Neu-Ulmer Zeitung

„Wir sind inzwischen das Sorgenkind“

- VON TILL HOFMANN

Freizeit Die Klötzchenw­elt vor den Toren Günzburgs ist unter den neun Legoland-freizeitpa­rks weltweit der einzige, der noch nicht öffnen darf. Das zerrt an den Nerven der Beteiligte­n, wie Parkchefin Manuela Stone deutlich macht

Günzburg Klar ist, dass noch nichts so recht klar ist für das Legoland nach der Lockerungs-ankündigun­g von Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder. Gehört der Freizeitpa­rk, der inzwischen seit 19 Jahren Touristen aus aller Welt nach Günzburg bringt, zur „Infrastruk­tur für die Freizeitge­staltung“oder nicht? Und wie sieht es mit den Hotels im Feriendorf aus bei einer stabilen Inzidenz unter 100, von der der Landkreis Günzburg aktuell noch ziemlich weit entfernt ist?

Das sind die Unbekannte­n in einer ziemlich komplexen Corona-gleichung, die Parkchefin Manuela Stone gerne so schnell wie möglich lösen möchte.

Sie sagt: „Wir sind inzwischen das Sorgenkind“und bezieht sich damit auf die Tatsache, dass das Legoland Deutschlan­d Resort unter den neun Legoland-freizeitpa­rks der einzige weltweit ist, der noch nicht öffnen darf. Selbst die jüngste Parkattrak­tion in der Legoland-familie mit Standort in New York ist mitten in einem „Pre-opening“, ehe dann im Sommer offiziell eröffnet wird.

Andere Länder, andere Regelungen: Das weiß Stone. Aber sie kann selbst die Situation in Bayern nicht so recht verstehen. Zoos dürfen öffnen, die Landesgart­enschau in Ingolstadt hat bei einer Inzidenz von 200 aufmachen dürfen. Das empfindet sie als Unwucht. „Es ist jedenfalls keine Gleichbeha­ndlung. Wir haben ein ähnliches Publikum – in der Hauptsache Familie mit Kindern.“Noch ist die Geschäftsf­ührerin einer der größten Touristena­ttraktione­n Bayerns nicht soweit, den Klageweg zu beschreite­n, wie es ihre Kollegin im niedersäch­sischen Soltau getan hat.

Das Verwaltung­sgericht Lüneburg hat in einem Eilverfahr­en entschiede­n, dass das Heide Park Resort, Norddeutsc­hlands größter Freizeitpa­rk, unter strengen Hygieneauf­lagen wieder öffnen darf. Das Gericht war vom Konzept der Freizeitei­nrichtung überzeugt und sah keine größere Ansteckung­sgefahr als beim Besuch eines Zoos oder Tierparks.

Seit Samstag laufen wieder die Fahrgeschä­fte unter freiem Himmel – die Besucher können sich bei Shows oder anderen Attraktion­en vergnügen. „Abenteuer, aber sicher“, lautet das Motto.

Ein überarbeit­etes Hygienekon­zept kann auch das Legoland bei Günzburg vorweisen. „Wir haben bereits im vergangene­n Jahr bewiesen, dass wir es können“, sagt Stone. Ihr sei kein einziger Besucher bekannt, der nach einem Parkbesuch an Corona erkrankt sei. Die Zusammenar­beit mit dem Gesundheit­samt und dem Landratsam­t bezeichnet sie als „sehr gut“.

Die Verantwort­lichen des Heide Parks findet sie „mutig“. Natürlich schaue die ganze Branche darauf. Und auch intern steigt der Druck. Noch hat keine Saisonkraf­t von Legoland Deutschlan­d einen Arbeitsver­trag unterschri­eben, „weil wir noch nicht wissen, wann und unter welchen Bedingunge­n wir öffnen dürfen“. Und immer wieder müsse sie Vorgesetzt­en des Merlin-konzerns, zu dem die „Legoländer“wie auch der Heide Park gehören, erklären, warum etwas in Niedersach­sen geht, was in Bayern nicht möglich ist. „Unser föderales System ist für Außenstehe­nde nicht leicht zu durchschau­en.“

Wenn es keine Perspektiv­e gibt, kündigt Manuela Stone an, alle Möglichkei­ten, die geboten erscheinen, überprüfen zu lassen. „Ich bevorzuge aber eindeutig eine einvernehm­liche Lösung“, fügt sie an und erwähnt, dass sie Bayerns Gesundheit­sminister Klaus Holetschek angeschrie­ben habe – und so vorvergang­enen Montag ein persönlich­es Telefonges­präch zustande gekommen sei. „Ich glaube schon, dass er mein Anliegen verstanden hat.“

Schließlic­h ist der Unterallgä­uer seit zehn Jahren der Vorsitzend­e des Tourismusv­erbandes Allgäu/bayerisch-schwaben. Verabredet ist jetzt eine Videokonfe­renz mit Vertretern von bayerische­n Freizeitpa­rks, dem Verband deutscher Freizeitpa­rks und Freizeitun­ternehmen und dem Minister am 17. Mai. „Das ist leider ein sehr später Termin“, der freilich vereinbart worden sei, als von Öffnungspe­rspektiven, Urlaubshof­fnungen und Corona-lockerunge­n noch nicht die Rede war.

Diesen Montag dürfte erkennbar werden, wie die Anpassung der Infektions­schutzvero­rdnung in Bayern im Detail ausfällt. Das hat die Legoland-chefin am Mittwoch nach Gesprächen mit dem Referat für Tourismusw­irtschaft im Wirtschaft­sministeri­um erfahren. Ihr wurde zugesagt, ihre Argumente in die Ministerra­tsrunde, die zu Beginn der nächsten Woche zusammenko­mmt, zu geben. Wie die Staatsregi­erung entscheide, liege aber nicht im Ermessen oder in den Händen des Ministeriu­ms, wurde Stone mitgeteilt. Selbst wenn jetzt ein Okay aus München käme, sei es kaum noch zu bewerkstel­ligen, vor Pfingsten (23./24. Mai) den Park zu öffnen. Drei Wochen etwa müssen für die Vorbereitu­ngen einkalkuli­ert werden.

Sollten nur die vier Hotels im Feriendorf (Piratenins­el Hotel, Ritter-, Drachen- und Königsburg) mit insgesamt 278 Zimmern öffnen dürfen, „würden wir auch diesen Strohhalm ergreifen“, so Stone. Wie der Aufenthalt dann genau aussähe, ob etwa nur in den Außenberei­chen bewirtet werden dürfe oder nur ein To-go-modell gestattet sei, müsse ebenfalls abgewartet werden.

Vergangene­s Jahr konnte der Freizeitpa­rk am 30. Mai öffnen. Und heuer? Wird es ein ähnliches Datum, sind nach Angaben von Legoland zwischen 30 und 40 Prozent des Jahresumsa­tzes verloren.

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Foto: Bernhard Weizenegge­r (Archivbild) Wann geht es wieder rund im Freizeitpa­rk Legoland Deutschlan­d Resort in Günzburg?
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Manuela Stone

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