Neu-Ulmer Zeitung

Laschet macht den Weg frei

- VON BERNHARD JUNGINGER UND STEFAN LANGE

Wahl Der CDU-CHEF bietet seinen Rückzug an. An eine Jamaika-koalition aber glaubt er weiter

Berlin Nach der schweren Niederlage bei der Bundestags­wahl gibt CDU-CHEF Armin Laschet dem Druck aus seiner Partei nach und bietet ihr seinen Rücktritt an. Sein Wunsch sei es, „dass wir mit neuen Persönlich­keiten einen Neuanfang machen“, betonte er am Donnerstag­abend in Berlin. An seiner Person werde dieser nicht scheitern. „Wenn man zu anderen Lösungen kommen will, ist dies möglich.“

Eine direkte Rücktritts­ankündigun­g war aus Laschets kurzem Auftritt zwar nicht herauszuhö­ren. Nach den hohen Verlusten bei der Bundestags­wahl und dem vorläufige­n Scheitern der Vorverhand­lungen für eine Jamaika-koalition aus Union, Grünen und FDP sind seine Chancen auf einen Verbleib im Amt allerdings eher gering. Die endgültige Klärung soll ein Parteitag bringen. Die Hoffnung auf ein Jamaikabün­dnis hat Laschet anders als CSU-CHEF Markus Söder noch nicht aufgegeben. Es böte eine „echte Chance für Deutschlan­d und hätte aufgrund der dortigen Mehrheitsv­erhältniss­e auch einen starken Rückhalt im Bundesrat, sagte er. „Wenn es um Aufbruch und Ambitionen geht, ist die SPD der falsche Partner“. Auch hier ist Laschet offenbar bereit, im Falle eines Falles einem anderen Unionspoli­tiker den Vortritt ins Kanzleramt zu lassen. „Es geht nicht um die Person Armin Laschet“, sagte er. Wenn man zu anderen Lösungen kommen wolle, dann sei das möglich. „Das große Projekt Jamaika wird nicht an einzelnen Personen scheitern“. Dieses Signal sei den Grünen und der FDP in den ersten Gesprächen auch schon so übermittel­t worden.

Ewas nebulös sprach Laschet von „unkonventi­onellen Wegen“, die die CDU bei ihrer Neuaufstel­lung beschreite­n wolle. Es gebe, kritisiert­e er, seit 2018 eine andauernde Personalde­batte in der CDU. „Wir wollen diesmal einen anderen Weg gehen.“Laschet verwies dazu auf sein Heimatland Nordrhein-westfalen. Dort habe der „Weg des Konsenses“bei der Suche nach einem neuen Ministerpr­äsidenten und einem neuen Cdu-landesvors­itzenden in den letzten Wochen gut funktionie­rt. Diesem Beispiel wolle man nun auch in der Bundespart­ei folgen, sagte Laschet, der diesen Prozess nach eigenen Worten noch selbst moderieren will.

SPD, Grüne und FDP wollen in der kommenden Woche weiter über eine Ampelkoali­tion sprechen. Nach mehr als sechsstünd­igen Sondierung­en kündigten die Generalsek­retäre der Parteien am Donnerstag­abend in Berlin eine zweite Sondierung­srunde für den kommenden Montag an. Auch nach dem angedeutet­en

Nächste Ampel‰runde am kommenden Montag

Rückzug von Laschet wollen Grüne und FDP keine Parallelge­spräche mit der Union führen. Dazu ist die Ampel-schnupper-runde offenbar zu harmonisch verlaufen.

Der Stil sei „nicht von Gewinnern und Verlierern geprägt“gewesen, sondern vom Willen, gemeinsam etwas zu erreichen, betonte Spd-generalsek­retär Lars Klingbeil. Sein Fdp-kollege Volker Wissing sagte, es sei ein klarer Wille erkennbar, die Gespräche weiter zu vertiefen. Es gebe eine Reihe von Themen, „bei denen es nicht einfach wird“. Er habe aber die „Bereitscha­ft gesehen, auch größere Hürden zu überwinden“. Es bleibe daher bei der Reihenfolg­e, mit SPD und Grünen vertiefte Gespräche zu führen. „Die Frage, was ein Führungswe­chsel bei der Union bedeutet, stellt sich für uns nicht.“Auch die Grünen wollen nach den Worten ihres Geschäftsf­ührers Michael Kellner auf Ampelkurs bleiben: „Es ist ein großes Stück Weg vor uns, aber es ist möglich.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany