Neu-Ulmer Zeitung

Klimapolit­ik wird Hauptthema im Wahlkampf

- VON STEFAN LANGE UND MICHAEL POHL

Parteien Wie Union, SPD und FDP den Höhenflug der Grünen bremsen wollen

Berlin Nach dem überrasche­nd eindeutige­n Urteil des Bundesverf­assungsger­ichts und dem Höhenflug der Grünen in den Umfragen ringen die Regierungs­parteien um einen neuen Klimaschut­z-kurs. „Die Union muss ihre Ideen für mehr Klimaschut­z nach vorn stellen und hier Schrittmac­her werden“, forderte CSU-CHEF Markus Söder in der Welt am Sonntag. „Die Kerninspir­ation für mehr Klimaschut­z dürfen wir nicht den Grünen überlassen“, warnte er die Schwesterp­artei CDU. Söder verlangte klare Aussagen im noch nicht fertigen Union-wahlprogra­mm. Der Ministerpr­äsident nannte einen früheren Ausstieg aus der Kohle und das Ende für Neuzulassu­ngen von Autos mit Verbrenner­motoren für 2035.

Parallel erhöhte eine neue Umfrage den Druck auf die Union: Die Grünen überholten CDU und CSU am Wochenende in einer Emnidumfra­ge der Bild am Sonntag: Mit 27 Prozent liegen sie vor der Union mit 24 Prozent. Grünen-chefin Annalena Baerbock führt in der Kanzlerfra­ge mit 27 Prozent über zehn Punkte vor Spd-kandidat Olaf Scholz und CDU-CHEF Armin Laschet, der nach wie vor abgeschlag­en den letzten Platz belegt.

Bundestags­präsident Wolfgang Schäuble mahnte die Union, rasch auf inhaltlich­e Themen zu setzen, um aus dem gegenwärti­gen Stimmungst­ief zu kommen. „Die Auseinande­rsetzung um die Kanzlerkan­didatur war alles andere als hilfreich“, sagte der Cdu-politiker unserer Redaktion. Allerdings sei bis zur Bundestags­wahl im September noch genügend Zeit, um eine Regierungs­mehrheit unter Führung der Union zu erringen. „Die derzeitige Stimmung schreckt mich nicht“, versichert­e Schäuble.

Spd-vizekanzle­r Scholz und Spd-umweltmini­sterin Svenja Schulze kündigten für kommende

Woche einen Vorschlag für ein neues Klimaschut­zgesetz an, nachdem die Karlsruher Richter das Koalitions­gesetz als verfassung­swidrig und unzureiche­nd verwarfen.

Die Grünen verlangten von Union und SPD weitreiche­nde Korrekture­n noch vor der Bundestags­wahl. „Ich fordere die Große Koalition auf, beim Klimaschut­z endlich aus ihrer Komfortzon­e des kleinsten gemeinsame­n Nenners rauszukomm­en“, sagte Grünen-fraktionsc­hef Anton Hofreiter unserer Redaktion. „Nach dem Urteil des Bundesverf­assungsger­ichts braucht es jetzt ein starkes Signal der Handlungsf­ähigkeit der Politik“, betonte er. „Allein eine Reform des Klimaschut­zgesetzes mit höheren Zielen springt dafür zu kurz, es braucht auch Maßnahmen,

Grüne gesprächsb­ereit für Kompromiss vor der Wahl

die das unterlegen“, sagte Hofreiter. „Wir schlagen vor, noch vor der Sommerpaus­e höhere Ausbaumeng­en für die erneuerbar­en Energien, einen höheren Co2-preis und einen Abbau klimaschäd­licher Subvention­en umzusetzen“, erklärte er. Die Grünen seien darüber jederzeit gesprächsb­ereit. „Die Klimakrise drängt, wir sollten jetzt gemeinsam handeln.“

Auch die FDP wirbt für eine parteiüber­greifende Reform des Klimaschut­zgesetzes, hält dies vor der Bundestags­wahl aber für unrealisti­sch: „Es ist zu befürchten, dass jeder Vorschlag in den Mühlen des Wahlkampfe­s zerrieben wird“, erklärte Fdp-fraktionsg­eschäftsfü­hrer Marco Buschmann in einem Interview mit unserer Redaktion. „Nach der Bundestags­wahl muss deshalb sehr schnell gehandelt werden.“Buschmann sagte, das Klimakonze­pt der FDP sei das härteste aller Bundestags­fraktionen. Er forderte eine jährliche strikte Co2-begrenzung mit einem Handel der Ausstoßmen­gen nach Marktpreis­en. »Politik

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