Neu-Ulmer Zeitung

Applaus für den Ulmer Dino

- VON PIT MEIER

Basketball‰bundesliga Per Günther spielt nach schwierige­n Jahren wieder eine starke Saison.

Das wirft eine Frage auf, auf die es vermutlich schon bald eine absehbare Antwort gibt

Ulm Diese Fragen kommen in Ulm zuverlässi­g bei jedem Pressegesp­räch mit Per Günther. Sie werden sicher auch Rickey Paulding in Oldenburg und Quantez Robertson in Frankfurt oft gestellt: Wann wird der Vertrag verlängert? Oder ist das vielleicht schon passiert? Im Fall von Per Günther nicht, aber der Kapitän wird mit fast absoluter Sicherheit eine weitere Saison für Ratiopharm Ulm in der Bundesliga spielen. Vor dem Derby am Samstag (18 Uhr) gegen Ludwigsbur­g sagte Günther: „Ich will auf jeden Fall noch ein Jahr spielen. Meine Verträge kann ich nicht alleine machen, aber ich schätze mal, das wir das innerhalb des nächsten Monats hinbekomme­n.“

Per Günther spielt seit 2008 für Ulm, Rickey Paulding ist sogar noch ein Jahr länger in Oldenburg und Quantez Robertson immerhin auch schon seit 2009 bei den Frankfurte­r Skyliners. Gibt es so etwas wie einen internen Wettbewerb unter den Dinos der Basketball-bundesliga, wer am längsten durchhält? Den gibt es natürlich nicht und mit dem 38-jährigen Paulding will sich der 33-jährige Günther auch gar nicht vergleiche­n: „Rickey spielt die vielleicht beste Saison seiner Karriere.“Aber auch der Ulmer Kapitän spielt eine sehr gute. Eine, die ihm viele Beobachter nicht mehr zugetraut hätten nach einigen Jahren, in denen er von Verletzung­en geplagt und gehandicap­t wurde. Günther selbst sagt: „Man sieht es sicher auch von außen, dass ich einen halben Schritt

Nur ein Fehlversuc­h bei 76 Freiwürfen

schneller bin als noch vor einem Jahr.“Was sehr wichtig ist für einen Basketball­profi mit seiner Statur. Wer nicht groß ist, der sollte wenigstens schnell sein, denn dann ist er von der gegnerisch­en Verteidigu­ng schwer zu kontrollie­ren. Die Statistik belegt das: 76 Mal war Günther in dieser Saison schon an der Freiwurfli­nie, 75 seiner Versuche waren erfolgreic­h. Es ist also keine gute Idee, einen Per Günther mit einem Foul zu stoppen.

Was Günther vor allem von Paulding unterschei­det: Der klare Chef der Mannschaft ist nicht (mehr) er, das ist in dieser Saison Troy Caupain. Die Rolle des Kapitäns ist in jedem Spiel auch ein bisschen davon abhängig, was der Platzhirsc­h auf der Position des Spielmache­rs abliefert. Günther gesteht: „Es ist nicht immer einfach, wenn man nicht so genau weiß, was auf einen zukommt.“Grundsätzl­ich hat er sich aber schon vor einigen Jahren mit dieser Situation arrangiert und sich nie beklagt.

Als einer der wenigen Amerikaner in der Ulmer Mannschaft liefert Caupain ja zuverlässi­g starke Leistungen ab. Auch bei der blamablen Ulmer 77:92-Niederlage in Vechta am vergangene­n Samstag war er mit 22 Punkten und vier direkten Korbvorlag­en einer der ganz wenigen Spieler seiner Mannschaft mit Normalform. Günther beschreibt die Reaktion seiner Teamkolleg­en: „Wir sind am Montag alle wieder zur Arbeit gegangen. Ich hatte das Gefühl, dass die Stimmung im Training sehr konzentrie­rt war, wenn auch nicht lustig, positiv und ausgelasse­n. Es wird dann eher wütend gearbeitet.“

Harte Arbeit wird auch am Samstag gegen Ludwigsbur­g nötig sein. Nach ihrer Niederlage gegen den damaligen Tabellenle­tzten Vechta wollen die Ulmer jetzt schließlic­h nicht mehr und nicht weniger als einen Sieg gegen den Tabellener­sten. Der Ulmer Trainer Jaka Lakovic sagt: „Es wird wie immer gegen eine Ludwigsbur­ger Mannschaft darum gehen, ebenso viel Aggressivi­tät und Physis zu zeigen wie der Gegner. Wenn wir das schaffen, dann können wir mithalten.“

Der Derby-klassiker in der Basketball-bundesliga war über Jahre

Ulm gegen Tübingen. Weil Tübingen abgestiege­n ist, muss nun eben das Spiel gegen Ludwigsbur­g herhalten. Das wird wie seit Monaten alle anderen Partien ohne Zuschauer ausgetrage­n, so etwas wie ein Derbychara­kter wird dadurch erst recht kaum zu spüren sein. Per Günther versichert zwar: „Deswegen wird das kein schlappes Gezocke.“Aber auch der Ulmer Kapitän weiß: „Die letzten fünf Prozent, die man ansonsten als Spieler gegen Ludwigsbur­g, aber auch gegen Bamberg oder die Bayern spürt, die fehlen.“Auch deswegen will er seine lange Karriere um mindestens ein weiteres Jahr verlängern.

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