Fast ein Heimspiel für Hazel Brugger
Auftritt Die Schweizer Comedian spricht in der Ratiopharm-arena in Neu-ulm über das Impfen,
die Geburt ihrer Tochter – und über Ulmer und Neu-ulmer Eigenheiten
Neuulm Auch wenn Hazel Brugger in den USA geboren, in der Schweiz aufgewachsen ist und derzeit in Köln lebt, war ihr Auftritt in der Ratiopharm-arena dennoch fast ein Heimspiel. Ist die Stand-up-comedian, Moderatorin und Bloggerin seit knapp einem Jahr mit dem Ulmer Thomas Spitzer, dem Sohn des bekannten Neurowissenschaftlers, verheiratet. „Mein Mann ist so typisch deutsch, dass ich mir anfangs wie ein Schweizer Sextourist im Schwabenländle vorgekommen bin“, gesteht Brugger und überrascht ihr Publikum mit ihrem Wissen über die Region.
„In Ulm schwört man am Montag und lässt sich dann die Donau hinunter treiben oder macht in der Fasnacht einen Narrensprung“, stellte Komikerin fest und brachte die Traditionen auf den Punkt: „Ihr findet doch immer einen Grund, Euch zu besaufen.“Auf Alkohol muss Brugger selbst derzeit verzichten, weil die 27-Jährige seit April Mutter einer kleinen Tochter ist. „Nachdem Thomas im Lockdown über Monate mein einziges Publikum war, wollten wir Verstärkung haben.“
Dass Paare glauben würden, ein Baby sei die Lösung für Eheprobleme, hinterfragte Brugger auf ihre typisch ironische Art: „Haben diese Menschen etwa zu viel Schlaf, zu wenig volle Windeln im Bett oder vermissen sie es vielleicht sogar, kaltes Essen im Stehen zu sich zu nehEnttäuscht sei sie vom Rückbildungskurs für Mütter nach der Geburt gewesen: „Ich dachte, ich bekomme damit meine Bikinifigur zurück“, sagte Brugger und verriet, dass stattdessen dort ein Dutzend übernächtigter Frauen üben, beim Niesen nicht in die Hose zu pinkeln.
Rund eineinhalb Stunden zerpflückt Comedian Brugger mit ihmen?“ rem Programm „Kennen Sie diese Frau“den alltäglichen Wahnsinn, den jeder kennt und aus dem man sich mit vermeintlichen Lösungen retten will: „Ich darf jetzt als Chefin unserer neuen Firma auch beim Großhändler einkaufen“, sagt sie und gesteht, dass die 25-Kilo-packung minderwertigen holländischen Käses auch kein gutes Gefühl vermittle.
Dass die Komikerin in der Donaustadt offensichtlich äußerst beliebt ist, zeigten die rund 1000 Besucherinnen und Besucher der Veranstaltung, die eigentlich im Kulturhaus Roxy geplant war und wegen der großen Nachfrage in die Neuulmer Mehrzweckhalle verlegt werden musste. Die Pandemie und der Lockdown haben die Freunde der Schweizer Komikerin auf eine lange Geduldsprobe gestellt: Viele der Eintrittskarten lagen schon 2019 unter den Christbäumen der Fans. „Ich bin nun auch zum zweiten Mal geimpft“, verkündete Brugger wie einen Triumph und ergänzte: „Gleich danach habe ich mich wie unsterblich gefühlt, als ob ich ein bloßes Stromkabel anfassen oder verdorbenen Fisch essen könnte.“
Mit einer T-shirt Aktion sorgte Brugger und ihr Mann jüngst auf der Preisverleihung des Deutschen Comedypreises für Schlagzeilen: „Künstler ohne Rückgrat sind Künstler ohne Geschmack“, lautete das Statement des Ehepaars gegen sexuelle Gewalt, mit dem sie in Richtung Luke Mockridge zielten. Der 32-jährige Kollege der beiden sieht sich derzeit mit Missbrauchsvorwürfen seiner Freundin konfrontiert. Auf die Frage aus dem Publikum, wie es denn auf der Preisverleihung gewesen sei, reagierte Brugger in Neu-ulm zurückhaltend: „Ich will nicht mehr darüber reden, weil nach meinen Hinweisen auf den Missbrauch meine Kompetenzen zu diesem Thema aufhören.“
Tochter als Verstärkung im Publikum