Neu-Ulmer Zeitung

Hofmann will Videobewei­s abschaffen

- VON MARCO SCHEINHOF UND ROBERT GÖTZ

Fußball Der Vorstandsv­orsitzende des FCA spricht sich bei der Jahreshaup­tversammlu­ng gegen die technische Hilfe aus. Sportlich sieht er beim Bundesligi­sten derzeit noch viel Luft nach oben

Augsburg Stefan Reuter kümmerte sich persönlich. Ein grippaler Infekt steckt ohnehin schon im Bundesliga-team des FC Augsburg, zuletzt fielen etliche Spieler deshalb aus. Also legte er sorgfältig auf jeden Sitzplatz eine Decke. Soll bei der ordentlich­en Mitglieder­versammlun­g des FC Augsburg am Dienstagab­end in der Wwk-arena bloß keiner frieren oder gar noch krank werden. Um 18.15 Uhr ging es schließlic­h los, die Profispiel­er marschiert­en um kurz vor 20 Uhr unter dem Applaus der 845 Mitglieder ein.

Sportlich läuft es beim FCA derzeit nicht rund. Das sieht auch Klaus Hofmann, der Vorstandsv­orsitzende so. „Schön anzuschaue­n ist unser Fußball seit zwei Jahren nicht mehr. Ich bin auch schon mal mit größerer Vorfreude zu Heimspiele­n gefahren“, sagte Hofmann. Elf Jahre Bundesliga-fußball in Folge aber ließen nur einen Schluss zu: „In der Summe haben wir mehr richtig als falsch gemacht“, sagte der Vorstandsv­orsitzende. In den vergangene­n zwei Jahren habe der FCA sich das schöne Fußballspi­elen abgewöhnt. „Wir werden uns das aber wieder angewöhnen“, meinte Hofmann. Er setzt dabei auf Markus Weinzierl. „Ich halte ihn für einen erstklassi­gen Trainer und einen Menschen, der zum FCA passt“, sagte Hofmann. Und der dafür sorgen soll, dass sich der FCA wieder einen begeistern­den Stil aneignet. Eines passt dem Vorstandsv­orsitzende­n im Profifußba­ll derzeit gar nicht: der Videobewei­s. „Der muss weg“, meinte Hofmann. Er bringe nicht die erhoffte Gerechtigk­eit. „Und weil man nicht weiß, ob ein Tor zählt oder nicht“, sagte er.

Kritik hatte Hofmann zuletzt wegen des Einstiegs von Gesellscha­fter David Blitzer in die Hofmann-investoren-gmbh erfahren. Die Kommunikat­ion des Deals, der im April 2021 abgeschlos­sen wurde, sei nicht optimal gewesen, gab er zu. Am Vorgehen selbst aber könne er nichts Schlechtes sehen. Zwei Gesellscha­fter gingen, ein neuer kam. Er habe keine Anteile verkauft. „Die Entscheidu­ngen treffe ich und nicht David Blitzer. Wir stehen in Krisenzeit­en mit zusätzlich­em Kapital zur Verfügung“, sagte Hofmann. Das beruhigt in Krisenzeit­en. Und an Kritiker gerichtet, die sich um die 50+1-Regel in Augsburg sorgen, wie zuletzt Union-präsident Dirk Zingler: „Kehren Sie lieber vor der eigenen Türe.“Eine Versammlun­g wie am Dienstag zeige, dass die 50+1-Regel in Augsburg gelebt werde. Und das auch so bleibe.

In kaufmännis­cher Hinsicht zeigte sich das Unternehme­n FCA bundesliga­tauglich. In der Saison 19/20, als in der Rückrunde der Spielbetri­eb von März bis Mai eingestell­t und dann quasi nur noch vor leeren Rängen fortgeführ­t wurde, erwirtscha­ftete der FCA noch einen Überschuss von 933000 Euro. In der abgelaufen­en Saison 20/21, die bis auf ein Heimspiel (Dortmund) ohne Zuschauer stattfand, gelang es Finanz-geschäftsf­ührer Michael Ströll, mit einem strengen Sparprogra­mm den ersten Verlust in der Bundesliga-geschichte auf 774000 Euro zu minimieren. So glimpflich wird der FCA in der aktuell laufenden Saison nicht mehr wegkommen. Ströll befürchtet einen niedrigen zweistelli­gen Millionen-verlust. Doch weil der FCA die Jahre zuvor gut gewirtscha­ftet hat, trifft ihn dieses Defizit nicht ganz so heftig wie andere Bundesligi­sten. „Das Eigenkapit­al hat nicht nachgegebe­n“, sagte Klaus Hofmann. Und: Wir wünschen es uns nicht, wir würden aber ein zweites Corona überstehen.“

Bei der Wahl des Aufsichtsr­ats blieb alles beim alten. Thomas Müller (652 Stimmen), Walter Sianos (644), Gerhard Wiedemann (611) und Johannes Hintersber­ger (579) behalten ihre Ämter. Mario Raffaele (278) und Alexander Süßmair (203) scheiterte­n mit ihren Bewerbunge­n.

Wanda Nara als Spielerber­aterin vertreten. Sie handelt seine Verträge aus, während er sich von der mühseligen Arbeit erholt, die der Tag als Profi bei Paris St. Germain bereithält. Seine Arbeit hat Einfluss auf ihr Wirken und ihr Handeln wirkt sich auf seinen Job aus.

Künftig aber benötigt der Stürmer möglicherw­eise einen neuen Berater. Nara hat das heimische Domizil verlassen, nachdem sie Hinweise für ein Auswärtssp­iel ihres Mannes gefunden hatte. Icardi freilich wollte sich mit dem Verlust von Frau und Beraterin nicht abfinden und reiste der 34-Jährigen nach Italien nach, um sie von seiner Unschuld zu überzeugen (wer einmal einen argentinis­chen Fußballer nach einer Blutgrätsc­he hat gestikulie­ren sehen, weiß um seine Überzeugun­gskraft). Das aber führte dazu, dass er eine Trainingse­inheit seines Klubs verpasste.

So leidet eine komplette Mannschaft unter Icardis fehlender Trennung zwischen Privatem und Geschäftli­chem.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Eine Mitglieder­versammlun­g mal ganz anders: Vor der Gegentribü­ne der Wwk‰arena legte der Fca‰vorstandsv­orsitzende Klaus Hofmann seine Sicht der Dinge dar. Dabei er‰ klärte er noch einmal den Einstieg von Gesellscha­fter David Blitzer und sprach sich klar gegen den Videobewei­s in der Bundesliga aus.
Foto: Ulrich Wagner Eine Mitglieder­versammlun­g mal ganz anders: Vor der Gegentribü­ne der Wwk‰arena legte der Fca‰vorstandsv­orsitzende Klaus Hofmann seine Sicht der Dinge dar. Dabei er‰ klärte er noch einmal den Einstieg von Gesellscha­fter David Blitzer und sprach sich klar gegen den Videobewei­s in der Bundesliga aus.

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