Im Lockdown hat „Petit Chef“großen Auftritt
Der winzige virtuelle Koch aus Neu-ulm ist im TV zu sehen
Neuulm Ein 58 Millimeter großer Küchenchef macht Weltkarriere: In der indonesischen Hauptstadt Jakarta kocht er im Hyatt-hotel, in Prag im Hilton und in Düsseldorf im Steigenberger. In Neu-ulm legte das animierte Restaurant-konzept im Ex-welte-gebäude im September vergangenen Jahres los. Mehr oder weniger, die Pandemie legte dem gelernten Koch und Küchenchef Osman Kavak ziemliche Zügel an. In den wenigen Wochen, in denen die Dinner-show öffnen durfte, war kaum ein Tisch in der Lessingstraße 10 zu bekommen. Nun wird wenigstens im Fernsehen gekocht.
Die zweistündige Dinner-show präsentiert jedem Gast ein Menü mit mehreren Gängen der anderen Art: Doch zuvor bestaunt der Gast eine 3D-projektion, die von oben auf den gedeckten Tisch geworfen wird. Jedes Event unterliegt einem anderen Thema. Bei der „Bouillabaisse Marseillaise“wird der gesamte Tisch zum Meeresgewässer, aus dem der Petit Chef die fischigen Zutaten frisch aus dem Meer angelt und sogar gegen einen Oktopus zu kämpfen hat. Beim Thema 1001 Nacht werden orientalische Geister beschworen, mit deren Hilfe zusammen ein feiner Reispudding mit Zimt, Vanille und Kardamom entsteht.
Am Donnerstag, 29. April, stellt sich der Ulmer Kavak in der Kabel1-sendung „Mein Lokal, Dein Lokal“um 17.55 Uhr vor. Ob es seinen Kollegen gefallen hat? Über den Ausgang der aufgezeichneten Sendung darf Kavak, der schon seit 20 Jahren in Ulm lebt, nicht reden. Doch das Erfolgskonzept der Dinner-show werde es auch nach dem Lockdown noch geben. „Wir haben sehr viele Reservierungen.“Lange Zeit kochte der 44-Jährige im Maritim Hotel in Ulm und besitzt auch ein zweites Standbein: Doch auch als Akteur auf Messen und bei Kochvorführungen leidet er unter dem Lockdown. Umso willkommener sei die Teilnahme an der Sendung gewesen.
An einer Staffel von „Mein Lokal, Dein Lokal“über eine Sendewoche beteiligen sich fünf Restaurants, die der Reihe nach von ihren Mitbewerbern zur Begutachtung und abendlichen Testessen besucht werden. Anschließend bewerten die vier eingeladenen Wirte ihren Gastgeber geheim mit einer Punktzahl von 1 bis 10 Punkten. Der Neu-ulmer kocht auch gegen einen Nachbarn: Am Mittwoch war die Ulmer Köchin Alina Bebrout mit ihrem Restaurant Bi:braud in der Büchsengasse dran.
Ulm Auch Ulmer tun sich schwer, auf Anhieb zu wissen, wo die Schelergasse liegt. So heißt die Verlängerung des Marktplatzes. Und die Nummer sechs stand nach dem Umzug des stadtbekannten Mexikaners Enchilada in die Neue Straße leer und hat jetzt einen neuen Mieter: Ronnie Biggs wird hier einziehen. Das ist nicht die einzige Neuerung in Ulm.
Ronnie Biggs heißt der nach dem berühmten britischen Posträuber benannte Burgerladen, der jetzt noch an der Ecke Herdbruckerstraße/donaustraße angesiedelt ist. Und umzieht. „Ronnie Biggs bleibt Ronnie Biggs“, sagt Inhaber Rene Mellert. Am neuen Standort in jenem denkmalgeschützten Haus gibt es neben viel Atmosphäre auch viel mehr Platz. Auch für eine größere Bar, von der nach dem Lockdown möglichst bald Augustiner vom Fass ausgeschenkt werden soll. Denn getrunken wurde und wird im Ronnie Biggs gerne.
In den alten Laden kommt „was anderes rein“, sagt Mellert. Die Location bleibt in seiner Hand, hier wolle er etwas mit „Barcharakter“ansiedeln. „Für Lausbuben halt.“Vor Corona lief Ronnie Biggs rund: „Wir mussten so vielen Leuten absagen.“Im Ex-enchilada gebe es unendlich deutlich mehr Platz, auch für die in Corona-zeiten so wichtige Außenbestuhlung.
Die Corona-zeit war „natürlich für keinen Gastronomen gut“, so Mellert. Aber wenn Corona dennoch irgendetwas Gutes bewirkt habe, dann habe es den Stellenwert der Gastronomie erhöht. „Die Wertschätzung ist höher.“Schlechte Laune lasse er nicht zu. Zumal es Kollegen im Ausland weit schlechter gehe: Er habe Freunde in der Gastronomie in Italien und Griechenland, die „bekommen gar nichts vom Staat“. Im Vergleich dazu könnte sich die Gastronomie in Deutschland glücklich schätzen.
Auch gegenüber in der Schelergasse 4 neben dem Hinteren Kreuz scheint eine Bar zu eröffnen. Der Zapfhahn ist montiert, doch einen Namen hat die neue Bar ganz offensichtlich noch nicht.
Unterschiedlicher könnten die Nachbarn kaum sein: In der Neuen Straße 93 serviert Hoang Leon kunterbunten Bubble Tea und in der Nummer 95 Mario Rizzo Espresso mit ganz viel italienischer Lebensart. Zumindest, wenn die Pandemie eines Tages vorbeigehen sollte. Hoang Leon hat das frühere Nagelstudio schon komplett umgebaut, mit der Eröffnung zögert er aber noch. Mario Rizzo hat – mehr oder weniger – schon mehrere Monate auf. „Aber keinen Tag wirklich“, sagt er über die Corona-beschränkungen. Bislang gibt es nur Kaffee und Eis zum Mitnehmen.
Aber eigentlich will sich Mario Rizzo, der ein Vierteljahrhundert das Chapeau Claque in der Ulmergasse betrieb, mit dem Amuninni einen Lebenstraum erfüllen: Ein Café, das gleichzeitig Atelier, Kunsthaus und Bühne sein soll. Nach 25 Jahren als Wirt nahm er sich eine Auszeit, widmete sich dem Malen und kam auf die Idee mit dem Kunst-café. Kunst liege ihm in Blut. Denn in seinem Heimatort Racalmuto auf Sizilien drehe sich alles um die schönen Künste. Von dort stammt auch der Schriftsteller Leonardo Sciascia her („Der Tag der „Wir sind verwandt“, sagt der Endsechziger. „Über ein paar Ecken.“Rizzo kann es kaum erwarteten, bis die Pandemie vorbei ist. „Es ist schon hart.“Dabei ist er sich sicher, dass die Menschen in Ulm so ein Kunst-café, von denen es in New York so viele gebe, wertschätzen würden.
New York spielt auch eine Rolle bei seinem neuen Nachbarn: Im Laden Bobo Bubble Tea von Hoang Leon hängt ein Bild der New Yorker Skyline. Aber ansonsten geht es eher asiatisch zu. Fast 15 Geschmacksrichtungen will Hoang anbieten. Seine persönlichen Favoriten sind Mango und Lychee. Die Besonderheit dieses Getränks besteht in zugesetzten gefüllten farbigen Kügelchen aus Stärke, die beim Zerbeißen platzen. Nachdem nach Kontroversen um die Gesundheit des zuckerhaltigen Getränks, die Unbedenklichkeit vom Verbraucherschutzministerium Nordrhein-westfalen bestätigt wurde, rollt eine zweite Bubble-tea-welle über Deutschland.
Im Februar eröffnete Hoang Leon bereits eine kleine Variante von Bobo Bubble Tea in der Deutschhausgasse. Und zwar durch die Verkleinerung seines Nagelstudios, das unter den Corona-auflagen leidet. Der erste Laden lief so gut, dass der Mann mit vietnamesischen Wurzeln nun in er Neuen Straße eine Filiale eröffnet.
Mit Bubble Tea hast der 49-Jährige aber schon länger Erfahrung. In der ersten Bubble-tea-welle führte er das Crazy Tea in Augsburg, bevor er nach Ulm zog und vorübergehend auf Nägel setzte. Neu ist auch, dass in die Löwen-apotheke, auch gleich nebenan, wieder Leben eingezogen ist. Nachdem ein Stück Ulmer Stadtgeschichte, die bis ins Jahr 1364 zurückreicht, durch den Rückzug der Familie Maurer beendet wurde, bleibt zumindest die Optik der Apotheke erhalten. Die Semmel, Seelen und Krapfen aus dem Hause Staib werden zwischen Teilen der originalen Apotheker-einrichtung verkauft. Neben der zweieule“). ten Bubble-tea-welle gibt es auch eine nagelneue Donuts-welle.
Nachdem die Kette Royal Donuts für ungewöhnliche Teigringe in Neu-ulm ins Donaucenter zieht, ist jetzt auch die künftige Heimat in Ulm erkennbar: In der Lautengasse direkt an der Blau hängt bereits der Schriftzug am Samstag, 1. Mai, ist Eröffnung.
Gelockt wird nicht mit Freibier, sondern einer „Frei-capri-sonne“. Andernorts gab es zur Eröffnung lange Warteschlangen: Das Startup, das 2019 in Köln gegründet wurde, erlebte etwa in München einen Boom. Bis zu zwei Stunden sollen die Menschen dort für einen reichlich nach Wahl belegten Donut angestanden haben.
Auf das Ende der Pandemie wartet offenbar ein neues Gastro-konzept in der Neuen Straße: „Falafel, Hummus and Coffee“bietet laut Anschlag Hamoudi’s in der Neuen Straße in einer ehemaligen Tanzschule nahe der Ecke zu Frauenstraße an.