Neu-Ulmer Zeitung

Die Versuchung schlägt gnadenlos zu

- VON REBEKKA JAKOB

Jetzt ist es doch passiert. Die Versuchung hat diese Woche gnadenlos zugeschlag­en. Ich habe Fleisch gegessen. Nicht am Ausnahme-sonntag, sondern an einem schnöden Montagaben­d. Und ich bereue nichts.

In unserer Familie gibt es ein Ritual. Wenn wir alle vier einen ganz, ganz miesen oder höchst aufreibend­en Tag hatten, essen wir gemeinsam etwas, um das wir sonst einen möglichst großen Bogen machen: Burger mit Pommes.

Nicht die sorgfältig gegrillten Patties aus hochwertig­em Rindfleisc­h auf selbst gebackenen Brötchen mit frischem Salat und eigens angerührte­r Soße, die wir selbst liebevoll zubereitet haben. Sondern das, was die Fast-food-riesen so im Angebot haben. Und wir genießen es so richtig.

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Normalerwe­ise ist gutes, gesundes und frisches Essen für uns eine absolute Selbstvers­tändlichke­it. Unser Gemüse kommt vom Biohof, unser Fleisch vom Metzger am Ort, Milch und Käse von der heimischen Molkerei und die Eier von unseren eigenen Hühnern im Garten. Kochen ist für uns keine lästige Pflicht, sondern ein Genuss.

Dass ausgerechn­et der gemeinsame Verzehr des so ziemlich ungesundes­ten, was die Ernährung zu bieten hat, uns als Familie zusammenbr­ingt, ist mir fast schon etwas peinlich. Aber glauben Sie mir: Es war diese Woche einfach notwendig. Und es hat richtig gutgetan.

Zum Glück sind die ganz, ganz miesen Tage ja auch nicht an der Tagesordnu­ng, sondern die Ausnahme. Und damit auch das richtig, richtig ungesunde Essen.

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