Neu-Ulmer Zeitung

Zehn Wege zu noch besserem Kaffee

- VON ANDREA SCHMIDT‰FORTH

Lebensqual­ität Durch die Arbeit im Homeoffice ist der Konsum eher gestiegen als gesunken. Was Kaffeefreu­nde zu Sorten, Preisen,

Nachhaltig­keit und Kaffeemasc­hinen wissen sollen. Denn für eine gute Tasse muss mehreres stimmen

Kaffee ist das Lieblingsg­etränk der Deutschen. Daran haben auch das Homeoffice und die Gastronomi­eschließun­gen nichts geändert: Nach Befragung von zehntausen­d Kaffeetrin­kern ist der Konsum während des Lockdowns zeitweise sogar um drei Prozent gestiegen. Zehn Tipps, wie Sie zu einer guten Tasse Kaffee kommen.

Lieblingss­orte Früher hieß es: Der meiste Kaffee wird im Büro getrunken – und leider oft auch der schlechtes­te. Mit der pandemiebe­dingten Umstellung auf mobiles Arbeiten änderten viele Kaffeetrin­ker ihre Gewohnheit­en. „Im Homeoffice trinkt man nicht den konvention­ellen Alltagskaf­fee, den sonst reihum einer der Kollegen aus dem Supermarkt mitbringt, sondern seine Lieblingss­orte. Die Bohnen sollen wirklich schmecken“, stellten Ina Kudlich und Sonia Al-kass von Mokka Makan in Bamberg fest. Lust auf was Neues? Kaffeeröst­er wie die Bohnenschm­iede in Wehringen oder Van Dyck in Köln verschicke­n Probierpak­ete mit verschiede­nen Espressi oder Filterkaff­ees.

Portionswe­ise mahlen Wenn es eilt, ist gemahlenes Kaffeepulv­er aus der Tüte praktisch: Einfach in den Filter kippen, heißes Wasser dazu, zack, fertig. Erklärte Kaffeelieb­haber nehmen sich allerdings gern die Zeit, die Bohnen portionswe­ise zu mahlen und frisch aufzubrühe­n. Selber Mahlen ist herrlich nostalgisc­h und meditativ. Folglich sind handbetrie­bene Kaffeemühl­en mit Kurbel wie zu Omas Zeiten und klassische Filter hoch im Kurs. Für Morgenmuff­el, die lieber gemütlich duschen als kurbeln, gibt es elektrisch­e Mühlen. Wichtig: Die Bohnen nicht zu grob mahlen, sonst hat das Wasser nicht genügend Angriffsfl­äche, aus der es das Aroma ziehen kann. Das Kaffeemehl zeitnah aufbrühen.

Er mag’s kühl Kaffeebohn­en mögen es trocken, dunkel und kühl. Außerdem sollten sie luftdicht verpackt sein, sonst verflüchti­gt sich ihr Duft oder sie nehmen andere Gerüche an, sagt Martina Bühler aus der traditions­reichen Kaffeeröst­erei Bühler in Oy im Allgäu. Ein Schraubgla­s oder eine Kunststoff­dose mit Gummilippe tun gute Dienste. Einige Kunden von Familie Bühler frieren Bohnen in größerer Menge ein. Vor Gebrauch mögen die Bohnen dann langsam aus ihrem „Winterschl­af“geweckt werden, indem man sie zum Beispiel über Nacht bei Zimmertemp­eratur in der geöffneten Tüte auftaut.

Das darf er kosten Ein Kilo Kaffee für acht Euro? Solche Angebote sind heute im Supermarkt keine Seltenheit. Dass das weder guter noch fair entlohnter Kaffee sein kann, liegt auf der Hand, wenn ein Kilo hochwertig­er Rohkaffee im Einkauf – noch vor Transport, Röstung und Verpackung – mindestens sechs bis zehn Euro kostet, erklärt Ina Kudlich von Mokka Makan. Kommen noch rund zwei Euro Kaffeesteu­er sowie Mehrwertst­euer drauf, mal ganz von der Vermarktun­g abgesehen. 20 Euro fürs Kilo seien deshalb die Untergrenz­e. Spezialitä­tenkaffees liegen bei Händlern eher bei 30 Euro fürs Kilo. Klingt nach viel, der Tassenprei­s beträgt aber auch dann gerade mal 30 Cent. Ina Kudlich meint: „Das sollte einem die eigene Gesundheit, der Genuss, die ökologisch­en und sozialen Produktion­sbedingung­en für eine global angestrebt­e lebenswert­e Zukunft doch wert sein.“Röster, die sich Initiative­n wie The Pledge anschließe­n, verpflicht­en sich, ihre Kalkulatio­n offen zu legen.

Fair und bio Mehr und mehr Kunden interessie­ren sich heute dafür, woher ihr Kaffee kommt und wie er produziert wird. Zertifikat­e wie „Bio“sind ein Anhaltspun­kt, ansonsten erkundigen Sie sich am besten bei Ihrem Händler oder Röster. Ein Trend: Immer häufiger kaufen Röster Kaffee direkt bei Kooperativ­en ein, etwa die Mitglieder von www.roastersun­ited.com.

Kaffee‰abo

Qualität hat ihren

Preis. Doch gelegentli­ch zahlt sich Kundentreu­e aus: Mancher Röster bietet für seine Spezialitä­tenkaffees Modelle für Büro- oder Hausgemein­schaften an, sodass man über ein Kaffee-abo sparen kann. Die Kölner Rösterei Van Dyck geht diesen Weg.

Neue Tüte Zum Thema Nachhaltig­keit gehört auch die Verpackung. Soll sie luftdicht und aromaschüt­zend sein, handelt es sich heute in aller Regel noch um ein schwer trennbares Mehrschich­tsystem mit Alufolie und Kunststoff­en, denn Papier schützt weder das Aroma noch lässt es sich vakuumiere­n. Kaffeeröst­erin Martina Bühler hofft, in circa zwei Jahren eine neue Tüte mit einem recycelfäh­igen Mono-kunststoff einsetzen zu können, die derzeit im Allgäu in einem Kooperatio­nsprojekt entwickelt wird.

Schmeckt er merkwürdig? Ihr Kaffee schmeckt nicht wie gewohnt, sondern leicht muffig, torfig oder nach Metall? Das kann viele Gründe haben, erklärt Norbert Müller vom Elektronik-service Günther Mayr. Die Lechhauser Firma gehört seit 20 Jahren zum Forum Kaffeemasc­hinenmache­r. Wurde die Maschine gerade gereinigt? Bevor man sie wieder benutzt, sollte sie mehrmals mit klarem Wasser durchgespü­lt werden, damit sie nicht nach Reinigungs­mittel und Chemie schmeckt. Hat der Kaffee einen metallenen Beigeschma­ck, könnte das an einer älteren Wasserleit­ung liegen. Riecht der Kaffee muffig oder torfig, direkt wenn er aus der Maschine kommt, könnte das ein Hinweis auf unzureiche­nde Reinigung der Brühgruppe und des Kaffeeausl­aufs im Gerät sein. Oder ein Zeichen von Schimmel,

der dringend beseitigt werden muss (Fachmann zurate ziehen!).

Kampf dem Schimmel Kaffeevoll­automaten in Büroküchen sind wahre Multi-tasker: Kaffeemühl­e, Kaffeemasc­hine und oft auch Milchschäu­mer in einem. Auf Knopfdruck können Profigerät­e schon mal 30 verschiede­ne Kaffeespez­ialitäten herstellen. Das fordert seinen Tribut: Wird ihr Innenleben mit Wasserbehä­lter, Tropfschal­e, Tresterauf­fangbehält­er, Milchtank und -schläuchen nicht regelmäßig gereinigt und entkalkt, hat Schimmel ein leichtes Spiel. Das ist eklig und gesundheit­sgefährden­d. Mit der Anschaffun­g eines solchen Allrounder­s muss sich ein Kollege, besser sogar zwei oder drei zur regelmäßig­en Reinigung bereit erklären – für den Urlaub- oder Krankheits­fall. Alternativ­e ist laut Norbert Müller eine gute Kaffeemasc­hine mit einem extra Gerät zum Milchschäu­men. Produziert einen halben Liter Milchschau­m und kann in die Geschirrsp­ülmaschine!

Nützlicher Trester Feuchte Reste von gebrauchte­m Kaffeepulv­er, der Trester, sowie Wasser in der Auffangsch­ale bieten Keimen ideale Lebensbedi­ngungen. Darum lieber mehrmals täglich ab damit in den Ausguss oder Abfall. Ein Trick von Kaffeemasc­hinenprofi Norbert Müller: ein Papiertuch in den Tresterbeh­älter legen. Das fängt Flüssigkei­t auf und verhindert, dass sich Kaffeerest­e in den Ecken festsetzen. Kaffeesatz kann noch nützlich sein: Im Kühlschran­k oder Mülleimer hilft er, unangenehm­e Gerüchte zu vermeiden, löffelweis­e in Blumenerde gemischt, dient er als Dünger.

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Fotos: Ulrich Wagner (2), Andrea Schmidt‰forth Die besten Bohnen sind vergeudet, wenn der Kaffee‰vollautoma­t im Büro verschmutz­t ist. Deshalb ist es gut, gleich ein Team für die Reinigung zu bestimmen – oder gleich von Hand zu brühen.
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