Neu-Ulmer Zeitung

Fast ein Heimspiel für Hazel Brugger

- VON ANDREAS BRÜCKEN

Auftritt Die Schweizer Comedian spricht in der Ratiopharm-arena in Neu-ulm über das Impfen,

die Geburt ihrer Tochter – und über Ulmer und Neu-ulmer Eigenheite­n

Neu‰ulm Auch wenn Hazel Brugger in den USA geboren, in der Schweiz aufgewachs­en ist und derzeit in Köln lebt, war ihr Auftritt in der Ratiopharm-arena dennoch fast ein Heimspiel. Ist die Stand-up-comedian, Moderatori­n und Bloggerin seit knapp einem Jahr mit dem Ulmer Thomas Spitzer, dem Sohn des bekannten Neurowisse­nschaftler­s, verheirate­t. „Mein Mann ist so typisch deutsch, dass ich mir anfangs wie ein Schweizer Sextourist im Schwabenlä­ndle vorgekomme­n bin“, gesteht Brugger und überrascht ihr Publikum mit ihrem Wissen über die Region.

„In Ulm schwört man am Montag und lässt sich dann die Donau hinunter treiben oder macht in der Fasnacht einen Narrenspru­ng“, stellte Komikerin fest und brachte die Traditione­n auf den Punkt: „Ihr findet doch immer einen Grund, Euch zu besaufen.“Auf Alkohol muss Brugger selbst derzeit verzichten, weil die 27-Jährige seit April Mutter einer kleinen Tochter ist. „Nachdem Thomas im Lockdown über Monate mein einziges Publikum war, wollten wir Verstärkun­g haben.“

Dass Paare glauben würden, ein Baby sei die Lösung für Eheproblem­e, hinterfrag­te Brugger auf ihre typisch ironische Art: „Haben diese Menschen etwa zu viel Schlaf, zu wenig volle Windeln im Bett oder vermissen sie es vielleicht sogar, kaltes Essen im Stehen zu sich zu nehEnttäus­cht sei sie vom Rückbildun­gskurs für Mütter nach der Geburt gewesen: „Ich dachte, ich bekomme damit meine Bikinifigu­r zurück“, sagte Brugger und verriet, dass stattdesse­n dort ein Dutzend übernächti­gter Frauen üben, beim Niesen nicht in die Hose zu pinkeln.

Rund eineinhalb Stunden zerpflückt Comedian Brugger mit ihmen?“ rem Programm „Kennen Sie diese Frau“den alltäglich­en Wahnsinn, den jeder kennt und aus dem man sich mit vermeintli­chen Lösungen retten will: „Ich darf jetzt als Chefin unserer neuen Firma auch beim Großhändle­r einkaufen“, sagt sie und gesteht, dass die 25-Kilo-packung minderwert­igen holländisc­hen Käses auch kein gutes Gefühl vermittle.

Dass die Komikerin in der Donaustadt offensicht­lich äußerst beliebt ist, zeigten die rund 1000 Besucherin­nen und Besucher der Veranstalt­ung, die eigentlich im Kulturhaus Roxy geplant war und wegen der großen Nachfrage in die Neuulmer Mehrzweckh­alle verlegt werden musste. Die Pandemie und der Lockdown haben die Freunde der Schweizer Komikerin auf eine lange Geduldspro­be gestellt: Viele der Eintrittsk­arten lagen schon 2019 unter den Christbäum­en der Fans. „Ich bin nun auch zum zweiten Mal geimpft“, verkündete Brugger wie einen Triumph und ergänzte: „Gleich danach habe ich mich wie unsterblic­h gefühlt, als ob ich ein bloßes Stromkabel anfassen oder verdorbene­n Fisch essen könnte.“

Mit einer T-shirt Aktion sorgte Brugger und ihr Mann jüngst auf der Preisverle­ihung des Deutschen Comedyprei­ses für Schlagzeil­en: „Künstler ohne Rückgrat sind Künstler ohne Geschmack“, lautete das Statement des Ehepaars gegen sexuelle Gewalt, mit dem sie in Richtung Luke Mockridge zielten. Der 32-jährige Kollege der beiden sieht sich derzeit mit Missbrauch­svorwürfen seiner Freundin konfrontie­rt. Auf die Frage aus dem Publikum, wie es denn auf der Preisverle­ihung gewesen sei, reagierte Brugger in Neu-ulm zurückhalt­end: „Ich will nicht mehr darüber reden, weil nach meinen Hinweisen auf den Missbrauch meine Kompetenze­n zu diesem Thema aufhören.“

Tochter als Verstärkun­g im Publikum

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Foto: Andreas Brücken Kennen Sie diese Frau? Die Schweizer Comedian Hazel Brugger trat vor etwa 1000 Besucherin­nen und Besuchern in der Ratio‰ pharm‰arena in Neu‰ulm auf.

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