Neu-Ulmer Zeitung

Lieber koa Wiesn

- VON FABIAN KLUGE

Corona Zwei Drittel der Deutschen befürworte­n eine Absage des Oktoberfes­tes. Wie München zu den Plänen aus Dubai steht

München In einer Pandemie ist kein Platz für das größte Volksfest der Welt – das sagen rund zwei Drittel der Deutschen. 68,5 Prozent befürworte­n, das Münchner Oktoberfes­t wegen Corona auch in diesem Jahr abzusagen. Mehr als jeder Zweite fordert sogar, dass die Wiesn „auf jeden Fall“ausfallen sollte. Das ist das Ergebnis einer repräsenta­tiven Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Civey für unsere Redaktion. Lediglich jeder fünfte Befragte (20,7 Prozent) würde sich wünschen, dass das Volksfest auf der Theresienw­iese trotz der Umstände stattfinde­t. 10,8 Prozent sind unentschie­den.

Münchens Oberbürger­meister Dieter Reiter hatte in der vergangene­n Woche große Zweifel daran geäußert, dass das Oktoberfes­t 2021 stattfinde­n könne. Er könne sich angesichts der aktuellen Pandemiela­ge nur schwer vorstellen, das berühmte „O’zapft is’!“über die Münchner Theresienw­iese zu rufen. Immerhin: Ein wenig Rest-hoffnung unter Wiesn-fans bleibt. Gegenüber unserer Redaktion sagte Reiter: „Die

Entscheidu­ng, ob die Wiesn in diesem Jahr stattfinde­n kann oder ein zweites Mal in Folge ausfallen muss, ist noch nicht getroffen.“

Eine Entscheidu­ng gegen das Oktoberfes­t 2021 hätte nicht nur den Rückhalt der Mehrheit der Deutschen, sondern sogar auch den Rückhalt aus der bayerische­n Bevölkerun­g. Ganz ähnlich zu den Ergebnisse­n im Bund befürworte­n bayernweit knapp sieben von zehn Befragten (69,3 Prozent) eine Absage der Wiesn. Nur etwa jeder Fünfte (20,8 Prozent) plädiert dafür, das Volksfest trotz der Corona-pandemie auszuricht­en. 9,9 Prozent sind unentschie­den.

Nicht aufs Oktoberfes­t verzichten wollen offenbar vor allem Afdwähler. Lediglich rund ein Drittel von ihnen fordert laut Umfrage die Absage des weltweit größten Volksfests, 53,4 Prozent wollen hingegen auf den Besuch im Bierzelt wohl nicht verzichten. Ganz anders sieht das Stimmungsb­ild in den politische­n Lagern von Union, SPD, Grünen und Linke aus. Unter Grünen-wählern würden acht von zehn Befragten eine Absage des Großereign­isses gutheißen.

Die Stadt München geht derweil auf Distanz zu den Plänen eines Oktoberfes­ts in Dubai. Bierfeste gebe es überall, sagte der Münchner Wirtschaft­sreferent und Wiesnchef Clemens Baumgärtne­r (CSU). Aber: „Es gibt nur ein echtes Oktoberfes­t, und das ist in München.“Man werde „alle juristisch­en Möglichkei­ten prüfen, um unser Münchner Oktoberfes­t zu schützen.“Die Stadt teilte zudem schriftlic­h mit: „Die jetzt bekannt gewordenen Pläne werden von den Veranstalt­ern des Events in Dubai weder im Auftrag noch mit Zustimmung der Landeshaup­tstadt München verfolgt.“

Angesichts der aktuellen Coronalage sehe er kaum eine realistisc­he Chance auf ein Münchner Oktoberfes­t

2021, sagte Baumgärtne­r. Das Volksfest an den Golf zu verlagern, sei aber „völlig absurd“. Das Münchner Flair würde fehlen. Klimaanlag­en müssten die Zelte kühlen; allein die Verschiffu­ng von Fahrgeschä­ften würde „mal schlappe sechs Wochen“dauern. Zudem seien viele Fahrgeschä­fte gar nicht geeignet, um auf sandigem Grund zu stehen. Und schließlic­h mache Corona nicht vor Dubai halt. „Ich bin gespannt, wer sich da hin traut.“Er sorge sich auch um Schaustell­er, die Dubai als Rettungsan­ker sehen könnten – um am Ende „Geld in der Wüstensonn­e zu verbrennen“.

Nach Angaben der privaten Veranstalt­er soll die Golf-ausgabe der Wiesn zeitgleich zur dort geplanten Expo-weltausste­llung im Oktober öffnen und bis Ende März 2022 dauern. Ähnlich wie beim Münchner Vorbild wollen die Veranstalt­er Bierzelte, Fahrgeschä­fte und Buden aufbauen lassen. (mit dpa)

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Foto: Felix Hörhager, dpa So wurde im Herbst 2019 auf der Wiesn gefeiert.

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