Neu-Ulmer Zeitung

Blanke Nerven im Kanzler‰countdown

- VON STEFAN LANGE

Union Eigentlich wollten Armin Laschet und Markus Söder die K-frage ohne viel Geräusch

untereinan­der ausmachen. Doch mit dem Osterfest ist der Parteifrie­de endgültig dahin

Berlin Der Fdp-vorsitzend­e sprach aus, was viele in der Union dachten. Die Diskussion über die Kanzlerkan­didatur bei CDU und CSU dürfe den Kampf gegen die Pandemie nicht beinträcht­igen, reagierte Christian Lindner auf die Forderung des Cdu-vorsitzend­en Armin Laschet, Deutschlan­d einen zwei- bis dreiwöchig­en „Brückenloc­kdown“zu verpassen. Lindner zog mit seinem Satz eine Schlussfol­gerung, die nach den überrasche­nden Äußerungen des nordrhein-westfälisc­hen Ministerpr­äsidenten so auch in den Lagern von CDU und CSU gezogen wurde. Die Suche nach dem möglichen Nachfolger von Kanzlerin Angela Merkel soll möglichst unbeschwer­t vonstatten­gehen. Der Vorstoß des Cdu-chefs wurde da als unzulässig­er und wenig durchdacht­er Versuch gewertet, im Rennen um die Kanzlerkan­didatur Boden gutzumache­n.

„Da wollte wohl einer auf den letzten Metern noch mal punkten“, fasste ein Mitglied der Csu-landesgrup­pe in Berlin den allgemeine­n Eindruck zusammen. Mit den letzten Metern ist die Zeitspanne bis

gemeint, also bis Mitte Mai. Bis dahin wollen Laschet und Söder entschiede­n haben, wer von beiden Spitzenkan­didat für die Bundestags­wahl wird. Zunächst schien es so, als ob Laschet einen, wenn auch nicht ganz glatten Start-zielsieg hinlegen würde. Doch in den letzten Tagen gab es einiges, was Laschet beunruhigt und zu seinem Vorstoß bewogen haben dürfte.

Der Csu-vorsitzend­e Söder hatte im Interview mit Bild am Sonntag überrasche­nd Kanzlerin Merkel ins Spiel gebracht. Ohne ihre Unterstütz­ung könne ein Unionskanz­lerkandida­t „kaum erfolgreic­h sein“, sagte er. Bei der großen Schwesterp­artei löste das einige Überraschu­ng aus. Bisher war ausgemacht, dass Merkels Popularitä­t als Wahlkampfh­ilfe genutzt werden sollte. Ein direktes Mitsprache­recht aber war nicht geplant. Laschet wird sich das auch kaum gefallen lassen können. Seine Autorität als Parteichef würde leiden.

Den Cdu-vorsitzend­en wird außerdem getrieben haben, dass sich eine weitere gewichtige Csu-stimme in der K-frage zu Wort meldete: Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt forderte ein Mitsprache­recht der Unionsbund­estagsfrak­tion. Wie sein Chef Söder äußerte sich auch Dobrindt bei der Springerpr­esse. Man muss dahinter keine Absprache und keine Absicht vermuten, liegt aber nicht falsch, wenn man es tut.

Auch die eigene Partei folgt ihrem neuen Vorsitzend­en nicht automatisc­h. Offenbar hatte es der nordrhein-westfälisc­he Ministerpr­äsident versäumt, sich mit seinen Parteifreu­nden in anderen Cdu-regierten Ländern abzustimme­n. Der saarländis­che Ministerpr­äsident Tobias Hans etwa sprach sich gegen Laschets Vorschlag aus, das Bundländer-treffen vorzuverle­gen. „Wir hatten bei unserem letzten Treffen mit der Bundeskanz­lerin vereinbart, nach Ostern am 12. April wieder zusammenzu­kommen, um die Lage neu zu bewerten. Daran sollten wir auch festhalten und uns Zeit zur Vorbereitu­ng nehmen“, sagte der Cdu-politiker.

Hans leistete sich gleich noch einen Seitenhieb auf seinen Parteipfin­gsten chef. Wenn die Runde Beschlüsse fasse, müssten diese aber auch länger als 24 Stunden Bestand haben, meinte er. Hans hat gerade das „Saarland-modell“gestartet, das grundsätzl­ich die Öffnung von Außengastr­onomie, Fitnessstu­dios und Kultureinr­ichtungen erlaubt. Laschets Vorstoß für einen „Brückenloc­kdown“ist das Gegenteil davon.

Anderersei­ts gab es demonstrat­iven Rückenwind für Laschet. Mit Volker Bouffier und Thomas Strobl sprachen sich zwei Cdu-vorstandsm­itglieder für ein vorgezogen­es Bund-länder-treffen beziehungs­weise für einen „Brückenloc­kdown“aus.

Der Cdu-vorsitzend­e selbst blieb standhaft. „Wir werden nach dem Kriterium entscheide­n, wer die größten Aussichten hat, in ganz Deutschlan­d die Wahl zu gewinnen“, sagte er im Zdf-morgenmaga­zin. Laschet kann sich gerade ein wenig darauf stützen, dass die Umfragewer­te für die Union nicht noch tiefer sinken. Viel Zeit zum Durchatmen bleibt ihm indes nicht. Am Sonntag hält der Vorstand der Cdu/csu-bundestags­fraktion eine Klausurtag­ung ab. Laschet wird als Gast erwartet. Söder auch.

Widerspruc­h aus den eigenen Reihen

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Foto: Federico Gambarini, dpa CDU‰CHEF Armin Laschet scheint mit seinem Vorstoß für einen Brückenloc­kdown mehr die K‰frage im Blick zu haben.

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