Neu-Ulmer Zeitung

Die Geschichte einer Bus‰revolution, die in Ulm begann

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Setra wird 70 Der größte industriel­le Arbeitgebe­r der Region feiert Geburtstag: Der Ursprung

von Evobus liegt in der Traditions­marke Setra, die einst den Omnibusbau revolution­ierte

wie Kässbohrer nicht mehr ausreichen­d mit der benötigten Anzahl von Lkw-fahrgestel­len beliefert werden konnten. Dieses Problem, könnte man es nicht schnell lösen, würde in kürzester Zeit zur Existenzfr­age der gesamten Firma werden. Zum Glück konnte man sich daran erinnern, in den 30er-jahren schon einmal ein Fahrzeug mit einem selbsttrag­enden Fahrgestel­l gebaut zu haben. Die Frage war jetzt nur, ob man dieses Prinzip auch ohne größere Probleme auf den Omnibusbau übertragen konnte. Man konnte, und so entstand der Setra S8, der erste Integralbu­s in Deutschlan­d.

Die ersten Setra-omnibusse verhalfen dem Prinzip der selbsttrag­enden Bauweise zu ihrem Durchbruch. Der Verkaufssc­hlager war der S10, der zweite Setra-typ nach dem S8. Er hatte einen längeren Fahrzeugkö­rper als sein Vorgänger mit maximal zehn Sitzreihen sowie einen vergrößert­en vorderen Überhang.

Völlig neu für diese Zeit des Omnibusbau­s war das erste Setra-baukastens­ystem, das im Jahre 1959 eingeführt wurde. Dank dieses konsequent durchdacht­en Modulprinz­ips konnten die Fahrzeuge rationell hergestell­t werden. Die Tagesprodu­ktion lag in dieser Zeit bei vier Einheiten.

Der Übergang der Setra-baureihe 10 zur Baureihe 100 im Jahr 1967 war ein weiterer Schritt zur Industrial­isierung des Omnibusbau­s im Unternehme­n. Alle neuen Modelle wurden nach dem zweiten Setrabauka­sten aus zahlreiche­n Gleichteil­en gefertigt.

Optisch zeichneten sich die Omnibusse der Baureihe 100 durch ihre kantigere Form sowie durch höheren Komfort, durch einen vergrößert­en Fahrgastra­um und eine erweiterte Innenstehh­öhe aus.

Im Jahr 1976 ging die Setra-baureihe 200 mit sechs Typen an den Start. Die Fahrzeuge der dritten Sekarosser­iewerke tra-generation bestachen durch eine zeitlose Eleganz in der Linienführ­ung ihres Designs, das auf Wertbestän­digkeit und Zweckmäßig­keit ausgericht­et war. Weiche Rundungen und sanfte Übergänge sowie klare Konturen entsprache­n ganz den damals aufkommend­en elementare­n Grundsätze­n des Fahrzeugde­signs. Die Busse der Baureihe 200 zeichneten sich außerdem durch eine völlig unabhängig arbeitende Lüftung und Heizung für Fahrer und Cockpit aus, einschließ­lich einer intensiven Entfrostun­g der Frontschei­be.

Das Jahr 1991 war das Startjahr für die Baureihe 300, die nach einer sechsjähri­gen Entwicklun­gszeit in Ulm präsentier­t wurde. Zu den auffälligs­ten Merkmalen der neuen

Busse gehörten die markante Schwinge hinter dem Cockpitber­eich sowie das völlig neu entwickelt­e Integralsp­iegelsyste­m, das der Baureihe ihr einzigarti­ges „Gesicht“verlieh. Die beheizbare­n und von innen verstellba­ren „abgeknickt­en“Spiegelarm­e vermittelt­en dem Fahrer eine sehr gute Sicht entlang beider Seiten des Busses. Ein weiteres wesentlich­es Merkmal war das ergonomisc­h gestaltete Cockpit, in dem die wichtigste­n Einzelinst­rumente im Primärblic­kfeld des Busfahrers lagen.

Während sich die Reisebusse der Baureihe 300 auf dem europäisch­en Omnibusmar­kt etablierte­n, arbeiteten die Entwickler an der Markteinfü­hrung der Kombibusse für den Linien-, Überlandli­nien- und Ausflugsve­rkehr. Aus einem Basismodel­l wurden in modularer Bauweise drei verschiede­ne Busvariant­en entwickelt. Sie alle hatten den gleichen Aufbau, das gleiche Fahrwerk, jedoch unterschie­dliche Fahrgasträ­ume.

Vor 25 Jahren, am 23. Februar 1995, wurde Evobus aus der Taufe gehoben: Die Daimler-benz AG kaufte Setra auf und legte ihre Bussparte Mercedes-benz mit Setra zusammen. Seitdem firmiert dieser

Bereich unter dem Namen Evobus, die Marken Setra und Mercedesbe­nz bestehen aber weiter. Das war der Startschus­s für das Omnibusges­chäft von „Daimler Buses“, der Bus-sparte des Weltkonzer­ns.

Um die Übersicht über die Modellpale­tte zu erleichter­n, begann mit der Baureihe 300 die Gliederung des Omnibus-angebotes in die drei Gattungen Top Class, Comfort Class und Multi Class.

Mit der Top Class 400 im Jahr 2001 läutete Setra eine neue Dimension im Reisebusba­u ein, die Reisen auf höchstem Niveau für Fahrgast und Fahrer garantiert­e. Das Design wurde geprägt durch die chromfarbe­ne Schwinge, die „La Linea“genannt wurde.

Deren Erweiterun­g durch die Reisebusse der Comfort Class 400 erfolgte im Jahr 2004. Im September 2005 gingen dann schließlic­h die Überlandli­nienbusse der Multi Class 400 an den Start. Insgesamt umfasste die Baureihe 400 mehr als 20 Typen.

Nach einer vierjährig­en Entwicklun­gszeit mit umfassende­n Testreihen wurde im Jahr 2012 die Setra Comfort Class 500 präsentier­t. Mit der zukunftswe­isenden Baureihe setzt die Ulmer Marke der Stuttgarte­r Daimler AG neue Bestmarken in Wirtschaft­lichkeit, Wertigkeit, Komfort und Sicherheit. Die neuen Premium-reisebusse überzeugen durch eine strömungso­ptimierte Form, die in einem umfassende­n Prozess im Windkanal entwickelt wurde. 2014 folgten die eleganten Fahrzeuge der Top Class 500.

Das aktuelle Flaggschif­f der Traditions­marke, die seit jeher für ein Höchstmaß an Individual­ität steht, ist der Doppelstoc­kbus S531 DT. Die Markteinfü­hrung erfolgte im Jahr 2019. (heo)

 ?? Fotos: Daimler AG ?? Setra: beste Sicht seit einem halben Jahrhunder­t. Ein Fahrzeug der Baureihe 100, von der in neun Jahren über 12.300 Einheiten verkauft wurden.
Fotos: Daimler AG Setra: beste Sicht seit einem halben Jahrhunder­t. Ein Fahrzeug der Baureihe 100, von der in neun Jahren über 12.300 Einheiten verkauft wurden.
 ??  ?? Kässbohrer S14 Panorama (1969). Vom Setra Panoramabu­s wurden auf der Basis des S150 nur zwei Fahrzeuge als Sonderanfe­rtigungen gebaut.
Kässbohrer S14 Panorama (1969). Vom Setra Panoramabu­s wurden auf der Basis des S150 nur zwei Fahrzeuge als Sonderanfe­rtigungen gebaut.
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Ein alter Setra von innen: Da werden Erinnerung­en an die ersten Klassenfah­rten wach.
 ??  ?? Der Setra S8 von Kässbohrer wurde zum Wegbereite­r der selbsttrag­enden Konstruk‰ tionsweise.
Der Setra S8 von Kässbohrer wurde zum Wegbereite­r der selbsttrag­enden Konstruk‰ tionsweise.
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Sehr braun waren früher viele Eingangsbe­reiche der Setra‰ Busse.
 ??  ?? Das Kässbohrer Haus im Fischervie­rtel in Ulm. Im Vordergrun­d ein Setra S6 von 1965.
Das Kässbohrer Haus im Fischervie­rtel in Ulm. Im Vordergrun­d ein Setra S6 von 1965.

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