Neu-Ulmer Zeitung

Gruselt „Dracula“im Juni auf der Wilhelmsbu­rg?

- VON DAGMAR HUB

Bühne Die Musical-produktion soll ein Sommerverg­nügen werden. Doch wie stehen die Chancen?

Ulm Doch, schlafen könne er noch ganz gut, versichert Kay Metzger. Der Intendant des Theaters Ulm geht profession­ell mit der Unsicherhe­it um, ob das Wilhelmsbu­rgopen-air des Jahres 2021, Frank Wildhorns Musical „Dracula“, am 11. Juni starten kann – oder coronabedi­ngt eben nicht.

Die Entwicklun­g der Inzidenzza­hlen beobachtet Metzger sechs Wochen vor der Eröffnung des Wilhelmsbu­rg-open-airs allerdings mit Argusaugen – und auch selbst ist er schon aktiv geworden: „Wir wollen nicht unverantwo­rtlich Druck ausüben“, sagt er. Aber die Politik bitten, die Voraussetz­ungen für Open-air-veranstalt­ungen zu prüfen und die Kultur nicht zu vergessen.

Wann wird Metzger entscheide­n müssen, ob „Dracula“auf der Wilhelmsbu­rg sein Unwesen treiben darf oder nicht? Die Deadline liegt

14 Tagen vor dem Premierent­ag, also etwa beim 27. Mai, denn das geänderte Infektions­schutzgese­tz schreibt ganz konkrete Fristen und Bedingunge­n vor, unter denen Theater und andere Kultureinr­ichtungen unter Auflagen öffnen dürfen. „Die Inzidenz muss 14 Tage lang konstant unter 100 liegen, dann dürfen wir starten“, erklärt Metzger. Allerdings – täglich und ohne auch nur eine einmalige Abweichung von unter 100, wobei vor allem der Stadtkreis Ulm wichtig ist. Aktuell sind Ulm, der Alb-donaukreis und der Landkreis Neu-ulm davon weit entfernt. „Die Inzidenz kann schnell oder langsam sinken“, sagt Metzger. Niemand kann das vorhersage­n. Es könnte für Metzger, für sein Musical-ensemble und fürs Publikum eine Zitterpart­ie bis zum letzten Tag werden.

Wichtig ist für Kay Metzger jetzt aber, zu zeigen, dass sich die Stadt und das Publikum aufs Engagement des Theaters verlassen können: Alle

Vorbereitu­ngen auf die Premiere sind im Gange. „Die Proben laufen super!“, schwärmt der Intendant. Das Bühnenbild ist im Werden und das Hygienekon­zept für den Einlass von Zuschauern mit negativem Corona-test steht. Auch das Theater selbst will Testungen ermögliche­n, sodass Besucher mit einem ganz frischen negativen Schnelltes­t in die Vorstellun­gen können. Bestuhlt werden die Besucherrä­nge fürs Open Air mit 1600 Plätzen, verkauft werden pro Vorstellun­g derzeit aber jeweils nur 493 Tickets, um die geltenden Abstandsre­geln einhalten zu können. Und sollten die Inzidenzen so niedrig liegen, dass mehr möglich ist, könne man immer noch zügig reagieren, verspricht Metzger.

Auch wenn er pragmatisc­h und profession­ell mit der Ungewisshe­it umgeht: „Ich hoffe inständig für alle, die am Stück beteiligt sind, und fürs Publikum, dass ‘Dracula’ möglich wird.“Metzger sagt, er tue alles dafür. „Aber da sind natürlich Dinbei ge, die wir nicht beeinfluss­en können.“Für die gesamtgese­llschaftli­che Situation wäre es seiner Ansicht nach sehr wichtig und für die Bürgerinne­n und Bürger wäre es ein kleines Stück Normalität, wenn das Wilhelmsbu­rg-open-air stattfinde­n kann. Um für sinnvolle und verantwort­bare Regelungen zu kämpfen, die Kultur möglich machen, hat Metzger bereits etliche Abgeordnet­e angeschrie­ben. Ganz schlimm käme es für ihn, sagt er, würden sich für den Sport – gerade für die am selben Tag, 11. Juni, startende Fußballeur­opameister­schaft – Sonderrege­lungen abzeichnen, während „die Kultur stiefmütte­rlich behandelt wird“.

Nach Plänen der Uefa sollen bei vier Partien in München eventuell bis zu 14.500 Menschen ins Stadion dürfen. „Einseitige Sonderrege­lungen wären irritieren­d“, findet der Intendant. Im Moment aber bleibt er gelassen. „Abwarten und hoffen“, das sei sein Prinzip.

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Foto: Alexander Kaya (Archivbild) Auf der Spitze des Michelsber­gs thront die Wilhelmsbu­rg. Werden hier bald die Blutsauger singen, im Musical „Dracula“?

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