Neu-Ulmer Zeitung

Alfred Sauter lässt Csu‰vorsitz ruhen

- VON MICHAEL LINDNER, ALEXANDER SING UND PETER BAUER

Personalie Der Csu-landtagsab­geordnete zieht erste Konsequenz­en aus den Ermittlung­en gegen ihn: Er gibt den Kreisvorsi­tz

in Günzburg vorerst auf. Wie es nun weitergeht und welche möglichen Bundestags­kandidaten abwinken

Landkreis In der Masken-affäre innerhalb der CSU steht der Günzburger Kreisverba­nd im Zentrum. Mit Georg Nüßlein, Alfred Sauter und Manfred Krautkräme­r sind drei der fünf Beschuldig­ten Mitglieder im Kreisverba­nd. Der Bundestags­abgeordnet­e Nüßlein aus Münsterhau­sen ist bereits aus der Partei ausgetrete­n, nun zieht auch Alfred Sauter eine erste Konsequenz: Er lässt sein Amt als Kreisvorsi­tzender ruhen.

Diese Nachricht teilte der stellvertr­etende Kreisvorsi­tzende Georg Schwarz auf Nachfrage unserer Redaktion mit. Mit diesem Entschluss wolle Sauter laut Schwarz Schaden vom Kreisverba­nd, den er seit 26 Jahren führt, abwenden und ihn so aus der Schusslini­e nehmen. Sauter sei dem Vernehmen nach von sich aus mit diesem Schritt auf den Kreisverba­nd zugekommen. „Er hat uns Stellvertr­eter beauftragt, den Kreisverba­nd zu führen, bis die Sache geklärt ist. Als Dienstälte­ster in der Runde übernehme ich nun kommissari­sch das Amt des Vorsitzend­en“, sagt Schwarz, der neben Stephanie Denzler, Roland Kempfle und Christa Wenninger einer von vier Stellvertr­etern der Kreis-csu ist. Die Günzburger Stadt-, Kreisund Bezirksrät­in Denzler, die als Vorsitzend­e des Trägervere­ins der Kinderbetr­euungseinr­ichtung Kids & Company wegen zu viel erhaltener Fördermitt­el zuletzt in die Kritik geraten ist, bestätigt die neue Aufgabenve­rteilung im Günzburger Csu-kreisverba­nd: „Alfred Sauter hat uns Stellvertr­eter am Mittwochab­end gebeten, vorläufig seine Aufgaben zu übernehmen.“Die bevor

Aufgaben für den Kreisverba­nd sind alles andere als einfach: Wie soll es gelingen, das verspielte Vertrauen in der Bevölkerun­g zurückzuge­winnen?

Denzler sieht „schwere Zeiten auf unseren Kreisverba­nd zukommen“. Wie das in den nächsten Wochen und Monaten gelingen soll, sei eine riesige Herausford­erung – denn: „In den vergangene­n 14 Tagen ist viel auf uns eingeprass­elt“, sagt Denzler.

Monika Wiesmüller-schwab ist seit 2014 stellvertr­etende Landrätin und zudem Beisitzeri­n im Kreisverba­nd der CSU. Die 1969 geborene Thannhause­rin war in den vergangene­n Jahren mit Nüßlein und Sauter oft im Wahlkampf unterwegs. „Ich kenne beide gut und auch mit Blick darauf denke ich gerade immer wieder, das kann doch alles nicht wahr sein“, sagt sie. Aber die klare Reaktion der Csu-parteispit­ze in München deute darauf hin, dass an den massiven Vorwürfen „etwas dran“sein könnte. „Und das erschütter­t mich.“Direkten Kontakt hätte sie seit Bekanntwer­den der Ermittlung­en weder mit Nüßlein noch mit Sauter gehabt. Sie selbst werde von vielen Menschen auf das Thema angesproch­en. Es bestehe die Gefahr, dass die Ereignisse in den vergangene­n Tagen die Politikver­drossenhei­t bei vielen verstärke.

Jemand, der sich in der Lokalpolit­ik bestens auskennt, ist Günter Treutlein. Der Kassenprüf­er der Kreis-csu sitzt seit 43 Jahren im Günzburger Stadtrat und war 24 Jahre lang Kreisrat. Er erfuhr am Freitagvor­mittag von Sauters Entscheidu­ng, den Kreisvorsi­tz vorerst ruhen zu lassen. Das habe ihn einerseits überrascht, anderersei­ts sei es „vielleicht auch besser, die Kontakjetz­t zu reduzieren, um alles in ruhigeres Fahrwasser zu bringen“. Für die CSU im Landkreis sei die Gesamtsitu­ation momentan alles andere als einfach. Zuerst die Maskenaffä­re um Nüßlein und dessen Schweigen, dann die Situation mit Kids & Company und Denzler und nun auch noch die Causa Sauter. Treutlein stellt aber klar: „Hier wird vieles in einen Topf geworfen, obwohl die Sachlagen unterschie­dlich sind.“

Im Gegensatz zu Sauter werde Manfred Krautkräme­r sein Amt als Schatzmeis­ter des Csu-kreisverba­nds weiter ausüben. „Hier geht es ja um nichts Politische­s, sondern um seine Tätigkeit als Wirtschaft­sprüstehen­den fer und Steuerbera­ter“, sagt Georg Schwarz. Zu den Enthüllung­en rund um die Machenscha­ften seiner Parteikoll­egen betont der neue Csukreisch­ef: „Ich war auch geschockt, als ich davon erfahren habe. Juristisch wird das noch zu klären sein. Aber auf der moralische­n Seite habe ich Verständni­s für all jene Parteimitg­lieder und auch Bürger, die jetzt ihren Unmut zeigen.“

Eine andere große Aufgabe der Kreis-csu: Wie geht es mit der Suche nach einem Csu-direktkand­idaten des Wahlkreise­s Neu-ulm für den Bundestag weiter? Darauf liegt vorerst das Hauptaugen­merk. Der Wahlkreis 255 umfasst die Landkreise Neu-ulm und Günzburg sote wie Teile des Landkreise­s Unterallgä­u. Bei der Nominierun­gsversamml­ung stellt der Csu-kreisverba­nd Neu-ulm 78 Delegierte, 61 kommen aus dem Kreis Günzburg und 21 aus dem Unterallgä­u. Ende April entscheide­n die zuvor gewählten Delegierte­n bei der Aufstellun­gsversamml­ung darüber, wer Bundestags­kandidat für die CSU im Wahlkreis wird. Bis einschließ­lich Freitag, 19. März, konnten sich die Kandidaten bei den jeweiligen Csukreisve­rbänden bewerben. Wenn es um Namen geht, gibt sich Denzler bedeckt – so wie die meisten Parteimitg­lieder. Nach Informatio­nen unserer Redaktion würden viele Csuler einen jungen, unverbrauc­hten

Kandidaten beziehungs­weise Kandidatin bevorzugen, doch auch hier werden keine Namen genannt.

Eines ist aber klar: Denzlers Name ist nicht darunter, das stellt die Günzburger­in auf Nachfrage unserer Redaktion klar. Die Gründe dafür seien vielfältig: Sie habe zwei schulpflic­htige Kinder, Berlin sei zu weit weg. „Ich sehe meinen Platz hier in der Region“, sagt Denzler.

Natürlich steht in diesen Tagen auch die Frage im Raum, ob sich Wiesmüller-schwab selbst eine Kandidatur für den Bundestag vorstellen könne. Dies komme für sie nicht infrage, sagt die Architekti­n, die 2008 erstmals für die CSU in den Thannhause­r Stadtrat gewählt wurde. Gleicherma­ßen sagt sie, dass die jüngsten Ereignisse die Kandidaten­suche für die CSU erschweren könnten. Möglicherw­eise würde es sich der eine oder andere jetzt genau überlegen, ob er angesichts der schwierige­n Situation kandidiere­n möchte. Wenn es um die Anzahl an Bewerbern für die Bundestags­wahl geht, herrscht fast ausnahmslo­s Stille bei der CSU. Es handle sich laut Denzler „um eine stattliche Zahl. Ich war überrascht, wie viele es sind“. Der männliche Anteil an Bewerbern überwiege nach Informatio­nen unserer Redaktion deutlich. In den kommenden Tagen werde der Kreisvorst­and das weitere Vorgehen besprechen – auch mit den Kreisverbä­nden aus Neu-ulm und dem Unterallgä­u. Ende April steht dann fest, wer Bundestags­kandidat für die CSU im Wahlkreis wird. Für eine Stellungna­hme nicht zu erreichen waren am Freitag die beiden stellvertr­etenden Kreisvorsi­tzenden Roland Kempfle und Christa Wenninger. »Diese Woce

 ?? Foto: Ulrich Wagner (Archivbild) ?? Alfred Sauter (links) und Manfred Krautkräme­r sind ins Visier von Ermittlung­en geraten.
Foto: Ulrich Wagner (Archivbild) Alfred Sauter (links) und Manfred Krautkräme­r sind ins Visier von Ermittlung­en geraten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany