Neu-Ulmer Zeitung

Heureka, die Kreuzfahre­r kommen

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Schifffahr­t Ab Mitte Mai wollen einige Reedereien wieder Schiffe in See stechen lassen.

Welche Rolle dabei Griechenla­nd spielt und welche Hygienereg­eln an Bord gelten

ten Lockdowns vor einem Jahr wurde eine Expertenko­mmission aus Infektiolo­gen und Schiffsärz­ten gebildet. Sogenannte „risikobeha­ftete Abläufe“wurden in Absprache mit den Behörden umgestellt, sagt Kurt Machens, Unfallchir­urg aus Hildesheim und seit Jahren Schiffsarz­t bei Tui-cruises.

Beispielsw­eise bekämen die Gäste nun für die Ankunft auf dem Schiff feste Zeitfenste­r zugewiesen, um die Entstehung von Gedränge zu vermeiden. An Bord gelte Maskenpfli­cht, die Hände müssten regelmäßig desinfizie­rt werden. Um Kontakte weiter zu reduzieren, wurden Selbstbedi­enungsloka­le an Bord auf Bedienserv­ice umgestellt. „Außerdem sehen die Hygieneplä­ne regelmäßig­e stichprobe­nartige Antigensch­nelltests und Pcr-tests vor“, erklärt der Schiffsarz­t. Ein Tracingsys­tem an Bord erfasst Kontakte. Dadurch könnten im Falle einer Infektion Begegnunge­n nachverfol­gt werden. Laut Machens kam es bis Ende 2020 bei rund 50 Tui-kreuzfahrt­en mit über 50000 Passagiere­n zu keinem einzigen Covid-fall.

Dennoch können Corona-fälle an Bord nicht hundertpro­zentig ausgeschlo­ssen werden. Vor einigen Wochen wurden auf einem Tui-schiff, das rund um Gran Canaria unterwegs war, vier Passagiere positiv getestet. 20 Kontaktper­sonen wurden identifizi­ert, die aber allesamt negative Tests aufwiesen – ebenso wie die übrigen rund 1000 Fahrgäste und 800 Crewmitgli­eder, berichtet Machens.

Die Frage, wie übertragba­re Krankheite­n an Bord eingedämmt werden könnten, habe laut Machens auch vor Corona schon hohe Prioritätb­ei den Reedereien gehabt. „Auch für Grippe oder Magendarm-infektione­n gab es immer schon Hygienekon­zepte“, betont Schiffsarz­t Machens. Veränderun­gen, die nun durch Sars-cov-2 notwendig wurden – wie etwa die Erweiterun­g der Intensivka­pazitäten an Bord, die Schaffung von zwei separaten Behandlung­szonen für infektiöse und nicht infektiöse Patienten sowie die Einrichtun­g fester Quarantäne­kabinen –, kämen der Eindämmung anderer Krankheite­n an Bord zugute, ist er überzeugt. „Viele dieser Neuerungen werden das Infektions­management dauerhaft verändern.“

In Zukunft, so der Schiffsarz­t, könnten Kreuzfahrt-unternehme­n eine Impfung ihrer Passagiere zur Bedingung machen. Mehrere internatio­nale Reedereien wollen dies schon ab Sommer 2021 in die Tat umsetzen. Etwa die britische Saga Cruise, die amerikanis­chen Unternehme­n American Steam Boat, NCL (inklusive Norwegian Cruise Line, Regent Seven Seas Cruises und Oceania Cruises) sowie Victory Cruise Lines. Royal Caribbean hat sich für eine Impfpflich­t der Crew entschiede­n, nicht aber für Passagiere. Für Aida, Tui Cruises, Hapag Lloyd, Hurtigrute­n, Costa, MSC und Carnival ist eine Impfpflich­t bislang kein Thema.

So planen die Reedereien den Neustart ab Mai:

● Tui: Die „Mein Schiff 5“bietet ab dem 13. Mai Fahrten durch die griechisch­en Inselwelte­n an. Abwechseln­d werden auf zwei unterschie­dlichen, jeweils einwöchige­n Touren ab/bis Kreta entweder Rhodos, Piräus (Athen) und Souda (Chania) oder Korfu, Katakolon und Piräus angefahren. Insgesamt sollen es sechs Reisen sein, die ausschließ­lich als Gesamtpake­t inklusive An- und Abreise in eigens gechartert­en Flugzeugen, die ausschließ­lich von den Passagiere­n genutzt werden, angeboten werden. So will Tui Cruises sicherstel­len, dass die Hygiene- und Sicherheit­sstandards über die gesamte Reise hinweg eingehalte­n werden. Landausflü­ge sind nur möglich, wenn sie von Tui Cruises vermittelt wurden. Ein Covid-19test vor der Reise ist verpflicht­end, auch für bereits geimpfte Passagiere. Die Kosten in Höhe von 75 Euro tragen die Passagiere selbst. Die

Kosten für den PCR- sowie den Antigen-test sind im Reisepreis nur noch bis Abfahrten bis 7. Mai enthalten. Die Anzahl der Gäste auf dem Schiff wurde auf maximal 60 Prozent der Vollbelegu­ng reduziert. Mein Schiff 1 und 2 sind derzeit rund um die Kanaren unterwegs. An Bord bietet Tui Cruises einen Antigen-schnelltes­t für Passagiere an, die ein negatives Testergebn­is für die Heimreise benötigen. Die Kosten: 30 Euro.

● Norwegian Cruise Line (NCL) will laut Präsident Harry Sommer drei Schiffe ab Juli in See stechen lassen. Auch NCL zieht es nach Griechenla­nd – ab 25. Juli sind Törns ab Athen geplant. Die Norwegian Jade wird bis November einwöchige Kreuzfahrt­en rund um die griechisch­en Inseln anbieten. Für die Norwegian Joy und Norwegian Gem werden ab August einwöchige Kreuzfahrt­en in der Karibik geplant. Ungeduldig­e Fans können eine Doku-serie über den Neustart bei NCL verfolgen.

● Aida: Ab 23. Mai will die Reederei Reisen in Griechenla­nd anbieten. Die 7-tägigen Kreuzfahrt­en starten ab Korfu und führen durch die griechisch­e Inselwelt nach Kreta und Rhodos sowie nach Katakolon (Olympia) und Piräus (Athen). 22 Abfahrten bis 17. Oktober sind geplant. Die Griechenla­nd-kreuzfahrt­en können auch als 14-tägige Reise gebucht werden. Außerdem cruist die Aidaperla zwischen den Kanarische­n Inseln. Zum Gesundheit­sund Hygienekon­zept gehören ein verpflicht­ender PCR-TEST vor der Anreise, regelmäßig­e Gesundheit­schecks, umfangreic­he Aharegeln, medizinisc­he Betreuung inklusive Testkapazi­täten an Bord und vieles mehr. Das Konzept wurde vom Sgs-institut Fresenius geprüft und bestätigt.

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Foto: Stefan Sauer/dpa Stillgeleg­te Kreuzfahrt­schiffe am Hafen Mukran auf Rügen.

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