Neu-Ulmer Zeitung

Ulmer Daten‰projekt präsentier­t sich in Dubai

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Innovation Die Stadt hat wieder mal eine Vorreiterr­olle übernommen. Es geht um Digitalisi­erung. Damit lässt sich sogar eine Rattenplag­e bekämpfen

Ulm Der innovative „Lorapark“am Ulmer Weinhof existiert seit Sommer 2020, gut ein Jahr nach der Eröffnung wurde jetzt Geburtstag gefeiert. Diese Einrichtun­g, die für manchen ein „Schaugarte­n für sensorbasi­erte Lösungen“ist, für andere die „Ulmer Outdoormes­se, die 365 Tage nutzbar ist“, kennen aber immer noch nicht viele in der Region. Doch am Weinhof lässt sich erleben, wie Ulm in Sachen Digitalisi­erung voranschre­itet. Und zwar hier mit „Lorawan“, einer Technik für drahtlose, batteriebe­triebene, mit wenig Energie auskommend­e Systeme in einem Netzwerk. Das kann sogar dazu dienen, Ratten zu bekämpfen.

Bei Lorawan geht es um Datenausta­usch auf vielen Anwendungs­gebieten, sei es, um den Besucheran­drang bei Freiluftve­ranstaltun­gen zu regulieren, um aufkommend­es Hochwasser oder um Baumängel. Alle können das Netzwerk kostenlos nutzen. Lorawan und Lorapark werden nun als Ulmer Weg in die Digitalisi­erung, speziell das Lorawan-konzept, bei der Expo in Dubai im baden-württember­gischen Pavillon bis zum 31. März kommenden Jahres vorgestell­t. Eine Schaltung dorthin, die für die Feierlichk­eiten am Montagaben­d in der Ulmer Sparkasse in der Neuen Mitte geplant war, hat letztlich aber nicht geklappt.

Professor Frank Kargl von der Universitä­t Ulm, Vorstandsm­itglied im Verein „initiative.ulm.digital“, kümmert sich vorwiegend zusammen mit Andy Buchensche­it um das Projekt. Letzterer hat, so berichtete Kargl, 2016 bei einer Konferenz in Slowenien erstmals von Lora gehört und beschlosse­n, dieses Projekt auch in Ulm umzusetzen. „Ulm ist eine der ersten Städte mit voll ausgebaute­m Lora-system“, berichtete Frank Kargl, „und Buchensche­it hatte auch die Idee zum Lorapark.“Diesen konnten Bürger am Montagnach­mittag besichtige­n und sich in die Geheimniss­e von Lora einführen lassen. Kargl zeigte auf, wie die technische Entwicklun­g auf den Sektoren Mikroelekt­ronik oder auch Funksystem­e und Batteriete­chnik vorangesch­ritten ist. Und auch, wie über einen zentralen Server ein Netz für die Datenweite­rgabe von Gerät zu Gerät aufgebaut wurde. „Und plötzlich beschäftig­en sich viele Menschen mit Lora“, so der Uniprofess­or.

Lora und Lorapark gehören längst zu Ulm und sind Bestandtei­l der Entwicklun­g zur „Smart City“. Oberbürger­meister Gunter Czisch zeigte sich davon begeistert: „Da hat eine ungeheure Dynamik stattgefun­den. Das ist ein spannender Weg, der Mehrwerte in der Region schafft. Wichtig ist: Das muss denen dienen, die daraus einen Nutzen ziehen können.“Er verwies darauf, dass der Umgang mit Daten „ein Riesenthem­a“und dabei Nachhaltig­keit und Klimaschut­z ganz wichtig seien und ergänzte: „Wir wollen den Kopf oben behalten und unseren eigenen, authentisc­hen Weg gehen.“Nicht ohne Stolz erklärte der OB: „Die Wissenscha­ftsstadt am

Oberen Eselsberg ist das Kraftzentr­um der Stadt, weil immer mehr Brücken gebaut werden. All das müssen wir mit der Bürgerscha­ft klären, uns selbst befähigen, mit dem Wandel mitzugehen.“

Neu-ulms Oberbürger­meisterin Katrin Albsteiger meinte zwar hinsichtli­ch Lora: „Es sieht so aus, als stecke manches noch in den Kinderschu­hen, aber es läuft schon was“, merkte dann aber an: „Wir sind bei der Digitalisi­erung voll dabei. Innovation muss stattfinde­n.“Und Albsteiger erklärte: „Wir sind auch Partner der Stadt Ulm, die Pionierarb­eit leistet.“Selbst habe sich Neuulm in Bayern auch für das Förderproj­ekt „Smart City“beworben und bis Ende 2022 solle das Konzept stehen.

Der Präsident der Universitä­t Ulm, Professor Michael Weber, sprach sich generell für die Vernetzung von Uni, Stadt und Wirtschaft aus und sagte: „Der Lorapark ist ein weiteres Beispiel für die Kreativitä­t und den Innovation­sgeist, die in der Stadt vorhanden sind.“

In Städten wie München, Berlin oder Stuttgart finde man ein solches verbindend­es System nicht. Was man mit Lorawan erreichen kann, zeigt die Untersuchu­ng bezüglich der Rattenbekä­mpfung mit Gift in einer 49.000-Einwohner-stadt. Jürgen Buchstalle­r, Geschäftsf­ührer eines Nürnberger Schädlings­bekämpfung­sunternehm­ens, berichtete, dass sich bei einer herkömmlic­hen Bekämpfung die Zahl der Ratten noch gesteigert habe, die Bekämpfung nach Ermittlung von Rattenhots­pots mittels Lorawan habe aber zu viel weniger Gifteinsat­z und zu einer klaren Reduzierun­g geführt. Ein anschaulic­hes Beispiel, das den Besuchern den Sinn des Systems verdeutlic­hte.

 ?? Foto: Stefan Kümmritz ?? Der „Lorapark“in Ulm ist ein Jahr alt und es wurde mit interessan­ten Reden sowie Vorträgen in der Ulmer Sparkasse gefeiert. Hier am Rednerpult Professor Frank Kargl von der Uni Ulm, der das „Lorawan“‰konzept in Ulm zusammen mit Andy Buchen‰ scheit vorantreib­t.
Foto: Stefan Kümmritz Der „Lorapark“in Ulm ist ein Jahr alt und es wurde mit interessan­ten Reden sowie Vorträgen in der Ulmer Sparkasse gefeiert. Hier am Rednerpult Professor Frank Kargl von der Uni Ulm, der das „Lorawan“‰konzept in Ulm zusammen mit Andy Buchen‰ scheit vorantreib­t.

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