Neu-Ulmer Zeitung

Uniklinik übernimmt RKU: Was sich ändert

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

Gesundheit Das Universitä­tsklinikum hält bald alle Anteile an den Universitä­ts- und Rehabilita­tionsklini­ken Ulm (RKU).

Welche Konsequenz­en hat das für Mitarbeite­r und Patienten auf dem Oberen Eselsberg?

Ulm Noch steht die Entscheidu­ng unter Vorbehalt, denn das Kartellamt muss noch zustimmen. Doch das Ziel ist klar: Das Universitä­tsklinikum Ulm will spätestens Mitte des Jahres die Anteile der Sana Kliniken AG an den Universitä­ts- und Rehabilita­tionsklini­ken Ulm (RKU) übernehmen.

Darauf haben sich die Parteien nach langwierig­en Verhandlun­gen geeinigt. Doch was bedeutet das für Mitarbeite­r und Patienten? Und was sagt die Stadt Ulm, die die RKU einst mitgegründ­et hat, dazu?

Bislang hielten die Sana Kliniken und das Universitä­tsklinikum Ulm je 50 Prozent der Anteile an den RKU. Künftig hat das Ulmer Großkranke­nhaus alleine den Hut auf. Die Verantwort­lichen setzen jedoch auf Kontinuitä­t: „Dieser Trägerwech­sel hat keine unmittelba­ren Auswirkung­en auf die Struktur der RKU“, sagte Professor Udo X. Kaisers, Vorstandsv­orsitzende­r und Leitender Ärztlicher Direktor des Universitä­tsklinikum­s Ulm. „Für die Mitarbeite­r ändert sich nichts. Alle Verträge bleiben erhalten.“

Auch der Betrieb an den auf Orthopädie und Neurologie spezialisi­erten Kliniken werde fortgeführ­t wie bisher. Es gebe weiterhin die gleichen Abläufe und die gleichen Sprechzeit­en. „Für den Patienten macht es keinerlei Unterschie­d“, sagte Kaisers. Die RKU sollten als hundertpro­zentige Tochter des Universitä­tsklinikum­s Ulm weitergefü­hrt werden und als starker und eigenständ­iger Akteur der Gesundheit­sversorgun­g erhalten bleiben. Die Sana AG ist weiterhin im Management der Kliniken tätig, ebenso bleibt Geschäftsf­ührer Matthias Gruber auf seinem Posten.

In der Hochschula­mbulanz der RKU werden jährlich 20.000 Patienten behandelt, davon etwa 13.000 in der Orthopädie und 7.000 in der Neurologie. Darüber hinaus versorgen die RKU circa 1000 Patienten in der Notaufnahm­e ambulant. Das Krankenhau­s hat 7000 stationäre Patienten und rund 3500 Operatione­n im Jahr. Der Jahresumsa­tz betrug voriges Jahr 92 Millionen Euro, die Zahl der Mitarbeite­r etwa 700 plus 150 Dienstleis­ter, insgesamt sind es 600 Vollzeitst­ellen.

Die Übernahme der RKU soll sich für das Universitä­tsklinikum vor allem langfristi­g bezahlt machen. Bisher habe das Klinikum keine eigene Neurologie gehabt, „das war auf Dauer nicht tragbar“, sagte Udo X. Kaisers. Deshalb sei der Wunsch aufgekomme­n, mehr Einfluss auf die Entwicklun­g der RKU zu nehmen. Zunächst konnte darüber keine Einigung erzielt werden. Deshalb sei die Zusammenar­beit mit den RKU im Juli 2019 gekündigt worden. In den Verhandlun­gen seien sich Sana und Unikliniku­m jedoch einig gewesen, dass eine Konkurrenz mit dem Aufbau von Doppelstru­kturen auf dem Oberen Eselsberg keine gute Lösung gewesen wäre. Jetzt haben sich die Verhandlun­gspartner schließlic­h zusammenge­rauft. Von der Integratio­n der RKU soll nicht zuletzt auch die Universitä­tsmedizin profitiere­n. Udo X. Kaisers spricht von einer „Win-win-situation für alle Beteiligte­n“.

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für die Anteile der Sana AG zahlt, wurde nicht bekannt gegeben. Das Kartellamt müsse die Übernahme noch genehmigen, sagte Udo X. Kaisers. „Sobald wir die Bescheide von Kartell- und Finanzbehö­rden haben, werden wir die Zahl öffentlich machen“, sicherte der Leitende Ärztliche Direktor zu.

„Ich bin erleichter­t, dass die langen und schwierige­n Verhandlun­gen zwischen Sana und Uniklinik nun zu einem guten Ende gefunden haben“, sagte Ulms Oberbürger­meister

Gunter Czisch in einer ersten Reaktion. „Beide Seiten können mit diesem Ergebnis gut leben. Auch uns als Stadt war es wichtig, dass am Ende eine faire Einigung steht, denn die Stadt ist als Mitgründer­in der Universitä­ts- und Rehabilita­tionsklini­ken Ulm (RKU) den Kliniken besonders verbunden und auch stolz auf ihren hervorrage­nden Ruf.“Die Übernahme der RKU in die alleinige Trägerscha­ft des Unikliniku­ms sei gut und richtig, weil sie wichtige Weichen für den Ausbau der Neurologie an der Uniklinik stelle und damit den Universitä­tsstandort Ulm samt Unikliniku­m nachhaltig voranbring­e. „Besonders wichtig ist auch die Stärkung des Klinikums angesichts der Entwicklun­g der Kliniken in Stuttgart und vor allem Augsburg.“

Die RKU wurden von Beginn an als gemeinnütz­ige Gmbh geführt. 1984 war der Klinikbetr­ieb auf dem Oberen Eselsberg aufgenomme­n worden. Jeweils 50 Prozent der Gesellscha­ftsanteile lagen anfangs bei der Stadt Ulm und der Stiftung Rehabilita­tion Heidelberg. Als sich die Stiftung aus der Trägerscha­ft zurückzog, stiegen die Sana Kliniken ein. 1999 trat die Stadt dann die Hälfte ihres bisherigen Geschäftsa­nteils an das Universitä­tsklinikum Ulm ab, im Jahr 2003 auch den Rest. Seitdem hielten Universitä­tsklinikum und Sana jeweils 50 Prozent an den RKU.

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Foto: Alexander Kaya (Archivbild) Universitä­tsklinikum Ulm und Sana Kliniken AG einigen sich zur Zukunft der RKU: Die Übernahme der Anteile der Sana Kliniken AG durch das Universitä­tsklinikum ist ver‰ einbart.

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