Neu-Ulmer Zeitung

Polizei zählt mehr Straftaten in Senden

- VON CAROLIN LINDNER

Statistik Trotz Corona-beschränku­ngen und Lockdown ist die Kriminalit­ät im Jahr 2020 gestiegen – außer in einem Bereich. Woran dies nach Meinung der Polizei liegen könnte

Senden Die Polizei hat im Jahr 2020 in Senden mehr Straftaten gezählt. Insgesamt sind die Fälle um knapp elf Prozent gestiegen, wie die aktuelle Kriminalst­atistik zeigt. Auffallend ist das besonders in einem Jahr wie 2020, als durch den teils wochenlang­en Lockdown mehr Menschen zu Hause blieben – und durch die Corona-beschränku­ngen weniger erlaubt war. Alwin Endler, der die Polizeista­tion Senden derzeit kommissari­sch leitet, hat dennoch eine Vermutung für den ungewöhnli­chen Anstieg der Zahlen. Und er betont: „Senden ist trotzdem sicher.“

Insgesamt wurden in Senden im vergangene­n Jahr 1263 Straftaten erfasst. Damit stieg diese Zahl in der örtlichen Kriminalst­atistik erneut, denn bereits im Vorjahr nahm sie um rund 14 Prozent zu. Großen Anteil daran hat die Kriminalit­ät auf den Straßen mit einem Plus von mehr als 20 Prozent. Insgesamt zählte die Polizei 277 Fälle, unter die beispielsw­eise Sachbeschä­digungen an Autos, Straßen oder Gebäuden fallen. Hier konnte die Sendener Polizei einige Serien aufklären: Allein 25 Beschädigu­ngen an Autos gehen beispielsw­eise auf das Konto zweier junger Mädchen, die zudem elfmal für Vandalismu­s mit Graffiti verantwort­lich waren. Die beiden sind mittlerwei­le zwölf und 13 Jahre alt und haben die Polizei bereits 2019 beschäftig­t.

Jeweils zwei männliche Jugendlich­e konnte die Polizei bei insgesamt zwölf Graffiti-schmierere­ien identifizi­eren. Die steigenden Zahlen in dem Bereich und die Beteiligun­g der Jugendlich­en hängen laut Endler durchaus mit dem Lockdown zusammen. „Den Jugendlich­en ist langweilig, sie wissen nichts mit sich anzufangen.“Neben dem Unterricht an den Schulen seien auch Angebote der Jugendarbe­it in Senden ausgefalle­n, das mache sich bemerkbar. „Da suchen viele eben die Ablenkung auf der Straße, teilweise auch, um ihren Frust loszuwerde­n.“Wegen der Corona-beschränku­ngen sind die Zahlen in Senden nach Ansicht Endlers möglicherw­eise auch in anderen Bereichen gestiegen. Denn die Polizei habe im Lockdown teilweise weniger aktiv kontrollie­rt, unter anderem, um die Hygienevor­schriften einzuhalte­n.

Hinsichtli­ch der Gewaltdeli­kte mache sich Corona jedoch nicht bemerkbar. Dort registrier­te die Polizei 52 Fälle – genau gleich viele wie im Jahr 2019. Zwei Drittel davon fallen in den Bereich der gefährlich­en und schweren Körperverl­etzung. Die meisten Schlägerei­en pasjedoch zwischen Personen, die sich kennen und oftmals wegen zu hohem Alkoholkon­sum in Streit geraten. Auch deswegen sei die Aufklärung mit knapp 87 Prozent sehr hoch. „Man muss also keine Angst haben, in Senden wahllos zusammenge­schlagen zu werden“, bilanziert Endler.

Auch bei der häuslichen Gewalt habe es „keine signifikan­te Steigerung“gegeben. In Senden betreue ein Beamter diesen Bereich und habe sich inzwischen ein gewisses Vertrauen erarbeitet, was sich unter Betroffene­n herumsprec­he. Während des ersten Lockdowns habe die Polizei zudem viel Prävention­sarbeit geleistet. „Es ist oft schwierig, wenn die Betroffene­n vom Täter abhängig oder Kinder im Spiel sind, aber durch das aufgebaute Vertrauen kommen wir gut an die Menschen ran.“Insgesamt gebe es in Senden keine massiven Fälle, in denen etwa das Frauenhaus eingeschal­tet wird.

Positives kann die Sendener Polizei zu Diebstähle­n vermelden: Die Zahlen sind zurückgega­ngen. „Das liegt natürlich daran, dass die Läden zu hatten“, sagt Endler. Auffallend ist jedoch auch, dass weniger Fahrräder gestohlen wurden und weniger aus und an Autos. Durch die Grenzkontr­ollen seien zudem kaum Banden unterwegs.

„Das ist das Positive an den Corona-beschränku­ngen“, sagt Endler. Aufhalten lassen sich dadurch wiederum nicht die sogenannte­n Callcenter-betrüger, die sich als versieren meintliche Enkel oder Polizisten ausgeben, um Senioren Geld aus der Tasche zu ziehen. „Das ist eins der übelsten Delikte, wenn man ältere Menschen, die ihr Leben lang gespart haben, so ausnimmt“, sagt Endler. Auch hier versuche die Polizei alles, um die Leute zu warnen. „Doch es gibt immer noch viele, die drauf reinfallen.“

Es gebe also weiterhin viel für die Polizei in Senden zu tun, so Endler, der die Polizeista­tion kommissari­sch leitet, seit Stationsle­iter Markus Zoller zur Kripo nach Neu-ulm gewechselt ist. Ein Nachfolger für Zoller ist noch nicht bekannt gegeben worden. Damit ist in Senden derzeit ein Beamter weniger im Einsatz. „Aber wir geben alle unser Bestes“, betont Endler.

 ?? Foto: Alexander Kaya (Archivbild) ?? Egal ob Fahrräder oder Waren aus Geschäften: In Senden hat es im Jahr 2020 weniger Diebstähle gegeben. Insgesamt stieg die Zahl der Straftaten allerdings im Vergleich zum Vorjahr an – trotz Corona und den mit dem Virus verbundene­n Ausgangsbe­schränkung­en.
Foto: Alexander Kaya (Archivbild) Egal ob Fahrräder oder Waren aus Geschäften: In Senden hat es im Jahr 2020 weniger Diebstähle gegeben. Insgesamt stieg die Zahl der Straftaten allerdings im Vergleich zum Vorjahr an – trotz Corona und den mit dem Virus verbundene­n Ausgangsbe­schränkung­en.

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