Giffey, hilf!
Berlin Wenn im Bezirksamt das Papier knapp wird. Eine Posse
Berlin hat es bekanntlich nicht so mit Dokumenten. Die Doktorarbeit von Franziska Giffey (SPD), die sich gerade anschickt, neue Bürgermeisterin zu werden, war bekanntlich nur in Teilen das Papier wert, auf das sie gedruckt wurde. Bei der Bundestagswahl fehlten vielerorts die Stimmzettel – und wenn es welche gab, waren sie häufig falsch.
Den neuen Höhepunkt einer langen Reihe von Hauptstadtpannen markiert nun das Jugendamt im Bezirk Neukölln, dem Giffey früher als Bürgermeisterin vorstand, aber das nur nebenbei. „Aufgrund von begrenzten Speicher- und Druckkapazitäten bitten wir, Anträge und Unterlagen
per Briefpost (nicht per E-mail) zu übersenden oder in den Hausbriefkasten (Rathaus) einzuwerfen“, teilt die Behörde mit.
Dass sich Ämter in Berlin merkwürdig verhalten, hat ja Geschichte. Wilhelm Voigt wäre bei Zuckmayer nie zum Hauptmann von Köpenick geworden, hätte es nicht damals schon Probleme mit amtlichen Dokumenten gegeben. In Voigts Fall gab es keinen Pass, übrigens eine Erfahrung, die viele Berlinerinnen und Berliner auch heute machen. Was allerdings dadurch kompensiert wird, dass es auch an Personal für Ausweiskontrollen fehlt.
Papier ist geduldig, die Hauptstädter haben gelernt, es auch zu sein. Sie werden nun wieder Briefe schreiben, eine Briefmarke anlecken und das Ganze brav in einen Briefkasten stecken. Wohlmeinende legen dem Jugendamt vielleicht einen Packen Druckerpapier vor die Tür, andere spenden Tonerkartuschen. Am Ende richten sich alle Hoffnungen auf Franziska Giffey. Die hat in ihrer Doktorarbeit dem Problem mehrere Kapitel gewidmet. Ihr Titel: „Eignung der printmedienbasierten Beteiligungsinstrumente in Neukölln“.