Neu-Ulmer Zeitung

Haben die Bayern jetzt einen Kater?

- VON PIT MEIER

Basketball Ulm spielt in den kommenden Wochen bis zu sieben Mal gegen München. Thomas Klepeisz kann den Gegner nach dessen Euroleague-aus schwer einschätze­n

Ulm Es könnten so etwas wie die Bayern-festspiele werden für Ratiopharm Ulm: Am Freitag um 19 Uhr das Punktspiel im Audi-dome, am darauffolg­enden Samstag um 16 Uhr an selber Stelle die Halbfinalp­artie im Pokal gegen die Basketball­filiale des deutschen Rekordmeis­ters – und wenn in der Bundesliga-tabelle alles so bleibt, wie es momentan ist, dann heißt auch die Erstrunden-ansetzung in den Playoffs: Bayern München gegen Ratiopharm Ulm. In der Summe sind das bis zu sieben Spiele zwischen diesen beiden Mannschaft­en innerhalb von ganz kurzer Zeit. „So ein Kalender ist sehr ungewöhnli­ch im europäisch­en Basketball und irgendwie auch lustig“, sagt dazu der Ulmer Spieler Thomas Klepeisz.

Die ganz große Frage ist natürlich, mit welchem FC Bayern München es die Ulmer in den kommenden Wochen zu tun haben. Es könnten die Bayern sein, die mit ihren Auftritten in der Euroleague ganz Basketball-deutschlan­d begeistert haben und denen auch Klepeisz hohen Respekt zollt: „Das war sensa

Basketball, den sie gespielt haben. Basketball-deutschlan­d muss ihnen applaudier­en für das, was sie gezeigt haben.“Das hat die Fachwelt auch ausgiebig getan, aber nach dem dramatisch­en Spiel fünf der Viertelfin­al-serie gegen Armani Mailand am Dienstag war der Wettbewerb für die Bayern dann eben doch beendet. Es ist also auch möglich, dass es die Ulmer mit einem ausgepower­ten und frustriert­en Gegner zu tun bekommen, bei dem der eine oder andere ausländisc­he Spieler Probleme hat, sich für die aus seiner Sicht möglicherw­eise weniger bedeutende­n nationalen Ziele zu motivieren. Klepeisz schließt auch das nicht aus: „Es könnte sein, dass ihnen eine Last von den Schultern fällt. Es könnte auch sein, dass sie eine Art von Kater haben und dass kurz die Luft raus ist.“Letztlich kann es auch der Deutsch-österreich­er in Ulmer Diensten nicht wirklich abschätzen: „Es kann in beide Richtungen ausschlage­n. Genauer werden wir das am Freitagabe­nd wissen.“

Was im Vorfeld erst recht keiner weiß: In welcher Besetzung spielt Bayern München? Zum Kader gehören neun Ausländer, auch deswegen waren die Bayern in der Euroleague im Viertelfin­ale. In nationalen Wettbewerb­en dürfen von denen nur sechs eingesetzt werden und auf den deutschen Positionen kommt hinter Paul Zipser und Leon Radosevic nicht mehr viel. Das kann man als Nachteil etwa gegenüber Alba Berlin oder auch gegenüber den sehr breit aufgestell­ten Ulmern sehen. Man kann aber auch die Ansicht vertreten, dass es keine Rolle spielt. Viele Trainer setzen in den entscheide­nden Partien einer Saison sowieso nur acht oder neun Leute ein, zudem können die Bayern in den in der Corona-saison extrem stressigen Play-offs einzelnen Ausländern immer mal wieder Auszeiten gönnen.

Zudem ist ja noch gar nicht raus, ob die Ulmer nach den beiden abschließe­nden Spielen der Hauptrunde am Freitag im Audi-dome und am Sonntag (15 Uhr) in Bonn überhaupt noch Tabellense­chster sind und ob München Dritter bleibt. Die Versuchung, auf Platzierun­g zu spielen ist latent sicher vorhanden, aber so etwas kann bekanntlic­h gründlich schief gehen. Für Kletionell­er peisz würde das aber nicht wirklich Sinn machen: „Es gibt so viele Eventualit­äten, dass wir es gar nicht in der Hand haben.“Er ist ein klein bisschen ohnehin ein gebranntes Kind. Bei den Olympische­n Spielen 2012 war er als Fernsehzus­chauer Augenzeuge eines Damendoppe­ls im Badminton, das beide Duos nicht gewinnen wollten. Die Folge waren zahlreiche absichtlic­h ins Aus oder ins Netz geschlagen­e Bälle. Klepeisz hat daraus diese Lehre gezogen: „Ich würde nie absichtlic­h verlieren.“

Ulm hat absichtlic­h oder unabsichtl­ich keines der vergangene­n sieben Spiele in der Basketball-bundesliga verloren, so eine Bilanz stärkt natürlich das Selbstvert­rauen. Trainer Jaka Lakovic ist davon überzeugt, dass seine Schützling­e jetzt reif sind für die ganz großen Brocken: „Die Spieler sind in diesen Wochen besser geworden und die Mannschaft ist zusammenge­wachsen.“

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Foto: Degaspari/ivan Mancini/dpa Bayern München hat in der Viertelfin­alserie der Euroleague gegen Armani Mailand Basketball‰deutschlan­d begeistert. Aber nach dem fünften Spiel am vergangene­n Dienstag ließen die Spieler die Köpfe hängen.
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Thomas Klepeisz

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