Neu-Ulmer Zeitung

Posten‰streit überschatt­et Ampel‰auftakt

- VON STEFAN LANGE UND RUDI WAIS

Wahl Lindner oder Habeck? FDP und Grüne reklamiere­n das Finanzmini­sterium für sich

Berlin Die Verhandlun­gen über eine neue Koalition haben offiziell noch gar nicht begonnen, da dringen bereits die ersten Störgeräus­che aus dem bislang so rund laufenden Ampelgetri­ebe. Sowohl die FDP als auch die Grünen beanspruch­ten am Wochenende das Finanzmini­sterium in der neuen Regierung für sich. „Wer Zweifel daran hat, dass das alles gelingt – die Finanzieru­ng der Vorhaben ohne Steuererhö­hung und ohne neue Schulden – der muss doch wollen, dass Christian Lindner Finanzmini­ster wird“, betonte FDPVIZE Wolfgang Kubicki. Ansonsten, warnte er, hätten die Liberalen „die Torte im Gesicht“. Zwar schob Generalsek­retär Volker Wissing später nach, für Personalde­batten sei es zu früh. Nahezu gleichzeit­ig aber twitterte der Finanzmini­ster von Badenwürtt­emberg, Danyal Bayaz, er könne sich niemanden Besseren als seinen Parteichef Robert Habeck in diesem Amt vorstellen. „Er hat sich nicht erst seit gestern gründlich auf diese Aufgabe vorbereite­t.“

Sowohl Habeck als auch Lindner rieten am Sonntagabe­nd im Fernsehen von solchen öffentlich­en Diskussion­en ab, Habeck nannte sie in der ARD „nicht hilfreich“.

Wenn an diesem Montag nach den Sozialdemo­kraten und den Grünen auch die Fdp-gremien der Aufnahme von Verhandlun­gen zustimmen, könnte die neue Koalition noch vor Weihnachte­n stehen. „Wir kommen aus der Defensive in die Gestaltung, in die Offensive“, betonte Habeck vor dem kleinen Parteitag der Grünen in Berlin, der den Koalitions­verhandlun­gen am Sonntag mit großer Mehrheit zustimmte.

In der Union sind die Meinungen über das Ergebnis der Ampel-sondierung­en geteilt. CDU-CHEF Armin Laschet etwa sagte über die zwölfseiti­ge Übereinkun­ft von SPD, Grünen und FDP: „Da hätten wir manches auch mitmachen können.“Ähnlich argumentie­rte der frühere Fraktionsv­orsitzende Friedrich Merz, der von einem „beachtlich­en Papier“sprach. Der Vorsitzend­e der Csulandesg­ruppe, Alexander Dobrindt, griff die designiert­en Koalitionä­rinnen und Koalitionä­re scharf an. „Die Ampel steht mit den Sondierung­sergebniss­en deutlich auf Rot“, sagte er unserer Redaktion. „Unter dem Deckmantel des Abbaus von sogenannte­n Subvention­en wollen die Ampel-parteien Steuererhö­hungen durch die Hintertür für Millionen von Bürgern in unserem Land.“So bedeute der Abbau von angeblich klimaschäd­lichen Subvention­en nichts anderes als Steuererhö­hungen für Landwirte, Spritpreis­erhöhungen und das Infrageste­llen der Pendlerpau­schale. Außerdem wollten die Ampel-parteien den Eintritt in eine dauerhafte europäisch­e Schuldenun­ion und die Unterschei­dung von Asyl und Arbeitsmig­ration auflösen. „Sie wollen neben der Arbeitsmig­ration

Laschet verspricht offensive Opposition

neue Zuwanderun­gswege nach Deutschlan­d schaffen und damit neue Pull-effekte für eine ungesteuer­te Zuwanderun­g ermögliche­n.“

Laschet drohte der möglichen neuen Regierung eine offensive Opposition­spolitik an. „Wir werden sie messen an den Taten, nicht an zwölf Seiten Sondierung­spapier.“Die CDU habe schon erlebt, dass die Opposition­srolle nicht lange dauern müsse. Parteivize Jens Spahn kündigte auch eine konstrukti­ve Opposition an: „Es war ein beschissen­es Wahlergebn­is und die Lage ist es auch“, die CDU sei aber nicht erledigt. CSU-CHEF Markus Söder forderte die Schwesterp­arteien auf, „in Stil und Inhalt“enger zusammenzu­rücken, anstatt öffentlich übereinand­er zu reden. Die CSU werde, wenn es gewünscht sei, „mithelfen, die Union zu stabilisie­ren“.

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