Neu-Ulmer Zeitung

Straße wird nach früherem Landrat Max Rauth benannt

- VON JENS NOLL

Entscheidu­ng Bei der Namensgebu­ng in Weißenhorn setzt sich der einstige Chefarzt gegen einen anderen Mediziner durch

Weißenhorn Parallel zum Spitalweg ist im Norden von Weißenhorn eine neue Erschließu­ngsstraße für das Baugebiet „Nord II“entstanden. Diese wird künftig den Namen eines Mannes tragen, der sich sehr um die Stadt Weißenhorn und den Landkreis Neu-ulm verdient gemacht hat: Dr. Max Rauth (1911-1973) war Chefarzt am Weißenhorn­er Krankenhau­s, Bürgermeis­ter der Stadt und erster Landrat des Landkreise­s Neu-ulm nach der Gebietsref­orm. Mit großer Mehrheit hat sich der Bau- und Werksaussc­huss am Montagaben­d für die Namensgebu­ng entschiede­n. Da mehrere Vorschläge vorlagen, hatte sich dass Gremium gleich zweimal mit dem Thema befasst.

In einem Punkt waren sich die Stadträte schon in der ersten Sitzung Anfang März einig: Der neue Straßennam­e sollte zum Spitalweg passen und idealerwei­se auch einen Bezug zur nahen Stiftungsk­linik herstellen. „Robert-koch-straße“hatte die Stadtverwa­ltung vorgeschla­gen. Aus aktuellem Anlass wird der Name des berühmten Mediziners derzeit sehr häufig erwähnt, vor allem im Zusammenha­ng mit Coronazahl­en, die das nach ihm benannte Institut erfasst. Pfarrer-moog-straße

oder Eduard-moog-straße sowie Reginaweg oder Reginastra­ße standen ebenfalls zur Auswahl, überzeugte­n die Mehrheit des Gremiums aber nicht.

Nach einem Vorschlag von Michael Schrodi (CSU) wurde die Entscheidu­ng im März noch einmal zurückgest­ellt: Er hatte angeregt, die Straße nach einem Arzt zu benennen, der einst am Weißenhorn­er Krankenhau­s tätig war. Der Spdfraktio­nsvorsitze­nde Herbert Richter reichte daraufhin den Vorschlag (Dr.)-max-rauth-straße ein. In der Sitzung des Bauausschu­sses am Montagaben­d erläuterte Richter, warum er den früheren Chefarzt für den richtigen Namensgebe­r hält. So habe sich Rauth maßgeblich dafür eingesetzt, dass Anfang der 1950erjahr­e der erste Erweiterun­gsbau der Stiftungsk­linik errichtet werden konnte. Dies habe eine Weiterentw­icklung der medizinisc­hen Versorgung in Weißenhorn ermöglicht. „In seine Amtszeit als Landrat fiel auch die Übertragun­g der Klinik von der Stadt an den Landkreis“, sagte Richter. Und er erinnerte daran, dass Rauth in unruhigen Zeiten Anfang der 1960er-jahre als Bürgermeis­ter vorübergeh­end die Führung der Stadt übernommen hatte.

Von 1964 bis 1972 war Rauth Landrat des früheren Landkreise­s

Neu-ulm. Nach der Kreisgebie­tsreform 1972 wurde er zum Landrat des neuen Landkreise­s gewählt, der zunächst Illerkreis hieß. 1973 kam Rauth bei einem Verkehrsun­fall ums Leben.

Trotz seiner Verdienste sprach sich die Wüw-fraktion gegen Rauth als Namensgebe­r aus. Bernhard Jüstel hielt es für angebracht, den internatio­nal bekannten Forscher

und Mediziner Robert Koch mit der Benennung zu würdigen. Auch dies stelle einen Bezug zur Klinik dar, sagte Jüstel. Die Zweite Bürgermeis­terin Kerstin Lutz (CSU), die die Sitzung stellvertr­etend für Rathausche­f Wolfgang Fendt leitete, gab zu bedenken, dass es in Pfaffenhof­en bereits einen Max-rauth-weg gibt. Aus ihrer Sicht wäre es richtig, ihn auch in

Weißenhorn zu würdigen, wo er gewirkt hatte. Dem stimmte Ulrich Fliegel (Grüne) zu: Wenn Rauth schon in Pfaffenhof­en einen Straßennam­en bekommen habe, dann werde es Zeit, dass er auch in Weißenhorn einen bekomme.

Auf Wunsch einer Bürgerin lag dem Gremium aber noch ein weiterer Vorschlag zur Auswahl vor: Die Frau hatte sich an die Stadtverwa­ltung gewandt und bemängelt, dass viel zu wenig Straßen nach Frauen benannt werden. Sie schickte eine Liste mit Namen weiblicher Pioniere auf dem Gebiet der Medizin, aus der die Stadtverwa­ltung die Kinderärzt­in Ingeborg Rapoport auswählte. Susanne Kuderna-demuth (ÖDP) begrüßte das. „Frauen sollten in Zukunft auch bei Straßennam­en angemessen berücksich­tigt werden“, sagte sie.

Mit 11:3 Stimmen sprach sich das Gremium dennoch für den Namen Max-rauth-straße aus, mit der Bezeichnun­g ohne Dr., wie sie auch in Pfaffenhof­en in Gebrauch ist. Bei der Benennung weiterer Straßen, die in Weißenhorn neu entstehen, könnten dann vermehrt Frauen zum Zug kommen. Das befürworte­ten mehrere Stadträte. Man werde das vermerken und künftig berücksich­tigen, sagte die Zweite Bürgermeis­terin.

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Foto: Archiv Landkreis Neu‰ulm Eine Straße in Weißenhorn wird den Namen von Dr. Max Rauth tragen. Er war Chef‰ arzt an der Stiftungsk­linik, Bürgermeis­ter und Landrat.

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