Jeder Achte opfert Job für Pflege
Angehörigenpflege zu Hause führt zu immer höheren Belastungen
Berlin Mehr als ein Drittel der Berufstätigen, die sich zu Hause als Hauptperson um pflegebedürftige Angehörige kümmern, müssen ihre Erwerbstätigkeit stark einschränken oder ganz aufgeben. Laut einer unserer Redaktion vorliegenden Antwort der Bundesregierung auf eine schriftliche Anfrage der Grünen konnten 37 Prozent der Betroffenen angesichts der Belastungen ihrer Pflegearbeit ihren Beruf nicht mehr uneingeschränkt fortführen. Mehr als jede achte Hauptpflegeperson kündigte demnach den Job.
„Aufgrund der Übernahme von pflegerischen Aufgaben haben 13 Prozent die Erwerbstätigkeit vollständig aufgegeben und 24 Prozent die Erwerbstätigkeit eingeschränkt“, heißt es in der Regierungsantwort. Demnach gibt es über eine Million erwerbsfähige Bundesbürger unterhalb des Rentenalters, die Angehörige mit Pflegestufe zwei oder höher zu Hause versorgen und deshalb Zuschüsse zur Rentenversicherung erhalten.
Die Ausgaben der Pflegeversicherung für das Pflegegeld zur Angehörigenpflege stiegen der Regierungsantwort zufolge allein im vergangenen Jahr um über acht Prozent auf 12,7 Milliarden Euro, die Zuschüsse zu Rentenversicherungsbeiträgen für pflegende Angehörige um 13 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro.
Die Grünen-pflegeexpertin Kordula Schulz-asche kritisiert, dass für die meisten Betroffenen die Pflege ihrer Angehörigen mit erheblichen finanziellen Einbußen verbunden sei, wenn sie ihren Beruf einschränken. „Menschen, die sich in Familie, Freundeskreis oder Nachbarschaft um andere Menschen kümmern, sollten dafür nicht auch noch bezahlen müssen“, sagte die Grünen-politikerin unserer Redaktion. „Wir wissen, dass Pflegebedürftige das Pflegegeld häufig nicht weitergeben, sondern es für ihren eigenen Lebensunterhalt benötigen“, erklärte Schulz-asche. „Weder Pflegebedürftigkeit noch Pflegearbeit dürfen zur Armutsfalle werden.“
Laut den Angaben der Bundesregierung nimmt die häusliche Pflege meist so viel Zeit wie ein Vollzeitberuf in Anspruch: „Im Durchschnitt wenden die privaten Hauptpflegepersonen für die Versorgung und Betreuung der Pflegebedürftigen wöchentlich rund 34 Stunden auf.“