekten tragen werden, in ihrer Art seien sie doch unterschiedlich konzipiert und hoffentlich so, dass sich jedes Publikum angesprochen fühlen könne, wünscht sich der italienische Eisexperte. Ach ja, und seine eigene Lieblings-eissorte? „Derzeit Haselnuss-joghurt“, sagt er.