Wohnmobildinner: Dort ein Hit, hier verboten
Pandemie Das Landratsamt Neu-ulm hat das sogenannte Wohnmobil-dinner in Illertissen untersagt. In anderen Teilen Deutschlands finden ähnliche Aktionen aber statt. Was der hiesige Initiator dazu sagt
Illertissen/ehingen Das Wohnmobildinner in Illertissen stand kurz davor, ein riesen Erfolg zu werden. Der Zuspruch war bereits nach wenigen Tagen überwältigend. Mit dem Verbot des Landratsamts fand die Aktion für das Illertisser Autohaus Lindner und die teilnehmenden Gastronomiebetriebe aber ein jähes Ende. Das Skurrile: Wohnmobil-dinner sind an anderen Orten, wie zum Beispiel in Baden-württemberg, erlaubt. Das sind die Gründe, wieso die Illertisser Aktion nicht gestattet ist.
„Die Resonanz der Kunden war bombastisch“, sagt Raphael Steinhart, Sohn des Betreiberehepaars des Dornweiler Hofs in Illertissen. Neben diesem Betrieb nahmen auch die Restaurants Mariele in Au, Da Peppe und Pierro Gallone an der Aktion teil. In Zusammenarbeit mit dem Autohaus Lindner konnten Interessierte Wohnmobile mieten und dann am gebuchten Tag zum jeweiligen Restaurant fahren. Dort stellten ihnen die Gastronomen dann das entsprechende Menü vor die Tür des Campers. „Das Dinner ist eine coronakonforme Idee, die auf eine äußerst positive Resonanz gestoßen ist. Dann wurde uns ein Riegel vorgeschoben. Ich kann die Entscheidung nicht wirklich nachvollziehen und bin enttäuscht“, so Steinhart.
Aus Sicht des Landratsamts Neuulm ist das Wohnmobil-dinner unzulässig, wie unsere Redaktion auf Nachfrage erfuhr. Mehrere Gründe sprächen in Anbetracht der aktuell geltenden Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung dagegen, heißt es dort. Für die Illertisser Betriebe gelte wie für alle momentan ein Veranstaltungsverbot. Da das Autohaus und die Gastronomen im vorliegenden Fall zusammenarbeiten, ihr Angebot an mehrere Personen richten und zudem bewerben, handle es sich um eine Veranstaltung. Und eine solche ist nicht erlaubt.
Darüber hinaus müssen Gastronomiebetreiber laut dem Landratsamt gewährleisten, dass der Außenbereich ihres Betriebs momentan nicht geöffnet und auch nicht von Kunden genutzt wird. So gehöre ein
vor einem Restaurant zwar in der Regel nicht zu diesem Bereich, weshalb auch der Verzehr der mitgenommenen Speisen im eigenen Fahrzeug, also auch in einem Wohnmobil, möglich ist. Da jedoch im Fall des Illertisser Wohnmobildinners die Camper vermietet wurden und Teil des Angebots sind, gelten sie somit auch als Teil des Gastronomiebetriebs. Daher sei der Verzehr vor Ort untersagt, so das Landratsamt.
Vor allem bei Maximilian Rogg, Geschäftsführer des Autohaus Lindner in Illertissen und Initiator des Projekts, ist enttäuscht. „Es hängt im Endeffekt daran, wem das Wohnmobil gehört. Es geht also um eine Formalität.“Rogg hat dem Neu-ulmer Landratsamt nach der erfolgten Absage bereits ein komplettes Sicherheitskonzept gein dem die Hygiene- und Abstandsregelungen genau erläutert werden.
Zwar durften Rogg und die teilnehmenden Restaurants die bereits eingegangenen Buchungen noch abarbeiten, danach musste die Aktion aber beendet werden. „Es ist einfach schade, gerade, wenn man sieht, wie das Konzept Wohnmobil-dinner um einen herum nun immer häufiger aufgegriffen wird“, so Rogg. Aufgeben möchte der Geschäftsführer aber nicht. Er hat das Landratsamt bereits gebeten, Vorschläge zu unterbreiten, wie ein mögliches Konzept für das Autohaus und die Lokale aussehen könnte.
Auch Raphael Steinhart, Sohn des Betreiberehepaars des Dornweiler Hofs in Illertissen, versteht die Entscheidung nicht, gibt aber zu bedenken: „Vielleicht war unsere Heranparkplatz gehensweise nicht ganz richtig und wir hätten klare Absprachen mit dem Landratsamt treffen müssen.“Enttäuscht ist er dennoch. Denn in anderen Teilen Deutschlands und auch in anderen Regionen Bayerns ist das, was die Illertisser vor hatten, erlaubt. So bietet auch Familie Bürkle aus Ehingen, die das Restaurant „Ehinger Rose“betreibt, rund um die Osterfeiertage ein Dinner im Camper an.
Ganz einfach war der Weg dorthin für die Gastronomen aus Badenwürttemberg aber auch nicht: Zuvor habe man mit dem Ordnungsamt und der Stadt Ehingen die Aktion abgeklärt, so die Junior Chefin Hannah-marie Bürkle. Dieser Prozess habe gedauert und sei nur zäh vorangegangen. Dann gab es aber die finale Zusage. Die Gäste müssen mit ihrem eigenen Wohnmobil anschickt, reisen und nach dem Verzehr der Speisen den Außenbereich des in der vergangenen Woche neu eröffneten Hotels „GH1“, das sich gegenüber des Restaurants „Ehinger Rose befindet“, wieder verlassen. Ob die bislang auf den Karfreitag und Ostermontag beschränkte Aktion fortgeführt wird, hänge von der Nachfrage ab, so Hannah-marie Bürkle. Wie sich die am Dienstag getroffenen Lockdown-beschlüsse darauf auswirken, ist ebenfalls noch unklar. Ob und in welcher Form das Wohnmobil-dinner in Illertissen erneut stattfinden wird, ist noch nicht klar. Raphael Steinhart vom Dornweiler Hof weist darauf hin, dass es bei der Aktion nicht primär um das Finanzielle ginge. Man wolle vielmehr im Gespräch bleiben und den Menschen in Pandemiezeiten ein tolles Erlebnis bieten.