Der Kampf der glücklosen Pfuhlschnepfe
Vogel erreicht einfach nicht Winterquartier
Wellington Mitte September machte ein glückloser Zugvogel weltweit Schlagzeilen. Die Pfuhlschnepfe mit der Kennung 4BWRB geriet in so starken Gegenwind, dass sie auf ihrem Weg nach Neuseeland nach 2000 Kilometern umkehren und nach Alaska zurückfliegen musste. Nach einem 57-stündigen Nonstopflug landete der Langstreckenspezialist, dessen Migration vom neuseeländischen Department of Conservation mittels eines Funksenders verfolgt wird, wieder an seinem Ausgangsort (wir berichteten).
Forscher warteten gespannt darauf, was das ausgewachsene Männchen als nächstes tun würde. Schließlich hatten viele seiner Artgenossen die Marathon-strecke nach Neuseeland zu diesem Zeitpunkt bereits bewältigt. Die gute Nachricht ist: Die Schnepfe gab sich entschlossen und hob wenige Tage später erneut in Richtung Südhalbkugel ab, wie der Zoologe Phil Battley von der neuseeländischen Massey University sagt. Dabei sei sie auch zunächst gut vorangekommen.
Dann aber wurde der Vogel erneut mit heftigen Winden konfrontiert – dieses Mal an der Südspitze von Neukaledonien. „Ich dachte, dass er Richtung Australien weiterfliegen würde, aber stattdessen flog er nordwestlich die Länge der Insel ab und überquerte sie dann, um genau da zu landen, wo er jetzt ist.“
Dieselbe Pfuhlschnepfe war bereits 2020 zu einem längeren Zwischenstopp gezwungen und harrte damals 38 Tage in Neukaledonien aus. Experten sind fasziniert, weil das Tier offenbar genau weiß, wo es sich befindet. „Ganz offensichtlich kennt es diesen Ort und mag ihn“, so Battley. Der Vogel sei jetzt seit 18 Tagen auf der Insel in der Südsee. Es könne noch etwas dauern, bis er wieder losfliege, um Neuseeland doch noch zu erreichen, glaubt Battley. Pfuhlschnepfen (Limosa lapponica) sind bekannt dafür, dass sie große Distanzen überwinden, um in ihr Winterquartier zu gelangen. Die mindestens 11000 Kilometer lange Nonstop-migration zwischen Alaska und Neuseeland ist eine der längsten der Vogelwelt. (dpa)