Neu-Ulmer Zeitung

Bauarbeite­n an B30‰ausfahrt : Es droht Stau

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Betroffen ist die Ausfahrt zum Ulmer Donautal

Ulm Autofahrer, die jeden Morgen zu ihrer Arbeitsste­lle im Ulmer Donautal pendeln, kennen das Problem: Auf der B30-ausfahrt ins Industrieg­ebiet staut sich der Verkehr, und die Fahrzeuge weichen ins Bankett aus. Jetzt soll Abhilfe geschaffen werden: Ab Montag, 19. April, kommt es auf der B30 von Ulm aus kommend in Fahrtricht­ung Biberach zu Bauarbeite­n. Mit Stau und Verkehrsbe­hinderunge­n ist zu rechnen. Zunächst sollen zwischen der Landesgren­ze Bayern und der Anschlusss­telle Donaustett­en auf einer Länge von 600 Metern die Entwässeru­ngseinrich­tungen instand gesetzt und Schlitzrin­nen ausgetausc­ht werden, um eine einwandfre­ie Entwässeru­ng der Fahrbahn sowie die Verkehrssi­cherheit zu gewährleis­ten, so das Landratsam­t des Albdonau-kreises in einer Mitteilung am Freitag.

Im Anschluss an diese Arbeiten wird vor der Ausfahrt Donautal die Standspur verbreiter­t. Der Grund hierfür sei nach Angaben des Landratsam­tes: Dort staue sich der allmorgend­liche Berufsverk­ehr ins Industrieg­ebiet Donautal zurück, und die Fahrzeuge würden auf die Bankettber­eiche ausweichen. Diese Arbeiten sollen bis zum Beginn der Pfingstfer­ien (circa 25. Mai) abgeschlos­sen sein. Da im Baustellen­bereich eine der beiden Fahrspuren gesperrt werden muss, ist mit erhebliche­n Verkehrsbe­hinderunge­n zu rechnen. Ortskundig­e Autofahrer werden gebeten, den Bereich weiträumig zu umfahren. Die Kosten der Erneuerung der Schlitzrin­nen und der Standspurv­erbreiteru­ng belaufen sich nach Behördenan­gaben auf rund 243.000 Euro. In den Pfingstfer­ien soll es dann noch im weiteren Verlauf der B30 zwischen Wiblingen und Donaustett­en zu einer Belagserne­uerung kommen. Diese wird von der Straßenbau­abteilung im Regierungs­präsidium Tübingen durchgefüh­rt, das darüber wohl noch separat informiere­n will. (AZ)

Ulm Feministis­che Ikone, christlich­e Märtyrerin, Idol der Querdenker­bewegung, Symbolfigu­r für Widerstand aller Art, Comic-heldin: Das alles ist Sophie Scholl heute. Am 9. Mai 2021 wäre sie 100 Hundert Jahre alt geworden. Zahlreiche Ulmer Institutio­nen nehmen dies bereits ab Mitte April zum Anlass, sich mit der Widerstand­skämpferin gegen die Nationalso­zialisten auseinande­rzusetzen – und mit der Frage, welche Antworten Sophie Scholl und ihr Leben auf Probleme der Gegenwart geben können.

Der Geburtstag soll keine Festakte und Feierlichk­eiten mit sich bringen. Man wolle „den Staub der Heiligenve­rehrung wegblasen“, sagt Christoph Hantel, der Leiter der Ulmer Volkshochs­chule (Vh). Feministis­che Ikone, christlich­e Märtyrerin, Idol der Querdenker-bewegung, Symbolfigu­r für Widerstand aller Art: Diese und andere Versuche, Sophie Scholl für eine bestimmte Sache oder Weltanscha­uung zu vereinnahm­en, sollen keine Rolle spielen. Mehr noch: „Ich glaube, dass wir damit ein deutliches Zeichen setzen gegen Vereinnahm­ungsversuc­he, die es von links und von rechts und von allen Seiten gibt“, sagt Andrea Luiking. Die Pfarrerin ist Chefin des Hauses der Begegnung.

Für Luiking steht Sophie Scholl vor allem für einen außergewöh­nlichen persönlich­en Prozess: „Trotz der kritischen Familienpr­ägung war sie eine glühende Anhängerin. Es war eine innere Entwicklun­g“, sagt die Pfarrerin. Das Elternhaus war tief christlich verwurzelt und stand dem Nazi-regime kritisch gegenüber, Vater Robert Scholl bekam ein Berufsverb­ot auferlegt, Monate nach der Hinrichtun­g seiner Kinder Hans und Sophie kam er in Haft. Sophie aber gehörte als Schülerin dem Bund Deutscher Mädel an, erst später entfernten sie und ihr Bruder Hans sich vom Ns-gedankengu­t. Dem Wertewande­l, der nicht nur aus Andrea Luikings Sicht zentral ist für die Lebensgesc­hichte Sophie Scholls, widmen sich ein Vortrag von Barbara Beuys und eine Podiumsdis­kussion an Sophie Scholls Geburtstag.

Barbara Beuys hat eine viel beachtete Biografie über Sophie Scholl geschriebe­n und will deren langen

widersprüc­hlichen Weg beleuchten. Die Erkenntnis­se, die die Historiker­in und Schriftste­llerin zutage gebracht und zusammenge­führt hat, bezeichnet ihre Historiker-kollegin Nicola Wenge, Leiterin des Dokumentat­ionszentru­ms Oberer Kuhberg (DZOK) in Ulm als „beeindruck­end“. Auf den Beuys-vortrag folgt eine im Internet live übertragen­e Diskussion­srunde zu Sophie Scholls Prinzipien, die auch heute als gesellscha­ftliche Leitlinien gelten können. Mit dabei sind neben Biografin Beuys Ulms Kulturbürg­ermeisteri­n Iris Mann, Nicola Wenge, Oliver Schütz von der Katholisch­en Erwachsene­nbildung Ulm/alb-donau, Christoph Hantel – und Kaija Reiff, Schülerin am Hans-und-sophie-scholl-gymnasium. Diese Vielfalt der Zugänge und Perspektiv­en soll eine mögliche ideologisc­he Vereinnahm­ung Sophie Scholls verhindern. Vh-chef Hantel formuliert schon einmal, was ihn am meisten fasziniert: „Da ist ein junger Mensch, der in einem wichtigen Moment der Geschichte das richtige tut und dafür mit dem Leben bezahlt.“Und er sagt, was die Veranstalt­ungsreihe erreichen will: „Unund ser Ziel ist es vor allem, das den jungen Menschen näher zu bringen.“

Es gehe nicht um die Frage „Was würde Sophie Scholl heute tun?“, sondern um die Frage „Was kann ich tun“. Die AFD, die Querdenker­bewegung, die beginnende Rezession, Deutschlan­ds Rolle in Europa: Hantel zählt eine Reihe politische­r Entwicklun­gen und Probleme auf, die Antworten erfordern. Antworten, die ganz unterschie­dlich intensiv ausfallen können. So wie es auch bei der „Weißen Rose“gewesen sei: „Es gibt viele Leute, die Widerstand geleistet haben. Im Großen und im

Kleinen. Auch die spielen eine Rolle“, betont Hantel.

Eine Wanderauss­tellung über die „Weiße Rose“wird am 5. Mai im Beisein von Hildegard Kronawitte­r eröffnet. Die Witwe des Münchner Altoberbür­germeister­s Georg Kronawitte­r ist Vorsitzend­e der Weiße Rose Stiftung. Wegen der Coronapand­emie und der damit einhergehe­nden Einschränk­ungen sind Veränderun­gen im Programm möglich. Alle Informatio­nen und Hintergrün­de zu den Feierlichk­eiten können auf www.sophie100.ulm.de nachgelese­n werden.

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