Alfred Sauter lässt Csuvorsitz ruhen
Personalie Der Csu-landtagsabgeordnete zieht erste Konsequenzen aus den Ermittlungen gegen ihn: Er gibt den Kreisvorsitz
in Günzburg vorerst auf. Wie es nun weitergeht und welche möglichen Bundestagskandidaten abwinken
Landkreis In der Masken-affäre innerhalb der CSU steht der Günzburger Kreisverband im Zentrum. Mit Georg Nüßlein, Alfred Sauter und Manfred Krautkrämer sind drei der fünf Beschuldigten Mitglieder im Kreisverband. Der Bundestagsabgeordnete Nüßlein aus Münsterhausen ist bereits aus der Partei ausgetreten, nun zieht auch Alfred Sauter eine erste Konsequenz: Er lässt sein Amt als Kreisvorsitzender ruhen.
Diese Nachricht teilte der stellvertretende Kreisvorsitzende Georg Schwarz auf Nachfrage unserer Redaktion mit. Mit diesem Entschluss wolle Sauter laut Schwarz Schaden vom Kreisverband, den er seit 26 Jahren führt, abwenden und ihn so aus der Schusslinie nehmen. Sauter sei dem Vernehmen nach von sich aus mit diesem Schritt auf den Kreisverband zugekommen. „Er hat uns Stellvertreter beauftragt, den Kreisverband zu führen, bis die Sache geklärt ist. Als Dienstältester in der Runde übernehme ich nun kommissarisch das Amt des Vorsitzenden“, sagt Schwarz, der neben Stephanie Denzler, Roland Kempfle und Christa Wenninger einer von vier Stellvertretern der Kreis-csu ist. Die Günzburger Stadt-, Kreisund Bezirksrätin Denzler, die als Vorsitzende des Trägervereins der Kinderbetreuungseinrichtung Kids & Company wegen zu viel erhaltener Fördermittel zuletzt in die Kritik geraten ist, bestätigt die neue Aufgabenverteilung im Günzburger Csu-kreisverband: „Alfred Sauter hat uns Stellvertreter am Mittwochabend gebeten, vorläufig seine Aufgaben zu übernehmen.“Die bevor
Aufgaben für den Kreisverband sind alles andere als einfach: Wie soll es gelingen, das verspielte Vertrauen in der Bevölkerung zurückzugewinnen?
Denzler sieht „schwere Zeiten auf unseren Kreisverband zukommen“. Wie das in den nächsten Wochen und Monaten gelingen soll, sei eine riesige Herausforderung – denn: „In den vergangenen 14 Tagen ist viel auf uns eingeprasselt“, sagt Denzler.
Monika Wiesmüller-schwab ist seit 2014 stellvertretende Landrätin und zudem Beisitzerin im Kreisverband der CSU. Die 1969 geborene Thannhauserin war in den vergangenen Jahren mit Nüßlein und Sauter oft im Wahlkampf unterwegs. „Ich kenne beide gut und auch mit Blick darauf denke ich gerade immer wieder, das kann doch alles nicht wahr sein“, sagt sie. Aber die klare Reaktion der Csu-parteispitze in München deute darauf hin, dass an den massiven Vorwürfen „etwas dran“sein könnte. „Und das erschüttert mich.“Direkten Kontakt hätte sie seit Bekanntwerden der Ermittlungen weder mit Nüßlein noch mit Sauter gehabt. Sie selbst werde von vielen Menschen auf das Thema angesprochen. Es bestehe die Gefahr, dass die Ereignisse in den vergangenen Tagen die Politikverdrossenheit bei vielen verstärke.
Jemand, der sich in der Lokalpolitik bestens auskennt, ist Günter Treutlein. Der Kassenprüfer der Kreis-csu sitzt seit 43 Jahren im Günzburger Stadtrat und war 24 Jahre lang Kreisrat. Er erfuhr am Freitagvormittag von Sauters Entscheidung, den Kreisvorsitz vorerst ruhen zu lassen. Das habe ihn einerseits überrascht, andererseits sei es „vielleicht auch besser, die Kontakjetzt zu reduzieren, um alles in ruhigeres Fahrwasser zu bringen“. Für die CSU im Landkreis sei die Gesamtsituation momentan alles andere als einfach. Zuerst die Maskenaffäre um Nüßlein und dessen Schweigen, dann die Situation mit Kids & Company und Denzler und nun auch noch die Causa Sauter. Treutlein stellt aber klar: „Hier wird vieles in einen Topf geworfen, obwohl die Sachlagen unterschiedlich sind.“
Im Gegensatz zu Sauter werde Manfred Krautkrämer sein Amt als Schatzmeister des Csu-kreisverbands weiter ausüben. „Hier geht es ja um nichts Politisches, sondern um seine Tätigkeit als Wirtschaftsprüstehenden fer und Steuerberater“, sagt Georg Schwarz. Zu den Enthüllungen rund um die Machenschaften seiner Parteikollegen betont der neue Csukreischef: „Ich war auch geschockt, als ich davon erfahren habe. Juristisch wird das noch zu klären sein. Aber auf der moralischen Seite habe ich Verständnis für all jene Parteimitglieder und auch Bürger, die jetzt ihren Unmut zeigen.“
Eine andere große Aufgabe der Kreis-csu: Wie geht es mit der Suche nach einem Csu-direktkandidaten des Wahlkreises Neu-ulm für den Bundestag weiter? Darauf liegt vorerst das Hauptaugenmerk. Der Wahlkreis 255 umfasst die Landkreise Neu-ulm und Günzburg sote wie Teile des Landkreises Unterallgäu. Bei der Nominierungsversammlung stellt der Csu-kreisverband Neu-ulm 78 Delegierte, 61 kommen aus dem Kreis Günzburg und 21 aus dem Unterallgäu. Ende April entscheiden die zuvor gewählten Delegierten bei der Aufstellungsversammlung darüber, wer Bundestagskandidat für die CSU im Wahlkreis wird. Bis einschließlich Freitag, 19. März, konnten sich die Kandidaten bei den jeweiligen Csukreisverbänden bewerben. Wenn es um Namen geht, gibt sich Denzler bedeckt – so wie die meisten Parteimitglieder. Nach Informationen unserer Redaktion würden viele Csuler einen jungen, unverbrauchten
Kandidaten beziehungsweise Kandidatin bevorzugen, doch auch hier werden keine Namen genannt.
Eines ist aber klar: Denzlers Name ist nicht darunter, das stellt die Günzburgerin auf Nachfrage unserer Redaktion klar. Die Gründe dafür seien vielfältig: Sie habe zwei schulpflichtige Kinder, Berlin sei zu weit weg. „Ich sehe meinen Platz hier in der Region“, sagt Denzler.
Natürlich steht in diesen Tagen auch die Frage im Raum, ob sich Wiesmüller-schwab selbst eine Kandidatur für den Bundestag vorstellen könne. Dies komme für sie nicht infrage, sagt die Architektin, die 2008 erstmals für die CSU in den Thannhauser Stadtrat gewählt wurde. Gleichermaßen sagt sie, dass die jüngsten Ereignisse die Kandidatensuche für die CSU erschweren könnten. Möglicherweise würde es sich der eine oder andere jetzt genau überlegen, ob er angesichts der schwierigen Situation kandidieren möchte. Wenn es um die Anzahl an Bewerbern für die Bundestagswahl geht, herrscht fast ausnahmslos Stille bei der CSU. Es handle sich laut Denzler „um eine stattliche Zahl. Ich war überrascht, wie viele es sind“. Der männliche Anteil an Bewerbern überwiege nach Informationen unserer Redaktion deutlich. In den kommenden Tagen werde der Kreisvorstand das weitere Vorgehen besprechen – auch mit den Kreisverbänden aus Neu-ulm und dem Unterallgäu. Ende April steht dann fest, wer Bundestagskandidat für die CSU im Wahlkreis wird. Für eine Stellungnahme nicht zu erreichen waren am Freitag die beiden stellvertretenden Kreisvorsitzenden Roland Kempfle und Christa Wenninger. »Diese Woce