Uniklinik übernimmt RKU: Was sich ändert
Gesundheit Das Universitätsklinikum hält bald alle Anteile an den Universitäts- und Rehabilitationskliniken Ulm (RKU).
Welche Konsequenzen hat das für Mitarbeiter und Patienten auf dem Oberen Eselsberg?
Ulm Noch steht die Entscheidung unter Vorbehalt, denn das Kartellamt muss noch zustimmen. Doch das Ziel ist klar: Das Universitätsklinikum Ulm will spätestens Mitte des Jahres die Anteile der Sana Kliniken AG an den Universitäts- und Rehabilitationskliniken Ulm (RKU) übernehmen.
Darauf haben sich die Parteien nach langwierigen Verhandlungen geeinigt. Doch was bedeutet das für Mitarbeiter und Patienten? Und was sagt die Stadt Ulm, die die RKU einst mitgegründet hat, dazu?
Bislang hielten die Sana Kliniken und das Universitätsklinikum Ulm je 50 Prozent der Anteile an den RKU. Künftig hat das Ulmer Großkrankenhaus alleine den Hut auf. Die Verantwortlichen setzen jedoch auf Kontinuität: „Dieser Trägerwechsel hat keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Struktur der RKU“, sagte Professor Udo X. Kaisers, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Ulm. „Für die Mitarbeiter ändert sich nichts. Alle Verträge bleiben erhalten.“
Auch der Betrieb an den auf Orthopädie und Neurologie spezialisierten Kliniken werde fortgeführt wie bisher. Es gebe weiterhin die gleichen Abläufe und die gleichen Sprechzeiten. „Für den Patienten macht es keinerlei Unterschied“, sagte Kaisers. Die RKU sollten als hundertprozentige Tochter des Universitätsklinikums Ulm weitergeführt werden und als starker und eigenständiger Akteur der Gesundheitsversorgung erhalten bleiben. Die Sana AG ist weiterhin im Management der Kliniken tätig, ebenso bleibt Geschäftsführer Matthias Gruber auf seinem Posten.
In der Hochschulambulanz der RKU werden jährlich 20.000 Patienten behandelt, davon etwa 13.000 in der Orthopädie und 7.000 in der Neurologie. Darüber hinaus versorgen die RKU circa 1000 Patienten in der Notaufnahme ambulant. Das Krankenhaus hat 7000 stationäre Patienten und rund 3500 Operationen im Jahr. Der Jahresumsatz betrug voriges Jahr 92 Millionen Euro, die Zahl der Mitarbeiter etwa 700 plus 150 Dienstleister, insgesamt sind es 600 Vollzeitstellen.
Die Übernahme der RKU soll sich für das Universitätsklinikum vor allem langfristig bezahlt machen. Bisher habe das Klinikum keine eigene Neurologie gehabt, „das war auf Dauer nicht tragbar“, sagte Udo X. Kaisers. Deshalb sei der Wunsch aufgekommen, mehr Einfluss auf die Entwicklung der RKU zu nehmen. Zunächst konnte darüber keine Einigung erzielt werden. Deshalb sei die Zusammenarbeit mit den RKU im Juli 2019 gekündigt worden. In den Verhandlungen seien sich Sana und Uniklinikum jedoch einig gewesen, dass eine Konkurrenz mit dem Aufbau von Doppelstrukturen auf dem Oberen Eselsberg keine gute Lösung gewesen wäre. Jetzt haben sich die Verhandlungspartner schließlich zusammengerauft. Von der Integration der RKU soll nicht zuletzt auch die Universitätsmedizin profitieren. Udo X. Kaisers spricht von einer „Win-win-situation für alle Beteiligten“.
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für die Anteile der Sana AG zahlt, wurde nicht bekannt gegeben. Das Kartellamt müsse die Übernahme noch genehmigen, sagte Udo X. Kaisers. „Sobald wir die Bescheide von Kartell- und Finanzbehörden haben, werden wir die Zahl öffentlich machen“, sicherte der Leitende Ärztliche Direktor zu.
„Ich bin erleichtert, dass die langen und schwierigen Verhandlungen zwischen Sana und Uniklinik nun zu einem guten Ende gefunden haben“, sagte Ulms Oberbürgermeister
Gunter Czisch in einer ersten Reaktion. „Beide Seiten können mit diesem Ergebnis gut leben. Auch uns als Stadt war es wichtig, dass am Ende eine faire Einigung steht, denn die Stadt ist als Mitgründerin der Universitäts- und Rehabilitationskliniken Ulm (RKU) den Kliniken besonders verbunden und auch stolz auf ihren hervorragenden Ruf.“Die Übernahme der RKU in die alleinige Trägerschaft des Uniklinikums sei gut und richtig, weil sie wichtige Weichen für den Ausbau der Neurologie an der Uniklinik stelle und damit den Universitätsstandort Ulm samt Uniklinikum nachhaltig voranbringe. „Besonders wichtig ist auch die Stärkung des Klinikums angesichts der Entwicklung der Kliniken in Stuttgart und vor allem Augsburg.“
Die RKU wurden von Beginn an als gemeinnützige Gmbh geführt. 1984 war der Klinikbetrieb auf dem Oberen Eselsberg aufgenommen worden. Jeweils 50 Prozent der Gesellschaftsanteile lagen anfangs bei der Stadt Ulm und der Stiftung Rehabilitation Heidelberg. Als sich die Stiftung aus der Trägerschaft zurückzog, stiegen die Sana Kliniken ein. 1999 trat die Stadt dann die Hälfte ihres bisherigen Geschäftsanteils an das Universitätsklinikum Ulm ab, im Jahr 2003 auch den Rest. Seitdem hielten Universitätsklinikum und Sana jeweils 50 Prozent an den RKU.