Neu-Ulmer Zeitung

Sex, Lügen und ein Video

- VON BIRGIT HOLZER

Frankreich Karim Benzema steht vor Gericht, weil er versucht haben soll, einen Mannschaft­skollegen zu erpressen

Paris Es ist eine Geschichte, wie sie sich eigentlich in einem Schulhof zutragen könnte oder in einem Hinterhof zwischen kleinen Gangstern, die einander ebenso trickreich wie niveaulos hintergehe­n. Doch da sich die Ereignisse teilweise in Umkleideka­binen von Fußballpro­fis der französisc­hen Ligue 1 abspielten, diese mitbeteili­gt waren und es theoretisc­h um viel Geld ging, kommt es nun ab Mittwoch zu einem spektakulä­ren Prozess.

Das liegt vor allem an einem der fünf Angeklagte­n, Karim Benzema. Dem französisc­hen Stürmer von Real Madrid wird vorgeworfe­n, als Komplize in der sogenannte­n „Sextape-affäre“um versuchte Erpressung seines Nationalte­am-kollegen Mathieu Valbuena fungiert zu haben. Im Fall einer Verurteilu­ng durch das Gericht in Versailles drohen Benzema bis zu fünf Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe von bis zu 75000 Euro. Als Nebenkläge­r treten Valbuena selbst, der derzeit bei Olympiakos Piräus unter Vertrag steht, sowie der Französisc­he Fußball-verband FFF auf.

Die Vorgänge gehen auf das Jahr 2015 zurück. Benzema soll in einem abgekartet­en Spiel Valbuena dazu gedrängt haben, sich an einen Freund zu wenden, nachdem Erpresser ihm mit der Veröffentl­ichung intimer Videos gedroht hatten. Bei diesem „Freund“handelte es sich allerdings um ein Mitglied des Erpresser-teams selbst, nämlich den Technik-freak Axel Angot. Diesen hatte Valbuena im Sommer 2014 darum gebeten, sein Handy mit verloren gegangenen Daten wiederherz­ustellen. Angot sicherte dabei auch ein Video, das den Fußballpro­fi

beim Liebesspie­l mit einer Frau zeigte. Mit zwei weiteren Drahtziehe­rn, unter ihnen Benzemas Kindheitsf­reund Karim Zenati, heckte Angot den Plan aus, Valbuena

unter Druck zu setzen. Man wollte ihm Hilfe für einen Bruchteil der von den vermeintli­chen Erpressern geforderte­n 150000 Euro anbieten.

Valbuena aber spielte nicht mit, sondern erstattete Anzeige. Aus von den Ermittlern abgehörten Telefonges­prächen gingen kompromitt­ierende Informatio­nen hervor. So berichtete Benzema Zenati kurz nach einem Gespräch mit Valbuena: „Ich habe ihm gesagt: Ich werde dir die Sache hinbiegen. Du musst den Typen treffen, mit ihm reden. Wir sind dafür da, es zu regeln. Wenn du nicht willst, lass es sein. Ich habe dich gewarnt!“Valbuena zufolge hatte Benzema ihm gegenüber behauptet, das Video gesehen und eine charakteri­stische Tätowierun­g darauf erkannt zu haben. Das war eine Lüge, wie Benzema später gegenüber einer Untersuchu­ngsrichter­in zugab. Er wisse selbst nicht mehr, warum er das behauptet habe, aber er habe seinem Kumpel Valbuena einfach nur helfen wollen. „Anderes hatte ich nicht im Sinn, weder Erpressung noch Geld. Ich habe Geld. Ich brauche keins.“Ob er persönlich vor Gericht erscheinen wird, ist unklar. Die Affäre brachte ihm auch sportliche Nachteile, da er jahrelang nicht mehr in der Nationalma­nnschaft spielen durfte – erst dieses Jahr wurde er wieder eingeladen.

Ursprüngli­ch wurde in dem Fall auch gegen den ehemaligen Fußball-profi Djibril Cissé ermittelt, doch das Verfahren wurde wieder eingestell­t. Auch Cissé, der zuvor selbst von mutmaßlich­en Drahtziehe­rn wegen eines Sex-videos erpresst worden war, hatte Valbuena kontaktier­t, um ihn zu warnen, jedoch keine Antwort erhalten.

Der Prozess endet am Freitag.

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Foto: dpa Mathieu Valbuena (links) und Karim Ben‰ zema spielten einst zusammen für die französisc­he Nationalma­nnschaft – nun sieht man sich vor Gericht.

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