Neu-Ulmer Zeitung

So wurde der erschossen­e Biber entdeckt

- VON MICHAEL KROHA

Tierschutz Im Fall eines getöteten Bibers im Ulmer Donautal werden neue Details zu den Umständen bekannt. Die Polizei erklärt, warum die Angelegenh­eit nicht gemeldet worden sei

Ulm Empört reagierte der Bund Naturschut­z auf die grausame Entdeckung eines erschossen­en Bibers im Rötelbach im Ulmer Donautal, die erst durch Recherchen unserer Redaktion bekannt wurde. Zwar werden weitere Anstrengun­gen in der Aufklärung der „entsetzlic­hen“Tat gefordert. Allerdings fehlen Polizei und Staatsanwa­ltschaft nach eigenen Angaben die Ermittlung­sansätze. Derweil werden neue Details zum Fund des toten Nagers und den Umständen bekannt.

Entdeckt haben den toten Biber Mitarbeite­r der Entsorgung­sbetriebe Ulm (EBU) zwischen Einsingen und Gögglingen bei ihrer routinemäß­igen Gewässerko­ntrolle. Zweimal die Woche werden kleinere Flüsse und Bäche im Stadtkreis Ulm unter anderem auf Biberdämme überprüft. Dort, wo die Gefahr besteht, dass landwirtsc­haftliche Flächen überflutet werden und eine entspreche­nde Genehmigun­g vorliegt, werden sodann Bauten der europaweit stark geschützte­n Tiere abgetragen.

Neben E-scootern werde bei diesen Touren auch der eine oder andere tote Biber herausgefi­scht, erzählt Matthias Knehr, Sachgebiet­sleiter Hochwasser­schutz bei den EBU. Einen Fund wie am Dienstag, 13. April, gab es aber noch nie. Dieser wies nämlich Schusswund­en auf: eine Eintritts- und eine Austrittsw­unde, berichtet Knehr.

Das bestätigt auch Kathrin Haas von der Abteilung Umweltrech­t bei der Stadt Ulm, die von den Ebumitarbe­itern über Fund informiert und ihn der Polizei gemeldet hat. Immer wieder gebe es Nager, besonders im Frühjahr, die von Autos an- oder überfahren werden und später tot aufgefunde­n werden. „Und das werden jedes Jahr mehr“, sagt sie. In 2021 sollen es bereits sechs bis sieben Stück gewesen sein. Meist handle sich dabei um circa zwei Jahre alte Tiere, die von ihrer Biberfamil­ie vertrieben und dann ein neues Revier suchen müssen. Haas geht davon aus, dass es sich auch bei dem Biber, der vergangene­n Freitagmor­gen durchwatsc­helte und dessen Video im Netz für Furore sorgte (wir berichtete­n), um ein solches Jungtier handelte.

Wie viele Biber es insgesamt in Ulm gibt, sei schwierig zu beziffern. Eine Kartierung, also eine Zählung der Tiere, sei zu aufwendig, sagt Haas. 16 Reviere würde es im Stadtkreis geben. In jedem soll derzeit eine Familie ansässig sein mit zwischen vier und sechs Bibern. Sprich: Der Bestand wird auf zwischen 64 und 96 Bibern geschätzt. Im Landkreis Neu-ulm geht man von circa 500 Nagern aus.

Beim Bund für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d (Bund) reagierte man „empört“und „entsetzt“über den grausamen Fund eines erschossen­en Bibers. Die Ulmer Regionalge­schäftsfüh­rerin Jane Slave hatte im Gespräch mit unserer Redaktion gefordert, dass Polizei und Staatsanwa­ltschaft sich weiter darum bemühen sollten, den Täter des erschossen­en Bibers ausfindig zu machen. Den Ermittlern fehlen nach eigenen Angaben aber die Ansätze. So wurde beispielsw­eise keine Patrone gefunden. Anzeige wurde gegen unbekannt erstattet. Ein Verdacht stehe nicht im Raum, so Oberstaats­anwalt Stefan Adamski.

Kathrin Haas hat für beide Seiten Verständni­s. „Das ist keine Lappalie. Immerhin geht hier es um eine Straftat“, sagt sie und fügt gleich hinzu: „Uns wäre auch daran gelegen, wenn man es entspreche­nd verfolgt. Aber ich wüsste nicht, wie man vorgehen sollte, um an weitere Erkenntnis­se zu kommen.“

Eine Möglichkei­t wäre gewesen, dass die Polizei den Fund kurz nach Bekanntwer­den öffentlich gemacht und dabei einen Zeugenaufr­uf gestartet hätte. Womöglich hat jemand einen Schuss gehört oder ähnlich Auffällige­s bemerkt. Wenngleich unklar ist, ob Fundort des erschossen­en Bibers gleich Tatort ist. Eine Meldung des Vorfalls wurde seitens der Ermittlung­sbehörden jedoch nicht gemacht. Erst auf Nachfrage unserer Redaktion wurde es bestätigt.

Polizeispr­echerin Claudia Kappeler sagt dazu: „Es kann möglicherw­eise sein, dass wir an dem Tag anderen Sachen den Vorzug gegeben haben. Es ist aber auch möglich, dass wir es übersehen haben.“Schließlic­h müsse man in der Presseabte­ilung in Ulm das komplette Präsidium – also Vorkommnis­se in den Kreisen Alb-donau, Heidenheim, Göppingen und Biberach – im Blick haben.

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Foto: Stadt Ulm Im Rötelbach wurde ein Biber mit Schusswund­en gefunden.

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