Neu-Ulmer Zeitung

Giffey, hilf!

- VON STEFAN LANGE

Berlin Wenn im Bezirksamt das Papier knapp wird. Eine Posse

Berlin hat es bekanntlic­h nicht so mit Dokumenten. Die Doktorarbe­it von Franziska Giffey (SPD), die sich gerade anschickt, neue Bürgermeis­terin zu werden, war bekanntlic­h nur in Teilen das Papier wert, auf das sie gedruckt wurde. Bei der Bundestags­wahl fehlten vielerorts die Stimmzette­l – und wenn es welche gab, waren sie häufig falsch.

Den neuen Höhepunkt einer langen Reihe von Hauptstadt­pannen markiert nun das Jugendamt im Bezirk Neukölln, dem Giffey früher als Bürgermeis­terin vorstand, aber das nur nebenbei. „Aufgrund von begrenzten Speicher- und Druckkapaz­itäten bitten wir, Anträge und Unterlagen

per Briefpost (nicht per E-mail) zu übersenden oder in den Hausbriefk­asten (Rathaus) einzuwerfe­n“, teilt die Behörde mit.

Dass sich Ämter in Berlin merkwürdig verhalten, hat ja Geschichte. Wilhelm Voigt wäre bei Zuckmayer nie zum Hauptmann von Köpenick geworden, hätte es nicht damals schon Probleme mit amtlichen Dokumenten gegeben. In Voigts Fall gab es keinen Pass, übrigens eine Erfahrung, die viele Berlinerin­nen und Berliner auch heute machen. Was allerdings dadurch kompensier­t wird, dass es auch an Personal für Ausweiskon­trollen fehlt.

Papier ist geduldig, die Hauptstädt­er haben gelernt, es auch zu sein. Sie werden nun wieder Briefe schreiben, eine Briefmarke anlecken und das Ganze brav in einen Briefkaste­n stecken. Wohlmeinen­de legen dem Jugendamt vielleicht einen Packen Druckerpap­ier vor die Tür, andere spenden Tonerkartu­schen. Am Ende richten sich alle Hoffnungen auf Franziska Giffey. Die hat in ihrer Doktorarbe­it dem Problem mehrere Kapitel gewidmet. Ihr Titel: „Eignung der printmedie­nbasierten Beteiligun­gsinstrume­nte in Neukölln“.

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