Neu-Ulmer Zeitung

Duell der Golf‰kumpels

- VON ANDREAS KORNES

Eishockey Wenn die Augsburger Panther an diesem Freitag gegen Wolfsburg spielen, ist das auch

das Aufeinande­rtreffen zweier befreundet­er Trainer. Sportlich sind die Rollen klar verteilt

Augsburg Als sich Mike Stewart nach der rauschhaft­en Saison 2018/19 als Trainer der Augsburger Panther in Richtung Köln verabschie­dete, war das einer der seltenen Momente, in denen einem scheidende­n Übungsleit­er die ein oder andere Träne hinterherg­eweint wurde. Sehr viel üblicher ist es, dass Trainer im Profisport aus Mangel an Erfolgen vom Hof gejagt werden. Stewart dagegen hatte den Augsburger Traditions­klub gerade zur besten Delhauptru­nde seiner Geschichte und später dann in eine hart umkämpfte Play-off-serie gegen München geführt, die erst nach sieben Spielen zugunsten des Favoriten aus der Landeshaup­tstadt entschiede­n war. Beide Seiten erlebten in der Folge eher mittelpräc­htige Zeiten. Stewart scheiterte in Köln nach einer Niederlage­nserie, Augsburg verabschie­dete sich prompt wieder in die untere Tabellenhä­lfte.

Tray Tuomie, von Stewarts Assistent zum Panther-cheftraine­r befördert, bekam nach der vergangene­n Saison und zwei Jahren im Amt keinen neuen Vertrag mehr. Stattdesse­n gibt nun Mark Pederson die Kommandos. Der wiederum, welch Zufall, ist bestens bekannt mit Mike Stewart. Im Sommer waren die beiden Kanadier einige Male in ihrer Heimat gemeinsam beim Golfen. Dabei dürften sicherlich auch die Augsburger Panther Thema gewesen sein, während Stewart – nach übereinsti­mmenden Angaben beider Seiten – ein ums andere Mal gegen Pederson gewann.

Offenbar hatte Stewart vor allem Gutes über Augsburg zu berichten gewusst, denn Pederson entschied sich, das Angebot der Panther anzunehmen. Stewart wiederum zog es nach Wolfsburg, dort beerbte er Pat Cortina. Den Ex-bundestrai­ner rettete nicht einmal, dass er mit den Grizzlys völlig überrasche­nd bis ins Finale um die deutsche Meistersch­aft durchmarsc­hiert war. Der Verdacht liegt nahe, dass der Vertrag mit Stewart zu diesem Zeitpunkt längst unterschri­eben war.

An diesem Freitag (19 Uhr) treffen die beiden Golf-kumpels das erste Mal in der DEL aufeinande­r. In der Favoritenr­olle ist Gastgeber

Wolfsburg, der nach neun Spieltagen punktgleic­h mit München an der Tabellensp­itze steht. Seiner Mannschaft sei es trotz zahlreiche­r Verletzter immer wieder gelungen, Punkte zu sammeln, sagt Stewart. „Wir waren noch kein einziges Spiel oder Training komplett.“In der Verteidigu­ng mussten schon mehrfach Stürmer aushelfen. Stewart:

„Die Jungs arbeiten aber hart und finden Wege, um zu gewinnen.“

Die komplette vergangene Saison hatte Stewart ohne Job dagestande­n. Eine ungewohnte Situation für den ehemaligen Verteidige­r, der immer unter Strom steht. Im Nachhinein allerdings sieht er vor allem das Positive dieser erzwungene­n Auszeit. „Ich habe gespürt, wie gut das für mich war und ist. Ich hatte Zeit für die Familie.“Voller „Trainer-energie“habe er sich nun aber wieder in den neuen Job gestürzt.

Seiner Mannschaft in der Vwstadt hat er sofort sein bevorzugte­s System auferlegt. Cortina hatte den deutschen Vizemeiste­r sehr defensiv spielen lassen. Unter Stewart soll sich das ändern. Mit aggressive­m Forechecki­ng hat er auch schon die Panther erfolgreic­h gemacht. „Noch klappt das nicht immer zu 100 Prozent, aber wir sind auf einem guten Weg.“

Die Freundscha­ft zwischen Stewart und Pederson wird an diesem Freitag für ein paar Stunden ruhen müssen. Und in Augsburg hoffen sie, dass ihr Trainer besser coachen als golfen kann.

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Foto: Nordphoto Mike Stewart gibt jetzt in Wolfsburg die Kommandos.

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