Neu-Ulmer Zeitung

„Sternstund­en“feiert begeistern­de Premiere

- VON DAGMAR HUB

Auftritt Das neue Musical der Musikschul­e Neu-ulm führt alte Höhepunkte geschickt zusammen. Es ist erstaunlic­h, wie schnell einige der Solo-darsteller­innen und -Darsteller ihre Talente entwickelt­en

Neu‰ulm Das Glück darüber, endlich wieder auf der Bühne stehen zu dürfen, strahlte aus den Gesichtern der Jugendlich­en, und das Engagement war trotz der kurzen Probenzeit riesig: Das Musical „Sternstund­en“der Musikschul­e Neu-ulm erlebte im Edwin-scharff-haus eine begeistern­de Premiere, der am Wochenende weitere Aufführung­en folgten – unterhalts­am und attraktiv in Szene gesetzt. Die musikalisc­he Begleitung der Sängerinne­n und Sänger kam diesmal von einer Lehrerband der Musikschul­e um deren Leiter Matthias Haacke und seinen Stellvertr­eter Jens Blockwitz.

Gleich nach dem Casting im Oktober war der lange Lockdown gekommen, und gemeinsame Proben der jungen Sängerinne­n und Sänger waren erst kurz vor der Sommerpaus­e wieder möglich gewesen. Ganz erstaunlic­h ist deshalb, wie schnell einige der Solo-darsteller­innen und -Darsteller von „Sternstund­en“ihre Talente entwickeln konnten – stimmlich vor allem die starke Nina Mihulka in der Rolle des rücksichts­losen Musikprodu­zenten Master Ego und Danaé Steelandt als sensible Außenseite­rin Manu und schauspiel­erisch Sarah Lohse als Choreograf­in Flora.

Worum geht es in der Musicalrev­ue „Sternstund­en“? Der Titel erinnert nicht zu Unrecht an Sternstund­en der Musikschul­e durch grandiose Musical-aufführung­en – die Ohrwürmer von „Das große Lampenfieb­er“wie „40 Grad Fieber“oder „Rattenfäng­er“, komponiert von Markus Munzer-dorn und Jens Blockwitz und aufgeführt zu Neu-ulms Stadtjubil­äum 2017,

im Ohr nie wirklich verklungen, und das den Flugpionie­r Hermann Köhl porträtier­ende „Ozeanflieg­er“beider Komponiste­n und Musiker aus dem Jahr 2019 ist sowieso noch präsent. Länger zurück, aber mit eindrucksv­ollen Bildern hatte Jens Blockwitz’ musikalisc­he Bearbeitun­g von Margaret Gutmanns Theaterstü­ck „Mädchen in Uniform“vor elf Jahren viel Anklang gefunden. Aus allen drei Werken in Zeiten der Pandemie ein neues zu machen, Handlungen mit stimmigen Dialogen ineinander zu verflechte­n, die Best-ofs zur Wirkung zu bringen – dieser Aufgabe hatten sich unter der Gesamtleit­ung von Matthias Haacke Markus Munzer-dorn als Texter und Marion Weidenfeld als Regisseuri­n verschrieb­en, unterstütz­t von weiteren Kräften der Musikschul­e.

So entstand ein Musical, das zwar Bekanntes aufleuchte­n ließ, das aber auch mit einem Augenzwink­ern aktuelle Standpunkt­e aufnimmt – natürlich muss neben Hermann Köhl im neuen Musical auch Amelia Earhart ihren Platz finden, die erste Frau, die fünf Jahre nach Charles Lindbergh als erste Frau den Atlantik im Alleinflug von Amerika nach Europa überflog. Die lesbischen Gefühle der Schülerin Manu, deren Mutter kurze Zeit zuvor gestorben war, erwidert Choreograf­in Flora nicht – das Ende ist dennoch (anders als in „Mädchen in Uniform“) ein freundscha­ftliches. Vor allem: Nach dem Casting einer Gruppe Jugendlich­er aus verschiede­nen sozialen Schichten, die die Hoffnung und Illusion haben, dass die Welt auf ihre Talente gewartet hat, und die eigentlich zu Konkurrent­en werden, schaffen es weder der rücksichts­lose Master Ego noch sein smarterer, die Bewerberin­nen und Bewerber aber ebenso für seine Reputation benützende­r Kollege Bob – im Stil Dieter Bohlens – den Zusamsind menhalt der Jugendlich­en zu sprengen. Sie setzen sich gegen die Produzente­n durch. Sie wollen als Gruppe ihr Ding machen, für eine bessere Zukunft, und keiner soll zuproduzen­t rückbleibe­n. Einziger Wermutstro­pfen: Ein erhebliche­r Teil des Publikums, Kinder und Jugendlich­e wie Eltern und Großeltern, ignorierte die Maskenpfli­cht im Saal.

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Foto: Dagmar Hub Das Musical „Sternstund­en“führt Elemente besonders erfolgreic­her Aufführung­en der Musikschul­e Neu‰ulm zusammen. Die Pre‰ miere verstand zu begeistern.

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