Wohl mehr Geimpfte als gemeldet
Minister Spahn spricht von „richtig guten Nachrichten“
Berlin Die Corona-impfungen in Deutschland sind nach einer neuen Auswertung des Robert Koch-instituts (RKI) wohl schon weiter als in der Meldestatistik erfasst. Es sei anzunehmen, dass unter Erwachsenen bereits bis zu 84 Prozent mindestens einmal und bis zu 80 Prozent vollständig geimpft sind, heißt es in einem Rki-bericht mit Stichtag 5. Oktober. Das entspräche jeweils um fünf Prozentpunkte höheren Impfquoten als nach offiziellen Meldungen der Impfstellen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sprach von „richtig guten Nachrichten“. Die Impfkampagne sei „noch erfolgreicher als bisher gedacht.“Die Impfquoten machten es möglich, draußen auf Vorgaben etwa zum Tragen medizinischer Masken zu verzichten. In Innenräumen blieben Zugangsregeln für Geimpfte, Genesene und Getestete (3G) mit der Option für 2G nur für Geimpfte und Genesene wichtig – ebenso Hygieneregeln mit Abstand und Masken besonders in Bus und Bahn. „Aus heutiger Sicht wird es keine weiteren Beschränkungen mehr brauchen“, sagte Spahn mit Blick auf Herbst und Winter. „Jede weitere Impfung erhöht aber die Sicherheit und ermöglicht noch mehr Normalität.“Spdgesundheitsexperte Karl Lauterbach nannte die neuen Rki-daten plausibel. Trotzdem reiche es noch nicht für einen „Freedom Day“– also ein Ende aller Beschränkungen.
Das RKI erläutert, es liege nahe, „dass die im Digitalen Impfquotenmonitoring berichtete Impfquote als Mindest-impfquote zu verstehen ist und eine Unterschätzung von bis zu 5 Prozentpunkten für den Anteil mindestens einmal Geimpfter beziehungsweise vollständig Geimpfter angenommen werden kann“. Die Schätzung beruht auf Bürgerbefragungen und Meldedaten. Das RKI nennt verschiedene Erkläransätze für die höhere Impfquote – unter anderem, dass in Befragungen wenig impfbereite Menschen unterrepräsentiert sind. Sowie, dass Menschen mit schlechten Deutschkenntnissen nicht an der Befragung teilnehmen könnten. Bereits im August hatte es von „gewisser Unsicherheit“bei der Interpretation von Impfquoten-daten berichtet.
Es gibt teils wohl auch Meldeverzögerungen. So hätten bisher nur etwa die Hälfte der im digitalen System registrierten Betriebsärzte Impfungen über die Webanwendung gemeldet. Zudem könne davon ausgegangen werden, dass im Praxisalltag nicht alle Impfungen über entsprechende Meldeportale übermittelt würden. (dpa)