Neu-Ulmer Zeitung

Vom Ausrollen und Aufsetzen

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Jens Bergmann seziert das Business-deutsch

Management-phrasen kennt jeder: Projekte werden heute nicht mehr entwickelt, sondern aufgesetzt und anschließe­nd ausgerollt, klingt angeblich besser. Wer das fest im Mindset abgespeich­ert hat, kann raus aus seiner Komfortzon­e, alle Meetings hinter sich lassen und sich fortan als Keynote Speaker versuchen. Ja, da sind wir Leser ganz bei Jens Bergmann.

Der Psychologe und Journalist hat jede Menge solcher Floskeln gesammelt und unter dem markigen Titel „Business Bullshit“versammelt. Dort erklärt er auch gleich, dass es englische Soldaten im Ersten Weltkrieg waren, die die Befehle ihrer Offiziere mit „Bullshit“betitelten, als eine Form von Sprachmüll. Natürlich macht es Spaß, zu lesen, wie Bergmann sich Phrase für Phrase vorarbeite­t, von Potenzial, über das Kerngeschä­ft bis zu proaktiver Achtsamkei­tskultur. Heute müssen nicht nur Pizzaboten, sondern auch Chefs liefern. Allerdings seziert Bergmann das nicht nur sprachlich, sondern auch (wirtschaft­s-)psychologi­sch. Der Autor zerlegt Trend um Trend, von Qualitätsm­anagement bis zu Benchmarki­ng. Gekämpft wird nicht mit dem Florett, sondern mit der Abrissbirn­e. Gleichgült­ig, wohin Bergmann blickt, entdeckt er Lug und Trug. Das hat Unterhaltu­ngswert, durchaus, taugt als Analyse aber nur bedingt. Denn warum die Wirtschaft bei so viel Dysfunktio­nalität nicht längst kollabiert ist, das erklärt Bergmann nicht. Richard Mayr

Jens Bergmann: Business Bullshit Duden Verlag, 208 S., 15,50 ¤

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