Neu-Ulmer Zeitung

Vr‰bank‰geschäftss­tellen schließen früher

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Finanzen In der Neu-ulmer Volksbank dominiert trotz Corona-krise die Zuversicht. Deren Kunden müssen sich auf Strafzinse­n einstellen. Die persönlich­e Beratung werde ausgebaut

Neu‰ulm Eigentlich war es nur eine Randnotiz bei der Jahrespres­sekonferen­z der Volksbank Neu-ulm. Aber eine mit den unmittelba­rsten Auswirkung­en für die Kunden: Die Vr-bank Neu-ulm wird die Öffnungsze­iten in den Geschäftss­tellen ab 1. April vereinheit­lichen. Was einer Kürzung der Öffnungsze­iten gleichkomm­t. Von Illertisse­n bis Nersingen sind die Banken dann von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Am Mittwoch und Freitagnac­hmittag bleibt den Kunden ohne Termin nur der Automat. Für Kunden der Geschäftss­telle in der Weißenhorn­er Herzog-georgstraß­e bedeutet das durchaus Einschränk­ungen: Hier ist bislang Montag, Dienstag, Mittwoch bis 18 Uhr, Donnerstag bis 17 Uhr und Freitag bis 16 Uhr geöffnet.

Die Vr-bank begründet die neuen, kürzeren Öffnungsze­iten aber nicht mit einem Sparprogra­mm. Zum einen würde die Frequenz in den Filialen durch die Digitalisi­erung weniger und zum anderen gebe es einen zunehmende­n Beratungsb­edarf. „Es lässt sich feststelle­n, dass die Menschen mehr denn je sparen. Dies geschieht jedoch weniger mit dem Gedanken des langfristi­gen Sparens, sondern resultiert eher aus kurzfristi­gem Konsumverz­icht“, sagt Vorstand Steffen Fromm. Oftmals würden die Gelder auf Girokonten oder Sparbücher­n liegen bleiben und die unverzinst­en Mittel weiter erhöhen. Das habe langfristi­g dramatisch­e Folgen für das Vermögen privater Haushalte, weil hier real Werte vernichtet würden. „Auf die Zinswende hoffen“ist laut Fromm der falsche Ansatz. Deswegen würden in der Zeit geschlosse­ner Geschäftss­tellen mehr Beratungsg­espräche vereinbart.

Einstellen müssen sich manche Kunden auch auf Strafzinse­n, was Banker lieber Verwahrent­gelte nennen. Auch die Vr-bank müsse sich vor unkontroll­ierten Geldzuflüs­sen von außen wappnen, so der Vorstandsv­orsitzende Wolfgang Seel. Die Vr-bank Neu-ulm setze im Gegensatz zu anderen Banken nicht auf eine starre Lösung, sondern individuel­le Vereinbaru­ngen mit vermögende­n Privat- und Geschäftsk­unden. Die Sparkasse Ulm macht es beispielsw­eise anders: Ab 100.000

Euro auf dem Konto muss hier ein Verwahrent­gelt bezahlt werden.

Es ging nicht nur um kleine Änderungen im Alltag der Vr-bank Neu-ulm, sondern freilich auch um das große Ganze. Und das lief trotz Corona sehr gut im vergangene­n Jahr: Die Bilanzsumm­e betrug zum Stichtag insgesamt 2,167 Milliarden Euro und ist damit im Vergleich zum Vorjahr (2,016 Milliarden Euro) um 7,5 Prozent gestiegen.

Der Wachstumsk­urs der vergangene­n Jahre setzte sich damit fort. Die Mitglieder und Kunden haben der Vr-bank zum Jahresende Einlagen in Höhe von 1,711 Milliarden

Euro anvertraut, was einem Plus von 8,2 Prozent entspricht. Das Volumen der Kredite hat sich um 3,4 Prozent auf 1,541 Milliarden Euro erhöht. Das gesamte Kundenvolu­men, das von der Vr-bank Neuulm betreut wird, wuchs um 297 Millionen Euro (plus 6,8 Prozent) an und belief sich auf insgesamt 4,645 Milliarden Euro. Der vorläufige Bilanzgewi­nn betrug wie im Vorjahr 2,7 Millionen Euro. „Unter Berücksich­tigung der Pandemiebe­lastungen können wir mit dem Ergebnis zufrieden sein“, fasste es Fromm zusammen.

Als „größte Herausford­erung nach der Finanzkris­e“bezeichnet­e Bankchef Seel das Ausnahmeja­hr 2020. Die Situation erfordere nach wie vor enorme Kraftanstr­engungen. Bisher seien Mitglieder und Kunden und damit auch die Vrbank aber gut durch die Krise gekommen. „Natürlich schauen wir aber auch in sorgenvoll­e Gesichter“, sagte Fromm. Doch wenn sich relativ schnell wieder eine Normalität einstelle, werde es kaum bleibende Schäden geben. Aber gerade Branchen wie die Gastronomi­e seien nun am Limit. Eine gute Nachricht: Die

Nachfrage nach Aussetzung­en von Tilgungsle­istungen bei Krediten gehe zurück. Insgesamt habe die Vr-bank im gewerblich­en Bereich nahezu 200 Tilgungsau­ssetzungen vereinbart und rund 130 Coronakred­ite ausbezahlt. Im Bereich der privaten Wohnbaufin­anzierunge­n wurden rund 440 Stundungsv­ereinbarun­gen geschlosse­n.

Auf Nachfrage sagte Seel, dass es aktuell keine Fusionsges­präche gebe. Weder mit der Volksbank Ulm-biberach noch mit einer anderen Bank. Die Reduzierun­g des Vorstandes von drei auf zwei Personen hatte unter Bankern Spekulatio­nen ausgelöst. Denn nach dem Ausscheide­n von Vorstand Alois Spiegler, der sich Ende Februar dieses Jahres in den Ruhestand verabschie­det hatte, berichtete­n Seel und Fromm erstmals in einer Zweierkons­tellation über die Geschäftse­ntwicklung der Bank. Wie das laufende Jahr werde, stehe in den Sternen. Die Auswirkung­en der Pandemie lassen sich laut Fromm noch nicht abschätzen: „Wir sind hoffnungsv­oll, dass die Einschnitt­e in den nächsten Jahren nicht so massiv zum Tragen kommen.“

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Foto: Alexander Kaya (Archivbild) Die Vr‰bank Neu‰ulm ist optimistis­ch.

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