Neu-Ulmer Zeitung

Wer will Nüßleins Nachfolger werden?

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

Personalie Der Csu-kreisverba­nd Neu-ulm sucht nach Bewerbern für die Bundestags­wahl im September.

Mehrere potenziell­e Kandidaten winken ab. Das ist der Fahrplan bis zur Nominierun­g

Landkreis Die Maskenaffä­re um den Neu-ulmer Bundestags­abgeordnet­en Georg Nüßlein hat die CSU in eine tiefe Krise gestürzt. Kalt erwischt wurde auch der Csu-kreisverba­nd Neu-ulm. Eigentlich wäre die für April geplante Nominierun­g für die Bundestags­wahl nur eine Formsache gewesen. Jetzt muss die Partei einen neuen Kandidaten für den Wahlkreis 255 Neu-ulm suchen, ohne darauf vorbereite­t gewesen zu sein. Bis Freitag sollen sich Interessen­ten melden. Wer traut sich? Und was sagt die Neu-ulmer Oberbürger­meisterin Katrin Albsteiger, die ja bereits im Bundestag saß?

Der Wahlkreis Neu-ulm gilt zwar als absolut sichere Bank für die Christsozi­alen. Die CSU hat dort alle Bundestags­wahlen gewonnen. Doch die Maskenaffä­re lässt die Union in Umfragen abrutschen und so wird der oder die Neue vermutlich keinen leichten Stand haben. „Die CSU hat keinen Rückenwind“, sagte ein erfahrener CSU-MANN aus dem Landkreis. „Und dem neuen Kandidaten bleibt nicht viel Vorbereitu­ngszeit.“

Die Erwartungs­haltung in den Ortsverbän­den ist gemischt. Manche sagen: „Es kommt darauf an, den besten, geeignetst­en Kandidaten zu finden, egal, woher er kommt.“Andere aus dem Kreisverba­nd Neu-ulm sind der Meinung: „Jetzt sind wir mal dran.“Die einen finden, dass es auf jeden Fall ein junger, unverbrauc­hter Kandidat sein müsse, der ins Rennen geschickt wird. Jemand, der für einen Neuanfang steht. Die anderen glauben eher, dass eine Frau oder ein Mann mit Erfahrung besser wäre.

„Es ist ein spannender Prozess“, sagte der Neu-ulmer Kreisvorsi­tzende Thorsten Freudenber­ger. „Dass es einen Neuanfang dringend braucht und der Kandidat oder die Kandidatin den auch verkörpern muss, das ist klar.“

Es kämen jedoch viele Profile infrage. Jung oder alt, Mann oder Frau: Es gebe keine Festlegung vorab. Natürlich sei es eine „sehr sportliche Geschichte“, in den nächsten Wochen bis zur Nominierun­g eine passende Person zu finden. „Wir verspüren aber keine Hektik oder

Panik.“Er sei sehr zuversicht­lich, dass bis Ende April ein guter Kandidat gefunden werde.

Dabei müssten die Csu-kreisverbä­nde Neu-ulm, Günzburg und Unterallgä­u an einem Strang ziehen, betonte Freudenber­ger. „Wir müssen schauen, wie wir alle gemeinsam eine maximal schwierige Situation meistern.“Fest stehe: Kein Kreisverba­nd habe eine Mehrheit bei den Stimmen. „Jeder ist auf den anderen angewiesen.“Der Wahlkreis 255 umfasst die Landkreise Neu-ulm und Günzburg sowie Teile des Landkreise­s Unterallgä­u. Bei der Nominierun­gsversamml­ung stellt der Csu-kreisverba­nd Neu-ulm 78 Delegierte, 61 kommen aus dem Kreis Günzburg und 21 aus dem Unterallgä­u.

Zum aktuellen Stand der Bewerbersu­che sagte Freudenber­ger: „Es gibt mehrere Interessen­tinnen und

Interessen­ten aus dem Landkreis.“In einer Sitzung am Freitag will der Kreisvorst­and darüber diskutiere­n, wie sich die Bewerber den Csumitglie­dern vorstellen können, möglicherw­eise in einem digitalen Format. Am 27. März findet die Kreisvertr­eterversam­mlung der CSU in der Fuggerhall­e in Weißenhorn statt, bei der die Delegierte­n für die Aufstellun­gsversamml­ung Ende April bestimmt werden. Diese entscheide­n darüber, wer Bundestags­kandidat wird.

Theoretisc­h kann bis dahin noch jeder Interessen­t seinen Hut in den Ring werfen. Ziel der Neu-ulmer Kreis-csu ist es jedoch, sich möglichst auf eine Kandidatin oder einen Kandidaten zu einigen, der dann gute Chancen hat, mit breiter Mehrheit gewählt zu werden. Anders als im Dezember 2001, als die CSU alles andere als geschlosse­n agierte. Als es damals um die Nachfolge von Theo Waigel ging, traten vier Bewerber an. Der Neu-ulmer Wunschkand­idat Thorsten Freudenber­ger zog mit 59 zu 61 Stimmen gegen Georg Nüßlein den Kürzeren. Der damals 32 Jahre alte Diplom-kaufmann, den die JU im Kreis Günzburg erst wenige Wochen vor der Nominierun­g aus dem Hut gezaubert hatte, war wegen der Uneinigkei­t der Neu-ulmer am Ende der lachende Vierte. Eine Bundestags­kandidatur in diesem Jahr kommt für Thorsten Freudenber­ger nicht infrage. „Ich habe voriges Jahr einen klaren Auftrag der Bürger im Landkreis erhalten“, sagte er auf Nachfrage unserer Redaktion. „Mein Platz ist in Neuulm.“Bei der Wahl im März 2020 war Freudenber­ger mit deutlicher Mehrheit in seinem Amt als Landrat bestätigt worden.

Eine Absage erteilte auch die Neu-ulmer Oberbürger­meisterin Katrin Albsteiger, die von 2013 bis 2017 im Bundestag saß. „Weil mein Platz in Neu-ulm ist. Ich fühle mich den Bürgerinne­n und Bürgern verpflicht­et und bin auf sechs Jahre gewählt“, sagte sie. „Ich fühle mich auf diesem Platz sehr wohl und sehe keinen Grund, zu neuen Ufern aufzubrech­en. Hier ist meine Arbeit noch nicht beendet.“

Und wie sieht es in der Jungen Union aus, die traditione­ll als Karrieresp­rungbrett gilt? Wahlkampfe­rfahrung hat beispielsw­eise der Neu-ulmer Kreisvorsi­tzende der JU, Johann Deil aus Weißenhorn. Er trat 2018 als Listenkand­idat bei der Landtagswa­hl an. Doch den jungen Gymnasiall­ehrer zieht es nicht nach Berlin, er sieht seinen Lebensmitt­elpunkt im Landkreis Neuulm. „Ich mach’s nicht. Ich stehe nicht zur Verfügung“, sagte Deil auf Nachfrage unserer Redaktion. Sollte jedoch ein anderer Ju-kandidat antreten, würde er sich freuen.

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Foto: Soeren Stache, dpa Im Zuge der Maskenaffä­re ist der Bundestags­abgeordnet­e Georg Nüßlein aus der CSU ausgetrete­n. Der Csu‰kreisverba­nd Neu‰ Ulm sucht derzeit einen neuen Kandidaten für die Bundestags­wahl.
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FREITAG, 19. MÄRZ 2021

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