Illerplastic hat einen Käufer
Wirtschaft Vor gut zwei Monaten musste der Fensterhersteller Illerplastic Insolvenz anmelden.
Jetzt wurde eine Lösung im Landkreis gefunden und der Belegschaft präsentiert
Landkreis Eigentlich hatten sich die beiden Insolvenzverwalter Tobias Sorg und Konrad Menz von der Kanzlei BMP Solutions erhofft, der Belegschaft von Illerplastic noch vor Ostern eine komplette Lösung präsentieren zu können, wie es mit dem Illertisser Unternehmen weitergeht. Doch das hatte trotz längerer Verhandlungen bis in die Nacht zum Gründonnerstag hinein nicht ganz funktioniert. Trotzdem gibt es gute Neuigkeiten.
Immerhin ist so viel klar: Die Insolvenzverwalter haben einen sehr ernsthaften Interessenten aus der Region aufgetan, der die Illerplastic Fensterbau Gmbh übernehmen will. Doch noch steht nicht fest, wie viele Arbeitsplätze erhalten werden können. Der Käufer kann aller Wahrscheinlichkeit nach nicht alle übernehmen.
„Es wird wohl nicht für alle reichen“, sagte Tobias Sorg am Donnerstagnachmittag, „aber wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen“. Er und sein Kollege Menz hatten in den vergangenen beiden Monaten das insolvente Unternehmen durchleuchtet und festgestellt, dass eine Sanierung der Illerplastic aus sich heraus nicht möglich sei, sondern frisches Geld gebraucht werde. Deshalb suchten sie nach möglichen Investoren – und fanden offenbar sehr viele Interessenten. Am Ende blieben drei Unternehmen übrig, zwei aus Norddeutschland und eines aus der Nähe: Gugelfuss aus Elchingen.
Sorg und Menz sprechen von einem „anständigen Angebot“. Deshalb soll Gugelfuss auch den Zuschlag bekommen. Das letzte Wort in dieser Angelegenheit hat jedoch der sogenannte Gläubigerausschuss, der nun über die Osterfeiertage die Offerte prüfen muss. Wenn er sie annimmt, könnte am Dienstag die Lösung eingetütet werden und Mitte April „in die Umsetzung gehen“.
In zwei Betriebsversammlungen im Fensterbau-werk an der Pionierstraße in Illertissen und im Stammwerk in Au hatten die Insolvenzverwalter die Belegschaft informiert. Die Stimmung sei „schwierig“gewesen, denn nun mussten die Beschäftigten über Ostern zumindest ein Stück weit im Unklaren gelassen werden. „Wir konnten noch nichts Genaues sagen.“Aber es sei die Freude zu spüren gewesen, dass es weitergeht und dass investiert werde. Allerdings fallen ziemlich sicher im größten Teil der Illerplastic-gruppe, der Fensterbau Gmbh, Jobs weg. Dort arbeiten 170 Frauen und Männer. Wie viele gehen müssen, konnten die Insolvenzverwalter noch nicht sagen. Investor Gugelfuss wollte sich dazu noch nicht äußern. Sein Unternehmen könne aber neue Mitarbeiter und Produktionsflächen gut gebrauchen, da es ohnehin erweitern wolle.
Sorg und Menz erklärten am Donnerstag die Hintergründe der Insolvenz. So bestanden 51 Prozent der Aufträge des Unternehmens aus kleineren Engagements bis zu 5000 Euro. Das machte gerade mal drei Millionen Umsatz aus – bei einem gesamten Volumen von 20 Millionen. Die Kleinaufträge waren jedoch aufwendig und nicht rentabel. Zudem sei die Firmensoftware nicht gut eingeführt gewesen, sodass effektives Arbeiten nicht möglich war.
Da die Buchhaltung bei einem Steuerberater lag, wusste offenbar auch niemand, welche Aufträge bereits bezahlt waren und welche nicht. Deshalb bekamen zuweilen Kunden eine Mahnung geschickt, die längst ordnungsgemäß ihre Rechnung beglichen hatten. Auch der Maschinenpark erwies sich als nicht der neueste und schnellste. So bleib unter dem Strich die Effektivität auf der Strecke, die Produktivität von Illerplastic lag deutlich unter dem Durchschnitt der Branche. Ein neuer Besitzer muss also zusätzlich Geld in die Hand nehmen, um die Produktionsmittel zu erneuern und die Abläufe effektiver zu gestalten. Das wird Arbeitsplätze kosten. Die Insolvenzverwalter erwarten „deutliche Einschnitte“.
Drei Viertel aller Beschäftigten arbeiten in der Fensterbau Gmbh, doch es gibt ja noch zwei weitere aktive
Vermutlich wechseln Mitarbeiter zu Gugelfuss
Unternehmensteile, etwa die Glas- und Metallbau Gmbh mit rund 20 Beschäftigten. Die besaß keinen eigenen Vertrieb, sondern arbeitete nur noch die Sonderwünsche von Kunden ab. Die hoch spezialisierten Mitarbeiter wechseln vermutlich zu Gugelfuss.
Als einziger Bestandteil der Illerplastic-gruppe hat die Kunststoffprofile Gmbh, die immer noch am angestammten Gründungssitz in Au produziert, nie rote Zahlen geschrieben. Nach Darstellung von Insolvenzverwalter Konrad Menz sind hier die Würfel bereits gefallen: Sie bleibt bei der Familie von Illerplastic-geschäftsführer Armin Oßwald. Er hat sie aus der Insolvenzmasse „zum Marktpreis“herausgekauft und will sie mit den vorhandenen 46 Beschäftigten weiterführen. Menz sieht für das völlig eigenständige Unternehmen gute Chancen am Markt. Es hat schon bisher nur zu zehn Prozent Kunststoffprofile an die Illerplastic Fensterbau geliefert, die übrigen 90 Prozent gingen an andere Kunden. Weil dieser spezialisierte Unternehmensteil komplett weiter besteht, sei die Stimmung bei der Belegschaftsversammlung in Au entsprechend gut gewesen, „denn da ändert sich ja nichts“.
Unter dem Strich sind Sorg und Menz froh, dass es gelungen ist, die Illerplastic-insolvenz innerhalb von nur zwei Monaten – vermutlich – gut über die Bühne zu bringen. Normalerweise dauern solche Verfahren deutlich länger.