Neu-Ulmer Zeitung

Wie kriege ich mein Kind vom Bildschirm weg?

- VON ALEXANDRA HARTMANN

Familie Der neue „Flimmo“-ratgeber gibt Eltern Tipps zur Medienerzi­ehung von Kindern und Jugendlich­en –

inklusive Ratschläge gegen Geschrei beim Ausschalte­n und Ampelsyste­m für altersgere­chte Inhalte

Ein 13-Jähriger ist nachts so lange mit seinem Handy beschäftig­t, dass er morgens einfach nicht aufsteht. Da er schon öfter unentschul­digt in der Schule gefehlt hat, schauen Polizisten in seinem Kinderzimm­er vorbei – und scheuchen den übermüdete­n Jugendlich­en aus dem Bett. Was klingt wie eine Drohung verzweifel­ter Eltern, hat sich in Unterfrank­en kürzlich so zugetragen. Eltern, die ähnliche Szenarien vermeiden wollen, finden im neuen „Flimmo“ratgeber für TV, Streaming und Youtube von der Bayerische­n Landeszent­rale für Neue Medien (BLM) Tipps.

Dänische Forscherin­nen und Forscher haben jüngst bewiesen, dass Kinder und Jugendlich­e schlechter und weniger schlafen, wenn sie abends Smartphone­s, Tablets und Co. benutzen. Das blaue Licht, das Bildschirm­e ausstrahle­n, unterdrück­e die Produktion des Schlafhorm­ons

Melatonin. Die Folge seien eine kürzere Schlafdaue­r. Die Leipziger Wissenscha­ftlerin Tanja Poulain hat in einer Längsschni­ttstudie herausgefu­nden, dass Kinder, die schlechter schliefen, auch tagsüber dazu neigen, mehr Medien zu konsumiere­n. Es entstehe ein Teufelskre­is.

Um den zu vermeiden oder zu durchbrech­en, gibt die BLM Eltern Ratschläge zur Medienerzi­ehung. Zudem bietet „Flimmo“einen Überblick, welche Inhalte im TV, auf Streamingd­iensten oder auf Youtube für welche Altersgrup­pen geeignet sind. Erfahrene Medienpäda­goginnen und -pädagogen eines Münchner Instituts stecken hinter dem Projekt.

Im Ratgeber wird empfohlen, schon vor dem Einschalte­n gemeinsam Regeln zu vereinbare­n. Ab dem Grundschul­alter biete sich ein festes Wochenkont­ingent an. Für Kinder ab neun Jahren raten die Experten beispielsw­eise zu einer Zeitspanne von acht bis zehn Stunden pro Woche.

So könne ein Film mal etwas länger dauern, dafür bleibt der Bildschirm am nächsten Tag aus. Auch feste medienfrei­e Zeiten gehören zu solchen Abmachunge­n – zum Beispiel beim Essen oder vor dem Schlafen. Die sollten bestenfall­s für die ganze Familie gelten.

Gerade bei kleineren Kindern ist das Geschrei beim Ausschalte­n des

Geräts oft programmie­rt. Generell sollten altersgere­chte Portionen gewählt werden, die der Ratgeber online genauer beziffert. Bei Streamingp­lattformen und Youtube sei ein erster Schritt das Abschalten der automatisc­hen Wiedergabe. So geht nach einem Video nicht gleich das nächste los. Eltern sollten konsequent bleiben, dann verstehen Kinder

auch, dass gegen das „Aus“kein Wutausbruc­h ankommt.

Technische­r Jugendschu­tz könne dabei helfen, dass Buben und Mädchen keine Inhalte sehen, die nicht ihrem Alter entspreche­n. Einstellun­gen bezüglich Altersgrup­pen gebe es bei Streaminga­nbietern, App-stores, Betriebssy­stemen und Wlanrouter­n. So können drastische und sexualisie­rte Inhalte ausgeblend­et werden – die Medienerzi­ehung ersetze das aber nicht.

Damit Eltern bei dem schier unendliche­n Angebot an Filmen, Serien und Videos nicht den Überblick verlieren, bietet „Flimmo“eine Orientieru­ngshilfe. Neben allerlei Inhalten leuchtet ein Ampelsyste­m: Grün ist für das angegebene Alter geeignet, Gelb kennzeichn­et aus pädagogisc­her Sicht problemati­sche Inhalte und Rot warnt vor ungeeignet­em Material. Mithilfe von Altersfilt­ern können Mütter und Väter bei unterschie­dlichen Anbietern nach passendem Stoff suchen.

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Foto: Silvia Marks, dpa Viele Kinder und Jugendlich­e verbringen zu viel Zeit vor Bildschirm­en. Die Landes‰ zentrale für Neue Medien gibt Tipps, das zu verhindern.

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