Neu-Ulmer Zeitung

Shitstorm gegen Pfuhler Hausarzt Kröner hat Nachspiel

- VON MICHAEL KROHA

Recht Der Mediziner hatte lediglich einen Info-zettel zur Corona-impfung ins Netz gestellt und wurde dafür teilweise wüst beschimpft. Das ließ er sich nicht gefallen. Der Fall beschäftig­t jetzt nicht nur die deutsche Justiz

Neu‰ulm Der Pfuhler Hausarzt Dr. Christian Kröner polarisier­t. Nicht jeder ist von seiner Art und Weise, wie er sich in der Corona-pandemie für Impfungen einsetzt, begeistert. Für Furore im Netz sorgte vor allem sein Info-zettel im Dezember vergangene­n Jahres (wir berichtete­n). Der Allgemeinm­ediziner erfuhr zwar viel Zuspruch, er wurde in den sozialen Netzwerken aber auch wüst beschimpft. Und das wird für nicht wenige Menschen Folgen haben. Der Fall beschäftig­t nicht nur die deutschen Justizbehö­rden.

Beim Kurznachri­chtendiens­t Twitter beschreibt sich Kröner in der üblichen, knapp gefassten Biografie eines jeden Profils neben seinen bekannten Tätigkeite­n als Haus- und Notarzt auch als „viralen Impfzettel­verfasser“. Das Papier hat ihm zu einer nicht mehr nur bundesweit­en medialen Aufmerksam­keit verholfen. Selbst mit dem britischen Boulevard-blatt The Sun unterhielt er sich kürzlich über die Verwendung des Astrazenec­aimpfstoff­es in Deutschlan­d. In Anlehnung an die in den sozialen Netzwerken

zum Teil durch Werbevertr­äge viel Geld verdienend­en sogenannte­n „Influencer“nennt sich der Hausarzt inzwischen auch „Impfluence­r“.

Doch seine gewollte informativ­e Beeinfluss­ung der Menschen im Umgang mit den Impfungen kommt nicht überall gut an. Wie bereits kurz nach dem riesigen Hype um seinen Info-zettel, von unserer Redaktion berichtet, erlebte der Hausarzt auch einen gewaltigen Shitstorm. Er wurde als „Mörder“und „Hofverräte­r“beschimpft. Und ihn erreichten Drohungen wie: „Ich brenn’ dir die Praxis ab.“

Kröner ließ sich und lässt sich auch weiterhin davon nicht beeindruck­en. Er ging damals zur Neuulmer Polizei und stellte Strafanzei­gen. Um die 80 Stück seien es. Alle notiert in einer Excel-liste, sagt er. Und wie er kürzlich bei Twitter vermeldete, seien zwischenze­itlich erste Rückmeldun­gen von den Ermittlung­sbehörden eingetrude­lt. Der Hausarzt bekam Post von Staatsanwa­ltschaften aus dem beinahe gesamten Bundesgebi­et, unter anderem aus Verden (Niedersach­sen), Magdeburg (Sachsen-anhalt), Aachen

(Nordrhein-westfalen), Tübingen (Baden-württember­g), Traunstein und Hof (beides Bayern).

Zwar handle es sich dabei größtentei­ls um die Benachrich­tigung darüber, dass die Verfahren eingestell­t würden. Beigefügt sei aber bei den meisten auch Entschuldi­gungsschre­iben seitens der Verfasser der Beleidigun­gen, sagt Kröner und fügt hinzu: Die jetzt seien ohnehin die eher harmlosere­n gewesen. Ihn freut allein schon, dass überhaupt etwas unternomme­n wird – „eindrucksv­oll profession­ell“, wie er findet. Auch in Österreich und der Schweiz würden Verfahren laufen. Wichtig ist für ihn daher die Botschaft: „Leute, wehrt euch!“Und: „Das Internet ist kein rechtsfrei­er Raum.“

Diesen Eindruck wollen vermutlich auch die Ermittlung­sbehörden vermitteln – zumal der Fall eben ja medial so großen Anklang fand. Wie ein Sprecher des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/west auf Anfrage unserer Redaktion mitteilt, würden momentan gut 50 Verfahren diesbezügl­ich laufen. Die meisten davon wegen Beleidigun­gen. Der Strafrahme­n liegt hier zwischen einer Geldstrafe und einer Freiheitss­trafe von bis zu einem Jahr. Letzteres komme aber meist nur dann in Betracht, wenn die Person „schon was auf dem Kerbholz hat“, so der Polizeispr­echer.

Um die 20 Täter seien bereits ermittelt worden. Die seien zwischen 18 und 60 Jahre alt und würden sich im gesamten Bundesgebi­et verteilen. Wie man auf sie kam, darüber macht die Polizei keine Angaben. In manchen Fällen würde die Suche nach dem Verfasser zudem noch laufen.

 ?? Fotos: Kröner ?? Der Pfuhler Hausarzt Dr. Christian Kröner (links) setzte sich für die Corona‰impfung ein und erntete dafür teilweise wüste Beschimpfu­ngen.
Fotos: Kröner Der Pfuhler Hausarzt Dr. Christian Kröner (links) setzte sich für die Corona‰impfung ein und erntete dafür teilweise wüste Beschimpfu­ngen.

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