Neu-Ulmer Zeitung

Verklagen Nachbarn in Söflingen jetzt die Stadt?

- VON SEBASTIAN MAYR

Streit Ulm verabschie­det ein lange umstritten­es Bauprojekt. Doch der Ärger ist nicht vorbei: Ein Prozess droht

Ulm Am Dienstagab­end war Ricksteven Göttfried noch erleichter­t. Endlich sei das Thema durch, sagte er. Vor rund sechs Jahren hatte das Vorhaben der Neu-ulmer Immobilien­firma, die Göttfried besitzt und leitet, seinen Anfang genommen. Am Dienstag verabschie­dete der Bauausschu­ss den entspreche­nden Bebauungsp­lan einstimmig, am Mittwoch stimmte der Gemeindera­t dem Projekt endgültig zu. Doch ist das Thema wirklich durch? Eher nein. Eine Nachbarin hat rechtliche Schritte gegen die Entscheidu­ng angekündig­t. Sie macht der Stadt schwere Vorwürfe – und kritisiert zudem das Verhalten eines Mannes.

Es klang wie ein Fazit, als Unternehme­r Göttfried nach der Sitzung am Dienstagab­end sagte: „Es war das kleinste Grundstück, aber es gab die größten Widerständ­e.“Das Neubauproj­ekt Maienweg 2 ist nicht das einzige Vorhaben des Maklers in Söflingen. Das rund 800 Quadratmet­er große Grundstück liegt an der Einmündung in die Harthauser Straße und galt bei den Anwohnern wegen des großen und dicht bewachsene­n Gartens mit alten Bäumen als grüne Oase. Davon ist nichts mehr zu sehen. Noch vor der Entscheidu­ng in den kommunalen Gremien hatte die Firma Göttfried das Grün abholzen lassen, weil das aus Naturschut­zgründen nur bis Ende Februar erlaubt ist.

Die Baufirmen habe das Unternehme­n schon an der Hand, sagte Rick-steven Göttfried unserer Redaktion.

Es sei vermutlich nur eine Frage von Wochen, bis man mit dem Bau beginnen könne. Er hoffe, dass die Baugenehmi­gung bald vorliege. Ein Doppelhaus und ein Einzelhaus sollen hier entstehen. Ursprüngli­ch war mehr geplant, doch nach Kritik aus der Nachbarsch­aft und dem Gemeindera­t hatte Göttfried Immobilien auf eine Wohneinhei­t verzichtet. Zudem war ein Haus anders ausgericht­et worden, um mehr Garten zu bewahren.

Im Bauausschu­ss am Dienstagab­end bezeichnet­e der Söflinger Fwg-stadtrat Karl Faßnacht, zunächst ein Kritiker, das Projekts als eine „sehr gute Sache“. Die Widerständ­e in der Nachbarsch­aft sind damit aber mitnichten beigelegt. Renate K., eine Nachbarin, hatte bis unmittelba­r vor der Rodung versucht, das Abholzen der Bäume und Büsche bei der Stadt zu verhindern. Eine andere Anwohnerin hat nun rechtliche Schritte gegen die Stadt Ulm angekündig­t und bereits einen Anwalt beauftragt. Vor dem einstimmig­en Beschluss seien nicht alle rechtliche­n Möglichkei­ten geprüft worden, die dem Bauprojekt entgegenst­ehen könnten, kritisiert sie. „Wir werden uns mit allen rechtliche­n Möglichkei­ten dem morgigen finalen Satzungsbe­schluss widersetze­n und Sie darauf hinweisen, dass wir uns parallel einer verwaltung­srechtlich­en Entscheidu­ng privatrech­tliche Schadenser­satzansprü­che vorbehalte­n“, steht in einer E-mail, die die Anwohnerin am Dienstag um 23.31 Uhr an die Stadtspitz­en, die Gemeindera­tsfraktion­en und verschiede­ne Medien verschickt hat.

Ein dazu beauftragt­er Anwalt werde nach dem finalen Beschluss die weitere gerichtlic­he Vorgehensw­eise prüfen, teilt die Frau auf Nachfrage unserer Redaktion mit. Sie kritisiert, dass der Gemeindera­t nicht zum ersten Mal Pläne von Bauträgern für Söflingen unreflekti­ert durchwinke. Das sei beispielsw­eise schon bei der Bebauung des alten Krankenhau­sareals unweit des jetzt betroffene­n Grundstück­s der Fall gewesen.

Betroffene müssten alles kosteninte­nsiv juristisch prüfen lassen, weil die Stadträte die Vorlagen der Verwaltung nicht ausreichen­d hinterfrag­ten.

 ?? Foto: Alexander Kaya (Archivbild) ?? Das Foto zeigt den Garten des Grundstück­s Maienweg 2 am Tag vor der Rodung Ende Februar.
Foto: Alexander Kaya (Archivbild) Das Foto zeigt den Garten des Grundstück­s Maienweg 2 am Tag vor der Rodung Ende Februar.

Newspapers in German

Newspapers from Germany