Neu-Ulmer Zeitung

Unterwegs im Söder-express

- VON MICHAEL BÖHM

Markus Söder ist ja dafür bekannt, das Wohl des Landes im Blick zu haben, ohne die eigenen Interessen gänzlich hinten anstellen zu müssen. Jahrelang bastelte er gleichzeit­ig an einem besseren Bayern und seiner politische­n Karriere und ist, so munkelt man, damit noch immer nicht ganz fertig. Nun bedarf es schon etwas Fantasie, eine Kanzlersch­aft Söders mit dem Fahrplan der Deutschen Bahn in Verbindung zu bringen. Wohl aber fällt auf, dass der Staatskonz­ern der Strecke zwischen München und Berlin seit geraumer Zeit eine immer größere Bedeutung zumisst.

Schneller, immer schneller sollen die Züge zwischen der Landeshaup­tstadt und der Bundeshaup­tstadt werden – wo wir sogleich bei Söders Ambitionen wären, liegt doch ausgerechn­et auch seine Heimatstad­t Nürnberg auf der Strecke. Sowohl ins Kanzleramt als auch in die Staatskanz­lei ist es mit dem „Vier-stunden-sprinter“quasi eine Kurzstreck­e. Nun kündigte die Bahn an, ab Mitte Dezember weitere dieser schnellen Züge auf die Reise zu schicken. Wenn da mal Deutschlan­ds mächtigste­r Franke nicht die Finger im Spiel gehabt hat, um sich alle Optionen und Richtungen offenzuhal­ten.

Ein Schelm, wer nun einwirft, dass der neue Fahrplan vor der Bundestags­wahl erstellt worden sein muss. Zumal die Bahn auch die Verbindung­en zwischen Bayern und Nordrhein-westfalen stärken will, was ja jetzt, rein politisch gesehen natürlich, wirklich nicht mehr nötig wäre. Aber wer weiß schon, was bis zur nächsten Bundestags­wahl passiert. Ampeln werden an- oder ausgeschal­tet, Dinge aufs Gleis gebracht, Weichen gestellt. Und eines hat die Vergangenh­eit gezeigt: Der Söder-express ist am Ende meist angekommen, wo er hin wollte – mal schneller, mal langsamer, aber stets nach Fahrplan.

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