Shitstorm gegen Pfuhler Hausarzt Kröner hat Nachspiel
Recht Der Mediziner hatte lediglich einen Info-zettel zur Corona-impfung ins Netz gestellt und wurde dafür teilweise wüst beschimpft. Das ließ er sich nicht gefallen. Der Fall beschäftigt jetzt nicht nur die deutsche Justiz
Neuulm Der Pfuhler Hausarzt Dr. Christian Kröner polarisiert. Nicht jeder ist von seiner Art und Weise, wie er sich in der Corona-pandemie für Impfungen einsetzt, begeistert. Für Furore im Netz sorgte vor allem sein Info-zettel im Dezember vergangenen Jahres (wir berichteten). Der Allgemeinmediziner erfuhr zwar viel Zuspruch, er wurde in den sozialen Netzwerken aber auch wüst beschimpft. Und das wird für nicht wenige Menschen Folgen haben. Der Fall beschäftigt nicht nur die deutschen Justizbehörden.
Beim Kurznachrichtendienst Twitter beschreibt sich Kröner in der üblichen, knapp gefassten Biografie eines jeden Profils neben seinen bekannten Tätigkeiten als Haus- und Notarzt auch als „viralen Impfzettelverfasser“. Das Papier hat ihm zu einer nicht mehr nur bundesweiten medialen Aufmerksamkeit verholfen. Selbst mit dem britischen Boulevard-blatt The Sun unterhielt er sich kürzlich über die Verwendung des Astrazenecaimpfstoffes in Deutschland. In Anlehnung an die in den sozialen Netzwerken
zum Teil durch Werbeverträge viel Geld verdienenden sogenannten „Influencer“nennt sich der Hausarzt inzwischen auch „Impfluencer“.
Doch seine gewollte informative Beeinflussung der Menschen im Umgang mit den Impfungen kommt nicht überall gut an. Wie bereits kurz nach dem riesigen Hype um seinen Info-zettel, von unserer Redaktion berichtet, erlebte der Hausarzt auch einen gewaltigen Shitstorm. Er wurde als „Mörder“und „Hofverräter“beschimpft. Und ihn erreichten Drohungen wie: „Ich brenn’ dir die Praxis ab.“
Kröner ließ sich und lässt sich auch weiterhin davon nicht beeindrucken. Er ging damals zur Neuulmer Polizei und stellte Strafanzeigen. Um die 80 Stück seien es. Alle notiert in einer Excel-liste, sagt er. Und wie er kürzlich bei Twitter vermeldete, seien zwischenzeitlich erste Rückmeldungen von den Ermittlungsbehörden eingetrudelt. Der Hausarzt bekam Post von Staatsanwaltschaften aus dem beinahe gesamten Bundesgebiet, unter anderem aus Verden (Niedersachsen), Magdeburg (Sachsen-anhalt), Aachen
(Nordrhein-westfalen), Tübingen (Baden-württemberg), Traunstein und Hof (beides Bayern).
Zwar handle es sich dabei größtenteils um die Benachrichtigung darüber, dass die Verfahren eingestellt würden. Beigefügt sei aber bei den meisten auch Entschuldigungsschreiben seitens der Verfasser der Beleidigungen, sagt Kröner und fügt hinzu: Die jetzt seien ohnehin die eher harmloseren gewesen. Ihn freut allein schon, dass überhaupt etwas unternommen wird – „eindrucksvoll professionell“, wie er findet. Auch in Österreich und der Schweiz würden Verfahren laufen. Wichtig ist für ihn daher die Botschaft: „Leute, wehrt euch!“Und: „Das Internet ist kein rechtsfreier Raum.“
Diesen Eindruck wollen vermutlich auch die Ermittlungsbehörden vermitteln – zumal der Fall eben ja medial so großen Anklang fand. Wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/west auf Anfrage unserer Redaktion mitteilt, würden momentan gut 50 Verfahren diesbezüglich laufen. Die meisten davon wegen Beleidigungen. Der Strafrahmen liegt hier zwischen einer Geldstrafe und einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr. Letzteres komme aber meist nur dann in Betracht, wenn die Person „schon was auf dem Kerbholz hat“, so der Polizeisprecher.
Um die 20 Täter seien bereits ermittelt worden. Die seien zwischen 18 und 60 Jahre alt und würden sich im gesamten Bundesgebiet verteilen. Wie man auf sie kam, darüber macht die Polizei keine Angaben. In manchen Fällen würde die Suche nach dem Verfasser zudem noch laufen.