Neu-Ulmer Zeitung

Tafel erklärt nun den Namen der Mohrengass­e

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Beschluss Die Debatte war heftig: Soll die Mohrengass­e in Ulm umbenannt werden? Nun ist der Streit auch öffentlich sichtbar beigelegt. Doch die Stadt muss nacharbeit­en

rat 2020 für die Beibehaltu­ng des Straßennam­ens – so erklärt es auch das Schild, das am Mittwochna­chmittag Mitarbeite­r der Stadt an eine Hauswand anschraubt­en, und das Kulturbürg­ermeisteri­n Iris Mann enthüllte. Ausgetausc­ht werden muss das Schild dennoch noch einmal: Als Jahr des Beschlusse­s steht für den aufmerksam­en Leser dort „2019“. Die Korrektur soll aber in Bälde erfolgen.

Die Mohrengass­e ist benannt nach der Gaststätte „Zum Mohren“, die das Eckhaus Weinhof/mohrengass­e – heute Adresse Weinhof 23 – war und die schon in der frühen Neuzeit existierte. Untergegan­gen ist das historisch­e Gasthaus in der Nacht der Bombardier­ung Ulms im Dezember 1944. Der Name des Gasthauses selbst dürfte auf den heiligen Mauritius zurückgehe­n – oder eventuell auf die als Heiligen Drei Könige bekannten Sterndeute­r, die der Evangelist Matthäus in der Geburtsges­chichte Jesu erwähnt und deren Verehrung im 12. Jahrhunder­t erstarkte. Der heilige Mauritius, ein dunkelhäut­iger römischer Heerführer des dritten Jahrhunder­ts, war ab der Stauferzei­t Schutzpatr­on aller Kaiser und des Reiches selbst. Die Kirche der staufische­n Kaiserpfal­z Ulm stand auf dem

Weinhof. Dass auf dem neuen Schild ein Bezug zum heiligen Maurus hergestell­t wird, der Benediktin­ermönch war und Patron unter anderem der Köhler und Schneider, und dem im Landkreis Sigmaringe­n eine Kapelle gewidmet ist, dürfte daher ein Irrtum sein. Nachgewies­en ist der Name „Mohren Gäßlen“ seit 1805. Da sich Ulm schon seit 2012 als internatio­nale Stadt verstehe, möchte man auf keinen Fall Anlass geben, dass sich Menschen dunkler Hautfarbe von der Bezeichnun­g „Mohrengass­e“verletzt fühlen, sagte Kulturbürg­ermeisteri­n Iris Mann bei der Enthüllung des Schildes. Gerade aus diesem Grund sei die Erklärung in der Nähe des Straßensch­ildes angebracht worden. Es solle alle Passanten daran erinnern, nachzudenk­en und zu vermeiden, wo man im Alltag rassistisc­he Ausdrücke verwende.

Im Bekenntnis zur Internatio­nalität distanzier­e man sich entschiede­n von Rassismus und verknüpfe dies mit Maßnahmen gegen Rassismus. Angeregt worden war die Diskussion über die Mohrengass­e durch den Spd-stadtrat Martin Rivoir.

Im Anschluss war eine heftige Debatte zwischen Gegnern und Befürworte­rn einer Umbenennun­g entbrannt.

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Foto: Dagmar Hub Stadtrat Hans‰walter Roth und Kulturbürg­ermeisteri­n Iris Mann enthüllen die Tafel in der Mohrengass­e.

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