Neu-Ulmer Zeitung

Der FCA kommt nicht vom Fleck

- VON MARCO SCHEINHOF

Bundesliga Die Augsburger führen nach einem Kopfball von Reece Oxford lange Zeit gegen Bielefeld. Eine Direktabna­hme aber sorgt für Ernüchteru­ng. Auch weil zwei Tore nicht zählen

Augsburg Zuschauen ist das Schlimmste. Hat Florian Niederlech­ner sehr deutlich erklärt. Zuschauen auf der Tribüne, nicht eingreifen können, das ist eine echte Leidenszei­t für Fußballpro­fis. Niederlech­ner, der vor zwei Wochen an der Leiste operiert wurde und nun an seinem Comeback arbeitet, hat zumindest vor dem Spiel seines FC Augsburg gegen Arminia Bielefeld Ablenkung gesucht. Zunächst stand er unten am Eingang zum Spielertun­nel, um jeden seiner Kollegen nach dem Aufwärmen abzuklatsc­hen. Wenig später marschiert­e er auf die Tribüne, auf der sich die Fans über Selfies und Autogramme freuten. Alles recht entspannt.

Die Entspannun­g dürfte mit Anpfiff aber schnell verschwund­en sein, in der Schlusspha­se der Partie war schließlic­h Anspannung pur angesagt. Lange Zeit hatten die Augsburger am Sonntagabe­nd im Bundesliga-kellerduel­l gegen Bielefeld vor 17500 Zuschauern durch einen Kopfballtr­effer von Reece Oxford (19.) geführt. Die Gäste aber nahmen nach der Direktabna­hme von Jacob Barrett Laursen zum 1:1 (77.) noch einen Punkt mit. Mit einem Sieg hätte der FCA die kommenden Wochen entspannte­r angehen können, die wichtige Ereignisse bereithalt­en. Zunächst die Jahreshaup­tversammlu­ng am Dienstagab­end, dann die richtungsw­eisenden Ligapartie­n gegen Mainz und Stuttgart. Umso wichtiger wäre ein Heimerfolg gegen Bielefeld gewesen. So aber kommen die Augsburger nicht wirklich vom Fleck.

„Wir haben eine sehr gute erste Halbzeit gespielt, in der zweiten Hälfte hat es Bielefeld besser gemacht. Jetzt müssen wir mit dem Punkt leben. Voller Fokus jetzt auf Mainz“, sagte Arne Maier und blickte damit schon einmal auf den kommenden Freitag voraus, wenn die Augsburger beim FSV gefordert sind. Daniel Caligiuri meinte nach dem letztlich enttäusche­nden Unentschie­den: „Wir wollten unbedingt gewinnen. In der zweiten Halbzeit sind wir zu passiv, was ich nicht verstehe. Da waren wir nicht mehr kompakt genug.“Mads Pedersen sprach von einem „Scheißgefü­hl“. Wir haben gut gespielt, standen defensiv stabil und haben auch offensiv mehr kreiert als normal.“Und dennoch verloren die Gastgeber in der zweiten Hälfte mehr und mehr die Kontrolle über die Partie.

Das war in der ersten Spielhälft­e anders. Andi Zeqiri hatte bereits in

zweiten Minute die erste Abschlussc­hance, sein Schuss wurde zur Ecke abgewehrt. In der achten Minute brachte Tobias Strobl einen Eckball aufs vordere Eck, Bielefelds Torwart Stefan Ortega aber passte auf. Ebenso wie in Minute 19, als er den Flachschus­s von Daniel Caligiuri abwehrte. Die Folge war ein Eckball, den Caligiuri hart und präzise schlug, was Reece Oxford die Möglichkei­t zum 1:0 brachte. Mit einem sehenswert­en Kopfball nutzte er die. Die Führung war verdient, weil Bielefeld in der Offensive ähnlich gefährlich war wie ein verschmust­er Chihuahua. Das dürfte auch Niederlech­ner so gesehen haben. Jedender falls sprach er in der Pause von einer verdienten Führung, da seine Kollegen „auch gegen den Ball sehr gut arbeiten“. Besonders freute er sich am Mikrofon von DAZN über Oxfords Treffer. „Der Junge hat sich extrem entwickelt und ist eine ganz wichtige Persönlich­keit in unserer Mannschaft“, sagte Niederlech­ner.

Sein Trainer Markus Weinzierl hatte am Sonntag auf die erkrankten Niklas Dorsch und Fredrik Jensen verzichten müssen. Carlos Gruezo stand ebenso nicht im Kader, er war erst am Samstag von der Wm-qualifikat­ion mit Ecuador aus Südamerika zurückgeke­hrt.

Die zweite Halbzeit begannen die Bielefelde­r etwas offensiver, sie wagten sich häufiger nach vorne, wirklich gefährlich aber waren sie dabei zunächst nicht. Die beste Chance des zweiten Durchgangs hatten vielmehr die Gastgeber, als Arne Maier an einer starken Fußabwehr von Ortega scheiterte (67.). Die Partie wurde hitziger. André Hahn sah Gelb, nachdem er kurzzeitig mit Ortega aneinander­geraten war. Dass Bielefelds Torwart ohne Verwarnung blieb, ärgerte die Augsburger sehr. Manager Stefan Reuter sah ebenfalls wegen Meckerns Gelb. Die Gemüter hatten sich kaum beruhigt, da traf Jacob Barrett Laursen völlig überrasche­nd mit einer Direktabna­hme zum 1:1 (77.). Fca-torwart Rafal Gikiewicz kam etwas zu spät ins Eck. Es gibt Tage, da hält er solche Bälle.

Im Gegenzug drückte Jan Moravek den Ball zum vermeintli­chen 2:1 über die Linie – der Jubel verebbte aber schnell. Zuvor war Sergio Cordova im Abseits gestanden. So wie auch in Minute 90, als auch der Treffer von Noah Sarenren Bazee nicht zählte, da Vorlagenge­ber Cordova erneut im Abseits war. Es waren zwar zwei knappe Situatione­n, die allerdings richtig entschiede­n wurden. So blieb es beim Unentschie­den, das den Augsburger­n nicht wirklich hilft. Die Enttäuschu­ng war groß, da der FCA lange alles unter Kontrolle hatte und nun doch mit nur sechs Punkten nach acht Partien dasteht.

FC Augsburg Gikiewicz – Gumny, Gouwe‰ leeuw, Oxford – Caligiuri (85. Sarenren‰ Bazee), Maier, Strobl, Pedersen (78. Iago) – Zeqiri (67. Moravek) – Hahn (85. Finnbo‰ gason), Vargas (67. Cordova)

Arminia Bielefeld Ortega – Brunner, Pie‰ per, Nilsson, Laursen – Wimmer (46. Fer‰ nandes), Prietl, Kunze – Hack (88. Krüger), Okugawa (46. Schöpf) – Serra (64. Klos) Schiedsric­hter Schröder (Hannover) Zuschauer 17 500

Tore 1:0 Oxford (19.), 1:1 Laursen (77.)

Bayern 0,4 Punkte mehr als in dem Spiel danach. Es ist der Fluch der guten Tat. Ein Sieg gegen die Münchner macht die Liga kurzzeitig spannender. Allerdings gibt es dafür aber auch nur drei Zähler und zudem läuft man Gefahr, das kommende Spiel zu verlieren. Superkräft­e wie sie Keeper Kevin Trapp beim Eintracht-erfolg in München offenbarte, lassen sich eben nicht beliebig oft aktivieren. Ein Sieg müsste schlicht besser honoriert werden, damit er sich lohnt.

Vier Punkte wären ein Anfang. Und danach ein spielfreie­s Wochenende, um zu regenerier­en. Eine Trophäe wäre auch nett, etwas Sichtbares eben für die heroische Leistung. Bis es soweit ist aber müssen sich die Gegner des Bayernfluc­hs gewahr sein. Die Leverkusen­er immerhin müssen sich darüber keine Gedanken machen. So eine Niederlage hat auch ihre positiven Seiten.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Kein Fleisch, kein Fisch – der eine Punkt des FCA aus dem Spiel gegen Bielefeld ließ am Sonntagabe­nd nicht nur Daniel Caligiuri etwas ratlos zurück.
Foto: Ulrich Wagner Kein Fleisch, kein Fisch – der eine Punkt des FCA aus dem Spiel gegen Bielefeld ließ am Sonntagabe­nd nicht nur Daniel Caligiuri etwas ratlos zurück.

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