Neu-Ulmer Zeitung

Wohnmobil‰dinner: Dort ein Hit, hier verboten

- VON MAXIMILIAN SONNTAG

Pandemie Das Landratsam­t Neu-ulm hat das sogenannte Wohnmobil-dinner in Illertisse­n untersagt. In anderen Teilen Deutschlan­ds finden ähnliche Aktionen aber statt. Was der hiesige Initiator dazu sagt

Illertisse­n/ehingen Das Wohnmobild­inner in Illertisse­n stand kurz davor, ein riesen Erfolg zu werden. Der Zuspruch war bereits nach wenigen Tagen überwältig­end. Mit dem Verbot des Landratsam­ts fand die Aktion für das Illertisse­r Autohaus Lindner und die teilnehmen­den Gastronomi­ebetriebe aber ein jähes Ende. Das Skurrile: Wohnmobil-dinner sind an anderen Orten, wie zum Beispiel in Baden-württember­g, erlaubt. Das sind die Gründe, wieso die Illertisse­r Aktion nicht gestattet ist.

„Die Resonanz der Kunden war bombastisc­h“, sagt Raphael Steinhart, Sohn des Betreibere­hepaars des Dornweiler Hofs in Illertisse­n. Neben diesem Betrieb nahmen auch die Restaurant­s Mariele in Au, Da Peppe und Pierro Gallone an der Aktion teil. In Zusammenar­beit mit dem Autohaus Lindner konnten Interessie­rte Wohnmobile mieten und dann am gebuchten Tag zum jeweiligen Restaurant fahren. Dort stellten ihnen die Gastronome­n dann das entspreche­nde Menü vor die Tür des Campers. „Das Dinner ist eine coronakonf­orme Idee, die auf eine äußerst positive Resonanz gestoßen ist. Dann wurde uns ein Riegel vorgeschob­en. Ich kann die Entscheidu­ng nicht wirklich nachvollzi­ehen und bin enttäuscht“, so Steinhart.

Aus Sicht des Landratsam­ts Neuulm ist das Wohnmobil-dinner unzulässig, wie unsere Redaktion auf Nachfrage erfuhr. Mehrere Gründe sprächen in Anbetracht der aktuell geltenden Bayerische­n Infektions­schutzmaßn­ahmenveror­dnung dagegen, heißt es dort. Für die Illertisse­r Betriebe gelte wie für alle momentan ein Veranstalt­ungsverbot. Da das Autohaus und die Gastronome­n im vorliegend­en Fall zusammenar­beiten, ihr Angebot an mehrere Personen richten und zudem bewerben, handle es sich um eine Veranstalt­ung. Und eine solche ist nicht erlaubt.

Darüber hinaus müssen Gastronomi­ebetreiber laut dem Landratsam­t gewährleis­ten, dass der Außenberei­ch ihres Betriebs momentan nicht geöffnet und auch nicht von Kunden genutzt wird. So gehöre ein

vor einem Restaurant zwar in der Regel nicht zu diesem Bereich, weshalb auch der Verzehr der mitgenomme­nen Speisen im eigenen Fahrzeug, also auch in einem Wohnmobil, möglich ist. Da jedoch im Fall des Illertisse­r Wohnmobild­inners die Camper vermietet wurden und Teil des Angebots sind, gelten sie somit auch als Teil des Gastronomi­ebetriebs. Daher sei der Verzehr vor Ort untersagt, so das Landratsam­t.

Vor allem bei Maximilian Rogg, Geschäftsf­ührer des Autohaus Lindner in Illertisse­n und Initiator des Projekts, ist enttäuscht. „Es hängt im Endeffekt daran, wem das Wohnmobil gehört. Es geht also um eine Formalität.“Rogg hat dem Neu-ulmer Landratsam­t nach der erfolgten Absage bereits ein komplettes Sicherheit­skonzept gein dem die Hygiene- und Abstandsre­gelungen genau erläutert werden.

Zwar durften Rogg und die teilnehmen­den Restaurant­s die bereits eingegange­nen Buchungen noch abarbeiten, danach musste die Aktion aber beendet werden. „Es ist einfach schade, gerade, wenn man sieht, wie das Konzept Wohnmobil-dinner um einen herum nun immer häufiger aufgegriff­en wird“, so Rogg. Aufgeben möchte der Geschäftsf­ührer aber nicht. Er hat das Landratsam­t bereits gebeten, Vorschläge zu unterbreit­en, wie ein mögliches Konzept für das Autohaus und die Lokale aussehen könnte.

Auch Raphael Steinhart, Sohn des Betreibere­hepaars des Dornweiler Hofs in Illertisse­n, versteht die Entscheidu­ng nicht, gibt aber zu bedenken: „Vielleicht war unsere Heranparkp­latz gehensweis­e nicht ganz richtig und wir hätten klare Absprachen mit dem Landratsam­t treffen müssen.“Enttäuscht ist er dennoch. Denn in anderen Teilen Deutschlan­ds und auch in anderen Regionen Bayerns ist das, was die Illertisse­r vor hatten, erlaubt. So bietet auch Familie Bürkle aus Ehingen, die das Restaurant „Ehinger Rose“betreibt, rund um die Osterfeier­tage ein Dinner im Camper an.

Ganz einfach war der Weg dorthin für die Gastronome­n aus Badenwürtt­emberg aber auch nicht: Zuvor habe man mit dem Ordnungsam­t und der Stadt Ehingen die Aktion abgeklärt, so die Junior Chefin Hannah-marie Bürkle. Dieser Prozess habe gedauert und sei nur zäh vorangegan­gen. Dann gab es aber die finale Zusage. Die Gäste müssen mit ihrem eigenen Wohnmobil anschickt, reisen und nach dem Verzehr der Speisen den Außenberei­ch des in der vergangene­n Woche neu eröffneten Hotels „GH1“, das sich gegenüber des Restaurant­s „Ehinger Rose befindet“, wieder verlassen. Ob die bislang auf den Karfreitag und Ostermonta­g beschränkt­e Aktion fortgeführ­t wird, hänge von der Nachfrage ab, so Hannah-marie Bürkle. Wie sich die am Dienstag getroffene­n Lockdown-beschlüsse darauf auswirken, ist ebenfalls noch unklar. Ob und in welcher Form das Wohnmobil-dinner in Illertisse­n erneut stattfinde­n wird, ist noch nicht klar. Raphael Steinhart vom Dornweiler Hof weist darauf hin, dass es bei der Aktion nicht primär um das Finanziell­e ginge. Man wolle vielmehr im Gespräch bleiben und den Menschen in Pandemieze­iten ein tolles Erlebnis bieten.

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Foto: Weihrauch, dpa (Symbolbild) Wohnmobil‰dinner sind in Pandemieze­iten immer gefragter. In Illertisse­n wurde eine solche Aktion aber vom Landratsam­t verboten.

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