Kommt Amazon bis Weihnachten 2021?
Wirtschaft Der Us-handelsriese will sich offenbar in Neu-ulm ansiedeln.
Sicher ist die Entscheidung allerdings noch nicht. Anderswo gibt es Ärger über das Unternehmen
Neuulm Der Onlineversandhändler Amazon plant einen neuen Standort in Neu-ulm. Das Unternehmen will im Gewerbegebiet ein Verteilzentrum bauen. Beschlossene Sache ist dies allerdings noch nicht.
„Die finale Entscheidung für eine Ansiedlung wurde noch nicht getroffen“, sagte Stephan Eichenseher, Pressesprecher von Amazon. Im Rahmen einer möglichen Ansiedlung könnten etwa 150 Arbeitsplätze für Sortiermitarbeiter sowie Fach- und Führungskräfte entstehen. Hinzu kämen weitere Stellen als Fahrer bei den unabhängigen, lokalen Lieferpartnern.
Dem Vernehmen nach will Amazon auf dem Grundstück des früheren Nutzfahrzeug-zentrums von Mercedes Benz in der Zeppelinstraße bauen. Die Baugenehmigung fehlt allerdings noch. Die Neu-ulmer Stadtverwaltung wollte dazu keine Stellungnahme abgeben.
In Deutschland betreibt Amazon derzeit etwas mehr als 30 Verteilzentren. Das nächst gelegene befindet sich bislang in Gersthofen (Landkreis Augsburg). Für den Uskonzern ist die Doppelstadt deshalb ein interessanter Standort, weil er damit eine Lücke in seinem Logistiknetz schließen würde.
In den Verteilzentren werden die Amazon-pakete sortiert, bevor sie an die Kunden geliefert werden. Warenlager gibt es dort nicht. Die Verteilzentren des Versandhändlers sind üblicherweise etwa 10.000 bis 20.000 Quadratmeter groß. Sie sind damit wesentlich kleiner als die Amazon-logistikzentren wie beispielsweise in Graben (Landkreis Augsburg). Dort arbeiten auf einer Fläche von mehr als 100.000 Quadratmeter über 1.800 Beschäftigte.
Nach Informationen unserer Redaktion könnte das Verteilzentrum in Neu-ulm noch vor Weihnachten in Betrieb gehen, falls die Baugenehmigung erteilt wird. Dass Amazon
nicht überall mit offenen Armen empfangen wird, zeigt das Beispiel Memmingen.
Die Neubaupläne des Unternehmens am Flughafen stießen dort auf erheblichen Widerstand aus Politik und Einzelhandel. Amazon wollte zunächst auf einem kommunalen
Grundstück bauen. Inzwischen ist vorgesehen, das Verteilzentrum auf einer Fläche zu errichten, die der Flughafengesellschaft gehört. Unterschrieben ist allerdings noch nichts.
Ein Knackpunkt in Neu-ulm könnte der Verkehr sein, der durch an- und abfahrende Transportfahrzeuge von Amazon verursacht würde. In den Verteilzentren des Versand-riesen herrscht auch nachts Betrieb. Stadtrat Reinhard Junginger (CSU) hatte die Problematik kürzlich in der Sitzung des Ausschusses für Finanzen, Inneres und Bürgerdienste angesprochen.
Schon weiter sind die Neubaupläne des Amazon-konkurrenten DHL Express. Die Post-tochter baut in der Albrecht-berblingerstraße im Gewerbegebiet Schwaighofen eine neue Betriebsstätte. Wie das Unternehmen kürzlich bekannt gab, werden dort auf einem insgesamt 13.500 Quadratmeter großen Areal Betriebs- und Büroflächen von mehr als 3.500 Quadratmeter entstehen. DHL investiert 17 Millionen Euro in den Neubau. Die Inbetriebnahme ist für Frühjahr 2022 vorgesehen. Den bisherigen Standort in der Böttgerstraße wird DHL nach dem Umzug nächstes Jahr aufgeben.