Die „Seejockel“ aus Pfuhl planen weit voraus
Pfuhl Die „Gesellschaft der Pfuhler Seejockel“beginnt jetzt mit ihren Vorbereitungen auf die Saison 2021/2022.
Am 27. Oktober, 19 Uhr, erfolgt zunächst im historischen Pfuhler Museumsstadel die Jahreshauptversammlung mit Wahlen der gesamten Vorstandschaft.
Dann will die Gesellschaft wieder „in See stechen“. Der amtierende Vereinsvorsitzende Dirk Rothfuchs teilt schon die Termine für die kommende Saison mit, sofern die Pandemie die Veranstaltungen zulässt: Donnerstag, 11. November, Weißwurstfrühstück im Pfuhler Schützenheim und Inthronisation des Prinzenpaares in der Seehalle; Sieben-schwaben-prunksitzung am 5. Februar 2022 in der Seehalle; Gombiger Donnerstag in Pfuhl am 24. Februar; Kinderfasching am Sonntag, 27. Februar, in der Seehalle; Kehraus am Dienstag, 1. März; Fischessen am Mittwoch, 2. März. Die traditionelle Karfreitags-wanderung ist auf 15. April 2022 angesetzt, die Teilnahme am Pfuhler Dorffest auf Samstag, 2. Juli. Für die Tage Freitag und Samstag, 9./10. September, ist dann ein Weinfest geplant.
Dirk Rothfuchs weist jetzt schon darauf hin, dass sämtliche Veranstaltungen mit den am jeweiligen Termin gültigen Hygiene- und Infektionsschutzbestimmungen ausgerichtet werden. (pfl)
Landkreis Neuulm Der Landkreis Neu-ulm ist sicherlich nicht arm an Hügeln. Doch einer sticht besonders heraus, weil er völlig anders ist. Die kleine Erhebung zwischen Burlafingen und Thalfingen, auf der oft so friedlich die Schafe grasen, ist die ehemalige Kreismülldeponie Pfuhl. Vor mehr als 20 Jahren musste sie mit Millionenaufwand saniert werden, weshalb Kreispolitiker damals darüber diskutierten, ob es nicht besser sei, die Abfälle auszugraben und zu verfeuern. Heute sind alle froh, dass es den „Monte Müllo“immer noch gibt, denn er hat sich sogar als ausgesprochen nützlich erwiesen.
1972 war es noch gang und gäbe, den Müll einfach in eine große Grube zu kippen. Diesen Gepflogenheiten verdankt auch die Pfuhler Deponie ihre Existenz. Mitte 1989 war Schluss und der auffällige Haufen unweit der Donau wurde erst mal provisorisch abgedeckt. Doch das reichte natürlich nicht, weshalb die Kreispolitik darüber debattierte, wie mit dem unschönen Hügel langfristig zu verfahren sei, in dem rund eine Million Tonnen Zivilisationsabfall stecken. Sie entschied sich dafür, den Haufen vernünftig zu sanieren, um die Umweltbelastungen, die von der Deponie ausgingen, möglichst gering zu halten. Es war eine aufwendige Angelegenheit. Daran erinnerte jetzt im Werkausschuss des Landkreises der Mann, der in der Kreisverwaltung für den künstlichen Hügel zuständig ist, Martin Bayr. Drei Jahre dauerte es, den Haufen mit einer festen Abdeckschicht zu versehen, ihn mit einer Drainage zu durchziehen und ein System zu installieren, mit dem sich das schädliche Deponiegas auffangen und verarbeiten lässt. Vor ziemlich genau 20 Jahren war alles fertig. Es hat sich gelohnt, findet nicht nur Martin Bayr.
Auch wenn eine satte Lehmschicht die Deponie bedeckt, so dringt doch Wasser ein und fließt durch den Müllhaufen. Diese Feuchtigkeit ist laut Bayr nötig für den Zersetzungsprozess des Abfalls. Er beschreibt den riesigen Haufen als großen „Bioreaktor“. Solche Sickerwässer landen in einem komplexen Leitungssystem und fließen in ein Sammelbecken. Seit 2003 läuft das belastete Nass durch drei Aktivkohleanlagen, die das organische Material herausfiltern. Mittlerweile wird nach den Worten von Bayr nur noch eine benötigt. Weil sich der Müllhaufen schon sehr stark „abreagiert“hat, fällt die Verschmutzung des Wassers deutlich geringer aus als früher. Auch die Belastung des Grundwassers mit Chlorid, also Verbindungen des chemischen Elements Chlor, sei mittlerweile sehr stark zurückgegangen. Bayr: „Die Sanierung war ein voller Erfolg.“
Das Deponiegas, das bei der Zersetzung des Mülls entsteht, fängt sich in 37 sogenannten Brunnen, in eine Verdichterstation und treibt einen Motor an, der wiederum Strom produziert. Vor zwei Jahrzehnten fiel noch jährlich rund eine Million Kubikmeter Gas an, hauptsächlich das klimaschädliche Methan. Jetzt sind es „nur noch“rund 800.000 Tonnen. Ein Ende der Gasproduktion ist noch nicht abzusehen. „Das wird uns noch einige Jahrzehnte beschäftigen“, prophezeit Bayr. Mit dem produzierten Strom lassen sich rund 150 Haushalte mit Energie versorgen. Hinzu kommt noch die Fotovoltaikanlage auf der Hügelkuppe, die liefert auch noch ordentlich Strom. Zusammen mit der Gas-energie ließe sich nach
Schätzung von Bayr der Jahresbedarf einer Gemeinde von der Größe Steinheims decken. Sein Fazit 20 Jahre nach Sanierungsende: „Wir haben die Deponie voll im Griff.“
Das hörten die Mitglieder des Werkausschusses gerne. Vizelandrat Franz-clemens Brechtel fand, der Kreis habe seine ökologischen Hausaufgaben gemacht. Andernorts gehen Kommunen auch anders mit ihren alten Deponien um. Deshalb fragte Jürgen Bischof, ob es die Möglichkeit gebe, den Haufen als Rohstoffquelle zu nutzen, wie dies ja anderswo schon geschehe. Ein solches „urban mining“macht in den Augen von Bayr keiströmt nen Sinn, denn viel Verwertbares stecke nicht drin, schon vorher seien Wertstoffe aussortiert worden: „So viel wird nicht drinnen sein.“Außerdem sei der Müll mit Erde und Bauschutt gemischt. Selbst wenn der übrige Abfall nun verbrannt würde, bliebe noch ein Drittel des Deponiekörpers übrig. Brechtel regte an – im Scherz, wie er später zugab – den Hügel als Crossparcours für Radfahrer zu nutzen. Das wiederum hielt die Grüne Gabriele Salzmann für eine gute Idee. Wie auch immer: „Wir können alle zufrieden sein“, sagte Brechtel, „wir haben mit der Sanierungsentscheidung alles richtig gemacht.“