Neu-Ulmer Zeitung

„Wie gut soll er noch werden?“

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Basketball Nba-experte André Voigt über die neue Saison, Favoriten und die deutschen Spieler

in der besten Liga der Welt. Für das größte Spektakel sorgt aber ein Mann aus Slowenien

Herr Voigt, die Nba-saison 2021/2022 startet in dieser Woche. Wie groß ist die Vorfreude?

Voigt: Schon sehr groß! Vor zwei Jahren hatten wir ja die Situation, dass die Saison zunächst ausgesetzt und dann doch in Orlando auf dem Gelände von Disney World in einer Bubble als Turnier zu Ende gespielt wurde. Nachdem auch die vergangene Spielzeit stark verkürzt ausgetrage­n wurde, haben wir jetzt endlich wieder eine normale Saison mit 82 Partien im gewohnten Modus. Natürlich existiert Corona nach wie vor – aber das spielt mittlerwei­le eine eher untergeord­nete Rolle.

Was sind für Sie die spannendst­en Fragen und Entwicklun­gen?

Voigt: In Brooklyn haben wir ein Superteam, das ja in der vergangene­n Saison auch schon so zusammen war. Mit Kevin Durant, dem vielleicht besten Spieler der Welt momentan. Mit James Harden, der ebenfalls zu dieser Kategorie zählt und Kyrie Irving – einem der besten Scorer, die die NBA hat. Im letzten Jahr waren diese Jungs immer verletzt und haben kaum einmal zusammen gespielt. Jetzt sind sie eigentlich alle fit – und dann sorgt Kyrie Irving plötzlich für Schlagzeil­en, weil er sich nicht gegen das Corona-virus impfen lassen möchte. Das Problem ist: Solange Kyrie nicht geimpft ist, kann er laut einem Gesetz in New York City in einem geschlosse­nen Raum wie eben einer Halle nicht spielen. Deshalb ist er auch momentan weg vom Team. Ich bin wirklich megagespan­nt, wie sich diese Situation entwickelt.

Mit Dennis Schröder (Boston Celtics), Daniel Theis (Houston Rockets), Maxi Kleber (Dallas Mavericks), Isaac Bonga (Toronto Raptors), Isaiah Hartenstei­n (Los Angeles Clippers) sowie den Brüdern Moritz und Franz Wagner (beide Orlando Magic) gibt es in dieser Saison gleich sieben deutsche Akteure, die bei Nbateams unter Vertrag stehen.

Voigt: Ein deutsches Brüderpaar gemeinsam bei einem NBA-KLUB gab es noch nie. Gerade Franz Wagner ist jemand, dem man wirklich viel zutrauen kann. Sein Bruder Moritz wird versuchen, noch mehr Konstanz in seine Karriere zu bekommen. Beide sind bei einem sehr jungen Team, was das Ganze noch spannender macht.

Zu einer anderen Kategorie zählt das Trio Schröder, Theis und Kleber ... Voigt: Diese drei Jungs gehören definitiv zu den Leistungst­rägern in ihren Teams. Schröder hätte ja eigentlich einen großen Vertrag bei den Los Angeles Lakers (84 Millionen Us-dollar für vier Jahre) unterschre­iben können. Das hat er damals abgelehnt, weil er als Free Agent den Markt testen wollte. Plötzlich war dieses Geld weg und er ging schließlic­h für „nur“sechs Millionen Usdollar nach Boston. Dort kann und möchte er sich jetzt in diesem Jahr für seinen nächsten Vertrag beziehungs­weise einen großen Zahltag empfehlen.

Was in der vergangene­n Saison auffällig war: Zahlreiche Akteure, darunter auch Superstars wie Kawhi Leonard (Los Angeles Clippers/kreuzbandr­iss) oder Jamal Murray (Denver Nuggets/kreuzbandr­iss), zogen sich teilweise schwerwieg­ende Verletzung­en zu. Ordnen Sie das unter der Rubrik „Pech und Risiko“ein oder ist es eher doch die Folge der enormen körperlich­en Belastung der Profis im zurücklieg­enden Jahr?

Voigt: Man kann zweifelsoh­ne sagen, dass hier Raubbau an den Körpern der Spieler betrieben wurde. Coronabedi­ngt war der Spielplan sehr eng getaktet. Es gab in diesen Monaten auch Aussagen von Physiother­apeuten, die beschriebe­n haben, dass sie permanent nur am Massieren seien, damit die Jungs überhaupt in der Lage sind, ihre Spiele halbwegs zu absolviere­n. Etwaige Defizite, beispielsw­eise bei den Muskeln, konnten überhaupt nicht therapiert werden. Im Vergleich dazu ist es in dieser Spielzeit deutlich besser – wobei man aber gleichzeit­ig schon sagen muss, dass die hohen Belastunge­n und Verletzung­en der Vorsaison immer noch nachwirken. Man kann nur hoffen, dass die jetzige Saison deutlich stressfrei­er wird.

Einer der spannendst­en, spektakulä­rsten und talentiert­esten Nba-spieler ist Luka Doncic von den Dallas Mavericks. Was erwarten Sie von dem gerade erst 22-jährigen Slowenen?

Voigt: Bei ihm fragt man sich ja so ein bisschen: Wie gut soll er überhaupt noch werden? Von seinem ersten bis zum zweiten Jahr hat er schon einen riesengroß­en Sprung gemacht. Vom zweiten zum dritten Jahr sind seine Zahlen hingegen nahezu gleich geblieben. Das lag aber unter anderem auch daran, dass sich die Mannschaft der Mavs etwas verändert hat. Nicht nur bei ihm ist das große Thema der Drei-punktewurf. Wenn er es hinbekommt, dass sein „Dreier“wirklich konstant gut fällt, öffnet sich für ihn das Spiel noch mehr. Für mich ist Luka Doncic in dieser Saison der Topfavorit auf den Mvp-titel.

Wir hätten gerne noch zwei Expertenti­pps. Zunächst: Welches Team wird sich die Meistersch­aft sichern?

Voigt: Da muss man wahrschein­lich mit Brooklyn gehen. Wir haben die Problemati­k rund um Kyrie Irving ja thematisie­rt. Aber selbst ohne ihn verfügen die Nets über eine tiefe Mannschaft sowie mit Kevin Durant und James Harden über zwei Akteure, die du einfach nicht stoppen kannst. Sind Sie der Topfavorit.

Und welches Team aus dem Westen wird es in die Finals schaffen?

Voigt: Jeder würde an dieser Stelle wohl die Lakers nennen – und das würde ich letztlich wohl auch machen. Es ist schon verdammt schwer, gegen dieses überragend­e Duo James/davis zu bestehen. Für die Finals wird dies aller Voraussich­t nach reichen. Doch Meister werden am Ende wohl die Brooklyn Nets.

Interview: Dirk Sing

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Foto: dpa Luka Doncic von den Dallas Mavericks ist erst 22 Jahre alt und schon einer der Su‰ perstars der NBA.

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