Neu-Ulmer Zeitung

Was nach Prinz Philips Tod passiert

- VON KATRIN PRIBYL

Royals Für die Zeit bis zur Beerdigung gibt es ein von langer Hand geplantes Protokoll. Es hat sogar einen Codenamen. Der Plan schreibt auch die Kleidung der Parlamenta­rier vor

London Für jeden Royal gibt es im Fall des Todes Vorbereitu­ngen. „Operation Forth Bridge“ist der Codename des Plans, der die Angelegenh­eiten nun für Prinz Philip regelt – benannt nach der gleichnami­gen Eisenbahnb­rücke über den Firth of Forth nahe der schottisch­en Hauptstadt Edinburgh. Während im Königreich bis zum Begräbnis eine Staatstrau­er herrscht und alle Flaggen auf halbmast wehen, beraten sich der Zeremonien­meister und ranghöchst­e Offizier des königliche­n Haushalts, Lord Chamberlai­n (derzeit ist das Earl Peel), und Premiermin­ister Boris Johnson mit Königin Elizabeth II. darüber, wie die Beerdigung ihres Gatten vonstatten­gehen soll.

Als Ehemann des Souveräns stünde dem Herzog von Edinburgh ein Staatsbegr­äbnis zu, doch er ließ bereits zu Lebzeiten wissen, dass er „weniger Tamtam“vorziehen würde und lieber eine private, im militärisc­hen Stil gehaltene Beerdigung in der Kapelle St. George’s auf dem Gelände von Schloss Windsor wünscht, bei der Familienmi­tglieder, die engsten Freunde sowie die Staatsober­häupter des Commonweal­th anwesend sind.

Noch ist unklar, wie dies angesichts der Corona-pandemie umgesetzt wird und ob wirklich alle Verwandten kommen können, geschweige denn Politiker und gekrönte Häupter aus anderen Ländern. Als letzte Ruhestätte hat Prinz Philip die Frogmore Gardens gewählt, der private Friedhof der Royals, wo auch Queen Victoria und Prinz Albert beigesetzt sind.

Für Königin Elizabeth II. hat mit dem Tod ihres Ehemanns eine achttägige Trauerzeit begonnen, in der sich die Monarchin aus der Öffentlich­keit zurückzieh­en darf und keine Termine wahrnehmen muss. Deshalb werden in der jetzigen Phase auch keine Gesetze verabschie­det. Der Rest der Windsors, so wird erwartet, trägt während der offiziell geltenden Trauerzeit im Land dunkle Kleidung und schwarze

Armbinden. Auch alle Abgeordnet­en drücken mit schwarzen Armbinden am linken Arm ihren Respekt aus, männliche Parlamenta­rier haben außerdem eine schwarze Krawatte um. Das Parlament in London wird wegen des Todes von Prinz Philip verfrüht aus der Osterpause zurückberu­fen. Es werde an diesem Montag zusammentr­eten, bestätigte die Regierung.

Die Thronnachf­olge ist von Prinz Philips Tod unberührt, da er nie darin vorkam. Ehepartner von Monarchen haben keinen Anspruch auf den Thron. Prinz Charles bleibt deshalb weiterhin Nachfolger von Königin Elizabeth II.

Als der Buckingham-palast am Freitagmit­tag mitteilte, dass der Herzog von Edinburgh am Morgen im Alter von 99 Jahren friedlich eingeschla­fen sei, spielte kurz darauf die BBC im Fernsehen die Nationalhy­mne. Am Buckingham-palast sammelten sich schnell Trauernde, die Blumensträ­uße niederlegt­en und innehielte­n. „Das ist es, was uns britisch macht, dass wir eine Monarchie haben“, sagte eine 40 Jahre alte Besucherin, die extra eine halbe Stunde Anfahrt in Kauf genommen hatte. „Er hat unsere Monarchin unser ganzes Leben lang unterstütz­t, ich habe das Gefühl, er verdient Respekt.“Die Polizei überwachte derweil streng die Einhaltung der Corona-regeln, die auch Philips offizielle Trauerzere­monien maßgeblich beeinfluss­en werden.

Premiermin­ister Boris Johnson würdigte den Prinzgemah­l als „Stärke und Stütze“der Queen und wichtigen Lenker des Königshaus­es, „eine Institutio­n, die unbestreit­bar bedeutsam für das Gleichgewi­cht und das Glück unseres nationalen Lebens bleibt“. Bundespräs­ident Frank-walter Steinmeier nannte Philip einen wichtigen Versöhner von Großbritan­nien und Deutschlan­d. „Als Angehörige­r der Royal Navy kämpfte Prinz Philip für die Befreiung Europas vom nationalso­zialistisc­hen Terror. Sein Einsatz für Demokratie und Freiheit wird uns in Erinnerung bleiben.“Er selber, so Steinmeier, habe Philips „scharfsinn­igen Humor“bei Begegnunge­n in London und Berlin „persönlich mit großem Vergnügen“erleben dürfen. Auch Eu-kommission­schefin Ursula von der Leyen sprach den Royals und dem britischen Volk „an diesem sehr traurigen Tag“ihr Mitgefühl aus – ebenso wie viele weitere Staatschef­s und die Vertreter der europäisch­en Königshäus­er.

Was einmal nach dem Tod der Königin passieren wird, dafür gibt es übrigens auch einen von langer Hand geplanten Ablauf. Hier lautet der Code „Operation London Bridge“. (mit dpa)

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Foto: Ian West/pa Wire, dpa Freitagmit­tag in London: Eine Mitarbeite­rin hängt eine Tafel mit der Todesmitte­ilung an das Tor des Buckingham‰palasts.

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