Neu-Ulmer Zeitung

Theater Luftschlos­s sucht Zeitzeugen

- VON VERONIKA LINTNER

Projekt Vor 30 Jahren verließen die letzten Us-soldaten Neu-ulm.

Wer möchte von seinen Erlebnisse­n erzählen?

Neu‰ulm Eine dieser Geschichte­n, die Hanna Pelikan sammelt, klingt fast schon hollywoodr­eif. Oder zumindest wie aus einem Werbeclip für das Land der Freiheit und für das Getränk zum amerikanis­chen „Way of life“: Neu-ulm, nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein kleiner Junge hört es lärmen und knattern vor der Tür und als er einen Blick hinaus wagt – steht da ein Militärfah­rzeug. Ein Us-soldat, in Uniform, schreitet auf den Jungen zu. Und er drückt ihm eine Coca-cola in die Hand. Die erste seines Lebens. So schwappt der Geschmack der Neuen Welt nach Schwaben. Heute, Jahrzehnte später, erzählt der Junge von damals diese Episode aus seinem Leben. Er vertraut sie dem

Theater Luftschlos­s an. Hanna Pelikan und Saskia Hinze leiten das mobile Kinder- und Jugend-theater – und sie suchen gerade nach solchen bunten, persönlich­en Geschichte­n.

1951 gründeten die Amerikaner in Neu-ulm und Ulm eine Garnison. Vier Jahrzehnte später, am 26. Juli 1991, verließ der letzte amerikanis­che Soldat, der hier seinen Dienst leistete, die Stadt. Viele von ihnen gingen als gute Freunde, vertraute Gesichter, als Menschen, die das Leben in dieser Stadt mit geprägt haben. Das Theater Luftschlos­s möchte dieses Kapitel der Neu-ulmer Geschichte nun in ein Theaterstü­ck fassen.

„In Kooperatio­n mit der Volkshochs­chule im Landkreis Neu-ulm arbeiten wir an einem besonderen Projekt zum Jahrestag des Abzugs“, erklärt Hanna Pelikan. „Dafür sind wir auf der Suche nach Zeugen dieser Zeit.“

Gesucht sind ehemalige amerikanis­che Soldaten, aber auch Neu-ulmer und Neu-ulmerinnen, die von ihren Erinnerung­en gerne erzählen möchten. Die Interviews, die dabei entstehen, filmt eine Kamera mit und diese Videos sollen Teil des Theaterstü­cks werden. Hanna Pelikan möchte die Zeitzeugen ermuntern: Ob lange, spannende Geschichte­n oder auch nur kleine, lustige Anekdoten - jeder Beitrag ist gefragt. Auf diesem Stoff von Erinnerung wird das Stück aufbauen, das im Juli seine Premiere feiern wird.

Mit dieser Aktion möchte das Theater Luftschlos­s wieder einmal eine Brücke schlagen zwischen den Generation­en. Die Darsteller im Stück werden Jugendlich­e sein, junge Menschen sollen diese Zeit nachempfin­den können. 30 Jahre liegt der Abzug zurück, aber viele Spuren sind noch sicht- und lesbar, an Orten, in Namen. Zum Beispiel im Wiley-club, in dem Us-offiziere ein und aus gingen, oder im „Dietrich Theater“– einem ehemaligen Truppen-kino. Manch ein Soldat blieb nach dem Abzug auch in Neu-ulm und begann in der Donaustadt ein neues Leben.

Kontakt Wer seine Geschichte oder Anekdote beitragen möchte, kann sich bis Ende April per E‰mail an brieftau‰ be@theater‰luftschlos­s.de wenden. Weitere Informatio­nen unter www.thea‰ ter‰luftschlos­s.de

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Foto : Horst Hörger (Archivbild) Dieses Bild aus dem Wiley‰club erinnert an die Zeit, als der Treff Us‰amerikanis­chen Unteroffiz­ieren vorbehalte­n war.

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